Mitteilungsblatt des Pfadfinderkorps St. Georg, Kolonne Steyr, 4. Folge, Oktober 1935

Die Wölflingsbewegung. Als einige Jahre nach der im Jahre 1908 erfolgten Gründung der Pfadfinder¬ bewegung immer mehr „Kleine“ zur Pfadfinderbewegung drängten, gründete der geniale Erzieher einen neuen, selbständigen Zweig der Bewegung, die Wölflinge. Jetzt hatten auch die jüngsten Brüder der „großen“ Pfadfinder (12 bis 18 Jahre) und Rover=Pfadfinder (über 17 Jahre) ihr geeignetes Betätigungsfeld. Zwischen 8 bis 12 Jahren kann ein gesunder, netter Junge Wölfling sein. Was will die Pfadfinderbewegung? Die Pfadfinderbewegung will nicht mehr und nicht weniger, als den drei Er¬ ziehungsstätten: Schule, Haus und Kirche eine Ergänzung sein. Dieses Ziel haben andere Vereinigungen auch! Nicht aber haben sie die Methode der Pfadfinderei, die Art und Weise, wie die Buben in der Pfad¬ finderei erfaßt werden. Die Methoden sind von Autoritäten ganz großen Formates anerkannt worden: Kardinal Innitzer sagte: „Die Pfadfinderei ist ein gottbe¬ gnadetes Werkzeug moderner Jugendführung.“ Aber auch nicht wissenschaftlich ge¬ bildete Erzieher, meist Eltern, wissen den Wert der Pfadfindermethode ganz zu schätzen. Ein Vater eines Pfadfinders führte erst kürzlich in einem Elternabend aus, daß das eine beachtenswerte Tatsache sei, daß die Pfadfinderei, frei von jeder anderen Bindung, die Jugend geradeaus für Ideale erziehe, für Gott, Vaterland, eigene Tüchtigkeit und Verantwortlichkeit. Baden=Powell (sprich: bedn=paul) hat nach reiflichem Studium der Jugend und nach jahrelanger Erfahrung 1908 sein System herausgegeben. Er paßt es ver¬ schiedenen Altersstufen an. Die erste dieser Stufen ist die Wölflingsstufe (8 bis 12 Jahre). In ganz fabelhafter Weise hat er darin die Bubenseele erfaßt und ein Arbeitsprogramm geschaffen, wie es bisher noch nicht da war. Die Erfolge beweisen die Richtigkeit dieser Behauptung. Wo einem natürlich veranlagten Jun¬ gen die Freiheit eingeräumt wird, bei den „Wölflingen“ einmal mitzuspielen, wird er auch dabei bleiben! Es gibt kein Hindernis für einen frischen, natürlichen Jungen, daß er nicht zu den Wölflingen kommen könnte. Soziale Unterschiede sind dadurch ausgeglichen, daß für jeden Buben dasselbe, eigentlich sehr hochstehende Pfadfinder= und Wölf¬ lingsgesetz gilt. Dieselbe Uniform ist dazu ein äußeres Zeichen des inneren Aus¬ gleiches. Erforderlich für die Aufnahme ist nur: der Wille, ein tätiger, fröhlicher, reiner Junge zu sein. Die Heimabende. Die Wölflinge kommen einmal in der Woche, meist Samstag nachmittags, zusammen. Sie spielen dort die besten Bubenspiele, die es gibt, er¬ leben eine ganz neuartige Romantik und viele Abenteuer, hören feine Geschichten und werden dadurch unbewußt an Körper, Geist und Gemüt gebildet. Manchmal gibt es auch einen Ausflug und kleine Wölflingsfeste. Die Eltern. Mit den Eltern wollen die Führer eng zusammenarbeiten. Dazu hat jede Gruppe einen Elternrat, der von einigen Eltern gebildet wird und die Arbeit der Jungen sichert und materiell unterstützt. Die Eltern besprechen sich mit den Führern und sind zum Besuche der Heimabende herzlichst eingeladen. Die Kosten sind klein. Monatlich ist ein Betrag von 50 g fällig, der ganz den Buben zufließt. Arbeitslose zahlen die Hälfte. Die Uniform, kleines Hoserl, grünen Sweater, grünes Halstuch und Wölf¬ lingskappe trägt jeder Wölfling, der das Versprechen abgelegt hat. Sie kostet zwar etwa 15 S, für alle Wölflinge werden von Fall zu Fall Begunstigungen besorgt. Die Pfadfinderbewegung ist kein Hirngespinst, sondern ein Erziehungswerk, das auf der ganzen Welt verbreitet ist. (1935: 5½ Millionen aktive Pfad¬ finder!) Millionen sind aber schon durch die Pfadfinderschule hindurch und tüchtige, erfolgreiche Männer geworden! Sehen auch Sie sich vorurteilsfrei die Bewegung an, ob sie nicht auch Ihren Jungen etwas bieten könnte. Senden Sie uns Ihren Sohn, er möge sich einen Heimabend ansehen und mit uns spielen. Sie vermitteln ihm: Freude und Abenteuer; kleine praktische Fertigkeiten; tätige Religionsausübung; günstige Charakterbeeinflussung. 3

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