Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges
— 82 Maria Anna, geb. Meislinger. verehelicht und trat nach deren Ableben (4. HI. 1704) mit einer der führenden Familien im steirischen Eisenwesen, in Verbindung; erheiratete zu Leoben am 7. Juli 1704 die Elisabeth Constanze, Tochter des Joh. Laurenz Lauriga von Lorberau und der Barbara geb. Stampfer v. Walchenberg. Diese Ehe brachte ihn in den sehr exklusiven Kreis des Eisenadels. Einmal in den Verband dieser unter sich in engsten verwandschaftlichen Beziehungen stehenden Familien getreten, blieben die Gasteiger über hundert Jahre darin in angesehenster Stellung. Franz Gasteiger, des Josef und der geb. Lauriga Sohn, heiratete Anna Maria, die Tochter des Anton Stadler v. Gstirner, der 53 Jahre Badmeister zu Vordem- berg war. In seinen Werken zu Thörl führte Franz Gasteiger die Steinkohlen feuerung ein, nachdem er die Kohle vorher einer Verkockung unterzogen hatte. Es war dies einer jener vielen Versuche der Verwertung der Steinkohle, Versuche, die seit 1726 von der n.-ö. Hofkammer im Innerberger und Vordemberger Gebiete veranlaßt wurden, jedoch zu keinem befriedigenden Ergebnisse führten. Erst hundert Jahre später gelang es Franz Mayer in Leoben, hierin bahnbrechend zu wirken. Nach dem frühen Tode Franz Gasteigers — er starb 1747 erst 42 Jahre alt — hatte seine Witwe, eine jener tüchtigen Frauen, die der Gewerkenstand hervor brachte, die Hämmer in Thörl mit großem Geschick geleitet und den Bau des Schlosses vollendet, dessen Kapelle später (1776) der Hofmaler v. Molk mit Fresken schmückte, die das Martyrium der heil. Barbara, der Schutzfrau der Bergleute, darstellen. Anna Maria hatte sieh nach fast 10jährigem Witwenstande mit Georg Andrae Kraßberger wiederverheiratet und starb in Vordernberg auf dem von ihrem Vater 1763 über nommenen Badwerke am 10. IV. 1773. Aus ihrer Ehe mit Franz Gasteiger hatten sie drei Söhne überlebt: Sebastian, Profeß in St. Lambrecht, Josef und Thaddäus. Der zweite Sohn, Josef Karl Gasteiger, übernahm den schönen Besitz mit einem beträchtlichen Vermögen und die reichen Gewinn abwerfende Gewerkschaft. Auch er war ein tüchtiger Hauswirt, erwarb nach dem Erlöschen der Lauriga das Stamm haus seiner Großmutter, Schloß Lorberau bei Leoben, und wurde als Eisenobmann des Brücker Viertels am 19. März 1774 in den österr. Bitterstand mit dem Prädi kate „Edler von und zu Lorberau“ erhoben1). Das „von und zu“, durchaus kein Zeichen alten Adels, war die zur Zeit Maria Theresias gebräuchliche Kanzleiformel, u. zw. sowohl bei wirklichem Besitze eines Gutes, wie dies hier der Fall war, als auch bei erfundenen Prädikaten. Als Besitzer von Lorberau, das eine Patrimonialherrschaft war, wurde Josef Karl Gasteiger 1775 in die Landmannschaft aufgenommen. Die steirische Landstube, stark verzopft und engherzig, war der Industrie durchaus nicht gewogen; sehr mit Unrecht, denn der größte Teil von Obersteier und viele Städte des Unterlandes zogen aus ihr ihren Wohlstand. Im Grazer Landhause aber galt der Grundsatz, wer seine Gewerkschaft mit „eigenem Bücken“ besitzt, also selbst führt, treibt „bürgerliche Hantierung“ und ist unwürdig, unter den Landständen zu erscheinen. *) In dem Gesuche berief sich Josef Gasteiger auf die Verdienste „seines Urahnen“, Hans Gasteiger, dessen Wappen seine Familie unangefochten führe ; auch habe er gottlob Mittel, um standesgemäß zu leben.
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