Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

70 dem Absterben der Poegel vielfache Wandlungen mitgemacht. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das feste Haus völlig verödet. Georg v. Klingendrat. Bürgermeister von Graz und Hammerherr in Thörl, ließ 1635 aus Dank für seine Kettung die der hl. Barbara geweihte Kapelle wieder herstellen und stiftete ein Votivbild für den Hauptaltar, das die Heilige darstellt, wie sie, von Engeln umgeben, zu seinem Krankenlager herabschwebt. Die gegenwärtige Gestalt erhielt Thörl durch die Gasteiger von Lorberau, die eine neue Kapelle erbauten und durch Gemälde' des Hofmalers Josef v. Mölck schmücken ließen. Das schöne Deckengemälde „Die Enthauptung der hl. Barbara“ wurde von ihm 1776 vollendet. Das alte Kirchlein diente noch einige Zeit als Schmiede und wurde i. J. 1870 zur Erweiterung der Straße gesprengt, der Torbogen, durch den der Weg früher führte, wurde zu­ gemauert und zur Erinnerung daran von Ignatz Fürst eine Gedenktafel an­ gebracht. (Commercio publico arcibus hinc valde impedito via aperta. MDCCCLXX. J. M. F.) Früher als im Mürztale begegnen wir den Fürsts im Kammertale und am Murboden. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ist ein Martin Fürst Burger und Hammerherr in Kallwang. Sein Sohn Johann erwarb 1620 den Hammer am Ain- bache von Georg Salzmann und ehelichte Susanna, Tochter des Thomas Fraydt, die in erster Ehe Urban Keiner, Bürger zu Knittelfeld, zum Manne hatte. Johann starb um 1650 und hinterließ einen Sohn Martin. 1770 gedieh der Ainbacher Hammer wieder an die Fürst durch die Heirat des Karl Leopold Fürst mit Josefa Murmayer: doch schon 1781 erschoß sich Fürst aus Verzweiflung über die Ver­ wüstung von Besitz und Gewerkschaft durch das Hochwasser der Mur und hinter­ ließ seine Witwe mit mehreren Kindern1). Diese ehelichte sodann den Josef Benedikt Pengg aus der Kallwanger Gewerkenfamilie. Ainbach wurde von ihm 1790 an Josef Weniger verkauft. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts finden wir Fürsts, wohl Nachkommen des unglücklichen Ainbacher Gewerken, als Hammerherren im Möschitzgraben und zu Rottenmann. Die Kottenmanner Hämmer bildeten den Grundstock der späteren Werke Pesendorfers * 2). Quellen: Stetem. Landesarchiv, Vordernberger Katsprotokolle und Inventare, dann Spezialarchiv Seckau nach Auszügen des Freiherrn Otto v. Fraydenegg und Monzello. — Mit­ teilungen der Familie. 0 Karl Leopold Fürst war auch Vorsteher der Gewerken am Murboden. Am Ainbach-Hofe waren laut Fatierung v. J.-1780 beschäftigt: 1 Maier, 1 Eisenführer, 4 Knechte und 6 Dirnen. Das Hammerpersonale ist nicht angegeben, da es von der Entrichtung der Staatsschuldensteuer, für welche die Datierung erfolgte, befreit war. 2) Nach einem im Besitze des Verfassers befindlichen Verzeichnisse der Marken der Sensen­ schmiedmeister waren um 1830 nachfolgende Glieder dieser Familie im Besitze von Sensenhämmern: Josef Fürst zu Leonstein, ein gleichnamiger im Pechgraben bei Losenstein, Franz Fürst zu Rotten­ mann und ein ebensolcher in der Schwelung, sowie Anton Fürst in Gaming. (Das Verzeichnis ist nicht vollständig.)

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