Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges
3 i. J. 1625 durch die Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft für die in Eisenerz und nördlich des Erzberges seßhaften Gewerken und die stadtsteirischen Verleger grundlegend geändert. Mit diesem Jahre trat eine Scheidung in den weiteren Geschicken der vorher in ganz ähnlichen Verhältnissen lebenden Inner berger und Vordernberger Gewerken ein. Erstere waren nun nicht mehr freie Herren ihres Besitzes, er wurde Eigentum der neugegründeten Gewerkschaft und kam unter behördliche Vormundschaft. Die Folgen waren für die Innerberger Gewerken keineswegs günstig. Die Hauptgewerkschaft, durch das Kammergrafenamt nur von dem Gesichtspunkte einer möglichst großen Steuer leistung geleitet, blieb mehr oder weniger auch in günstigen Zeitläuften immer notleidend, während Ead- und Hammer gewerken im Leobner Bezirke zu großem Aufschwünge und Reichtum gelangten. Leoben und Steyr, die beiden Stapelplätze des stei rischen Eisens, hatten jedoch auch vor dem Jahre 1625 in der Organisation des Handels nicht die gleiche Stellung. Die Verschiedenheit war durch die örtliche Lage der beiden Städte zum Erzberge und zu den in ihrem Bannkreise gelegenen Hammerwerken begründet. Alles Eisen, das von Innerberg in die Hammerstätten längs der Enns ging und dort verarbeitet wurde, mußte in Steyr niedergelegt und durch Steyrer Kaufleute in Handel gebracht werden. Diese hatten somit die ganze Innerberger Erzeugung bis auf die geringen Nebenprodukte, die Waidhofen erhielt, in ihrer Hand. Ganz anders dagegen in Leoben. Die Leobner Rauh eisenverleger hatten die Verpflichtung, den Vordernberger Radmeistern das Eisen abzunehmen, sie durften nur einen Teil auf ihren eigenen Hämmern verarbeiten und mußten das übrige zu bestimmten Preisen an die Hammerherren ihres Bezirkes abgeben. Diese jedoch waren nicht wie die Innerberger Hammergewerken verpflichtet, ihre Waren den Verlegern zum Ver schleiß abzulassen, sie konnten frei in dem Vordernberger Absatzgebiete Stahl und Eisen verkaufen. Der Rauheisenverlag der Leobner brachte selbstverständlich einen viel kargeren Gewinn als das Privilegium von Steyr. Ein Vergleich der beiden Städte zeigt den Unterschied noch heute. So anmutend der alte Wasserturm an der Murbrücke und der schöne geschlossene Stadtplatz zu Leoben auch ist, in den leider moderner Unverstand eine Bresche gelegt hat, das Stadtbild von Steyr mit der hochragenden Kirche, seinen prunkvollen Patrizierhäusern, prächtigen Höfen und reichen Fassaden kündet in weit volleren Tönen den Glanz und Reichtum der Geschlechter, die einst hier das Regiment führten. Außer den Ead- und Hammergewerken mußten, um ein vollständiges Bild der Entwicklung zu bieten, auch die wichtigsten Handelsgeschlechter und jene Familien der im Eisenwesen tätigen Beamtenschaft aufgenommen werden, die durch längere Zeit in der Gegend blieben und sich mit den Gewerkengeschlechtern versippten. 1* Der Schichtturm in Eisenerz.
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