Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

69 — Von da zogen seine Söhne zwischen 1660 und 1670 nach Scheibbs und Gaming. Das Hammerwerk in Gaming am Wege gegen Kernhof blieb lange im Besitze der Familie, deren Sprossen in Göstling, bei Losenstein, in Kindberg und Thörl seßhaft wurden und dem Berufe der Väter getreu Eisen reckten'). Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kamen die Brüder Ferdinand und Simon Fürst aus Gaming ins Mürztal, ersterer erwarb den Hammer am Pixengut (Büchsen­ gut) bei Thörl, letzterer ließ sich als Sensenschmiedmeister in Kindberg nieder. Sie wurden die Stammväter der beiden Linien, die bis auf unsere Tage im steirischen Oberlande blühten. Ferdinands Sohn oder Enkel Johann Paul Fürst, Hammerherr am Pixengut, war 1740 Eisenobmann im Brücker Viertel. Sein Sohn Ferdinand errichtete 1748 einen Drahtzug in Thörl und hinterließ Pixengut und Thörl seinem 1782 verstorbenen Sohne Franz de Paula Fürst, der 1773 Pixengut an Franz Sales Mosdorfer ver­ äußerte. Am Thorier Werke folgte sein Sohn Vincenz Fürst, der dasselbe 1805 an seinen Stiefvater Vincenz Pengg verkaufte. Er erwarb hiefür einen Hammer in Seebach und die Herrschaft St. Gotthard bei Graz. Vincenz Fürst, der mit der Vordernberger Radmeisterstochter Anna Prandstetter vermählt war, starb 1831. Sein Sohn Ignaz verkaufte den Krutenhammer in Seebach, brachte 1848 das Pixengut wieder in seinen Besitz und erwarb 1854 die einst Gasteiger v. Lorberausche Gewerkschaft samt dem Thörler Schlosse aus dem Daniel Fiseherschen Konkurse. Nun entwickelte sich daselbst ein den modernen technischen Anforderungen entsprechendes Industrie­ unternehmen. Die Wallonen-Schnellfrischmethode wurde eingeführt, ein Walzwerk errichtet, ein Eckmannscher Gasofen aufgestellt und in Büchsengut eine neue Draht­ fabrik erbaut. In diese Zeit fällt auch der Ankauf des Schloßhammers in Thörl und der Erwerb eines großen landwirtschaftlichen und Forstbesitzes, letzterer zur Deckung des großen Kohlbedarfes der Gewerkschaft. Im Jahre 1861 war die Um­ gestaltung der Werke für den Großbetrieb im allgemeinen beendet und damit der Aufschwung der Gewerkschaft begründet. Die Erzeugnisse, welche der Hauptsache nach aus Draht, Drahtstiften und Walzeisen bestanden, fanden ihren Absatz nach Wien und Ungarn. Der auf Holzkohlenfeuerung basierte Betrieb unter Verwendung des besten Vordernberger Roheisens ermöglichte die Erzeugung einer besonderen Qualitätsware. Im Jahre 1900 gingen die Werke an Hans Pengg v. Auheim in Thörl über, Schloß und Grundbesitz aber behielten die Fürstischen Erben zurück* 2). Das Thörler Schloß ist einer der interessantesten Gewerkensitze. Der uralte Bau, der in seinen Grundfesten weit in das 14. Jahrhundert zurückreicht, hatte nach ') 1706 und 1716 ist Philipp Fürst Großzerrenhammermeister „am Hof“ im oberen Ybbs­ tale (nach dem Gewerken Wolf Waleher) und Job. Kaspar Fürst zu Göstling. 1770 besitzt den Göstlinger Hammer Matthias Fürst. Ein Sigismund Fürst ist um diese Zeit Eisen- und Proviant­ händler in Grossen und Fürsts Witwe Eisenhändlerin in Scheibbs. 2) Es waren dies Marie, vereh. v. Staudenheim (f), Anna, vereb. v. Hempel, Therese Fürst (f) und des f Dr. Friedrich Fürst Sohn, Dr. Franz Fürst. — Von dem Kindberger Zweige seien genannt die Hammergewerken Pankraz Fürst (f 1735), Ignaz (t 1783) und Anna (f 1839). Des Anton Fürst Adoptivsohn, Anton Fürst-Kern, verkaufte Ende des vorigen Jahrhunderts das Sensen­ werk, behielt jedoch den Grundbesitz zurück.

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