Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges
2 — näher stehen als die Ertragsziffern der internationalen Geldmächte. Der Heimat- schutz wird sich auch auf die Bodenschätze des Landes erweitern müssen und auf ihre Erhaltung zum Wohle seiner Bewohner. „Aufgeprägt mit Pflug und Schwert Steht dem Boden rings die Schrift : Dieses ist geweihte Erde . . . . “ (V. v. Schelfe!.) II. In ganz Mitteleuropa gab es bis in die neueste Zeit nur einen großen Eisen bergbau, dessen Erz zur Stahlerzeugung sich eignete und dessen Produkte durch ihre Beschaffenheit und Güte die damalige Handelswelt beherrschten. Dies war der steirische Erzberg. Gegen ihn traten die Baue am Hüttenberger Erzberge, geschweige denn die übrigen österreichischen Waldeisenbaue und das Spateisenvorkommen im Siegener Lande weit zurück. Alle übrigen Eisenerze im Deutschen Reiche und im deutsch-französischen Grenzgebiete sowie die böhmischen und schlesischen Erze waren wegen ihrer Phosphorhältigkelt nach den damaligen Yerarbeitungsmethoden zur Erzeugung eines guten Stahles ungeeignet. Erst das Thomasverfahren schuf hier einen umstürzenden Wandel und brachte dem steirischen Stahl eine schwer zu be siegende Konkurrenz. Die Eisenerzeugung der Steiermark war völlig von dem Innerberg-Vordern- berger Erzberge abhängig, allen übrigen Bauen kam gegen ihn keine größere Bedeutung zu. Magnetisch zog der steirische Erzberg immer neue Männer an sich und nahezu alle im Eisenwesen tätigen Geschlechter sind in seinem Bannkreise auf geblüht. Es dürfte daher am Platze sein, hier in einigen Worten die einstige Organi sation der Eisenerzeugung und des Eisenhandels im Innerberger und Vordernberger Gebiete zu kennzeichnen. Die alte Einteilung des Eisenwesens am steirischen Erzberge unterschied drei Glieder, die sich mit der Verarbeitung des Eisens und dem Eisenhandel befaßten, die Badmeister, die Hammermeister, später Bad- und Hammergewerken genannt, und die Eisenhändler oder Verleger. Die Badmeister, welche den Abbau und die Verhüttung der Erze besorgten, saßen in Eisenerz, dem alten Innerberg, und in Vordernberg. Die Hammerherren, denen die weitere Verarbeitung des Bauheisens zu geschlagenem Stahl und Eisen oblag, waren weit verstreut im steirischen Oberlande und in den benachbarten Tälern von Österreich ob und unter der Enns. Sie hausten entweder bei ihren Werkgaden oder zumeist in den denselben zunächst gelegenen Städten und Märkten. Die Eisenhändler aber, die es in der Begel verstanden, sich den größten Teil des Gewinnes zu sichern, bildeten das Patriziat der beiden privilegierten Verlagsstädte Leoben und Steyr. An sie schließen sich an die Eisengroßhändler in den zahlreichen Verlagsorten, die den weiteren Vertrieb der Waren besorgten. Bad- und Hammermeister sowie die Eisenhändler waren völlig selbständige Unternehmer, wenn sie auch durch ein im Laufe der Jahrhunderte kunstvoll aus gebildetes Vertragssystem miteinander verbunden waren. Dieser Zustand wurde
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