Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

79 — Holzrechen zu Leoben (1501) und zu Hieflau (1502). Der Leobner Rechen war unter der Leitung des kaiserlichen Waldmeisters Siegmund Baumgartner nach den Plänen des Hallschreibers Heinrich Wuest aus Hall in Tirol erbaut worden. Später wurde an der Mur oberhalb Göß durch den königlichen Baumeister Hans Tscherte mit den Rechenmeistern Hans Kumpp und Pernauer eine zweite Rechenanlage er­ baut (1536). Der Baumeister des Hieflauer Rechens ist nicht bekannt, jedenfalls hatte auch hier der kaiserliche Waldmeister Baumgartner die Leitung des Baues, der vor 1516 vollendet wurde. Schon 1502 war die Idee der Erbauung eines großen Rechens bei Groß-Reifling angeregt worden, allein jahrzehntelang kam es infolge großer technischer und finanzieller Schwierigkeiten nicht zur Ausführung. Wieder­ holt waren die hervorragendsten Wasserbautechniker jener Zeit, so z. B. 1552 Sebastian Tunkl, Verweser zu Aussee, die Berchtesgadener Klausmeister Peter Engel­ reich und Georg Rabensteiner, dann einige Jahre später die kaiserlichen Klaus­ meister im Salzkammergute Wolf und Thomas Seeauer (Vater und Sohn) um ihr Gutachten befragt worden; es fehlte die energische Hand zur Ausführung der großen Arbeit. Da wurde der damals schon berühmte Wasserbaumeister Hans Gasteiger 1565 den Beratungen zugezogen und auf Grund seines Projektes zwei Jahre darnach mit der Ausführung betraut. Gasteiger war um die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Wien berufen worden, um die Stadt durch Anlage eines Leitwerkes mit Donauwasser zu versehen. Dieser Plan kam jedoch nicht zur Ausführung und Gasteiger übernahm die Räumung des Donaubettes von den vielen Schiffahrtshindernissen in der Strecke von Krems bis Wien. 1570 wurde von ihm der Bau des Rechens zu Großreifling vollendet, worauf Gasteiger sofort die Schiffbarmachung der Enns auf der schwierigen Strecke von Groß-Reifling bis Hieflau und die Anlage eines Treppelweges in Angriff nahm und rasch durchführte. Alle diese Bauten hielten dem furchtbaren Hochwasser vom 8. Juli 1572 stand, an welches die höchste, am Kasten an der Enns bei Weyer ver­ zeichnete Wassermarke heute noch erinnert. Schwer hatte besonders Steyr durch die Wasserfluten gelitten, die in die Stadt eingedrungen waren und viele Gebäude, besonders an der Wasserseite, zerstört hatten. Gasteiger führte nun im folgenden Jahre den heute noch bestehenden massiven Bau des Neutores aus, der ein festes Bollwerk gegen die heranstürmende Enns zum Schutze der Stadt bildet. Bald darauf finden wir Gasteiger wieder als „kaiserlichen Oberbaumeister der Wassergebäude“ zu Nußdorf bei Wien, woselbst er am 26. Dezember 1577 starb. Sein Grabdenkmal setzte ihm der Innerberger Amtmann Georg Frühwirth v. Friedhof an der Kirche zu Landl1). Über die persönlichen Verhältnisse des berühmten Technikers ist uns wenig bekannt. Er war Tiroler von Geburt und führt seinen Namen zweifellos nach einer der vielen „Gasteig“ benannten Örtlichkeiten, deren es nicht nur in Tirol, sondern *) Eine eingehende Darstellung der Tätigkeit Gasteigers hat der Innerberger Oberförster Franz Feigel in der Abhandlung: „Der Groß-Reiflinger Holzrechen und dessen Erbauer, der Wasser­ baumeister Hans Gasteiger“ gegeben. Dieselbe ist im 1. Jahrgange der Zeitschrit des steier­ märkischen Forstvereines, Graz 1884, erschienen. — Das Grabdenkmal ist in Nr. 344 des Monats­ blattes der k. k. Herald. Gesellschaft „Adler“ v. J. 1909 beschrieben.

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