Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

Anhang. Die Durchführung der Gegenreformation bei den landsteirischen Hammer­ gewerken Innerbergs. Die zum Innerberger Gebiete gehörigen Hammerwerke lagen an den zahl­ reichen Nebenflüssen der Enns von Hieflau abwärts bis Reichraming, somit auf steirischem und österreichischem Boden. Demgemäß schieden sich auch — wenig­ stens seit der Teilung der Erbländer i. J. 1565 — die Innerberger Hammerherren in zwei Gruppen, in die landsteirischen und in die landösterreichischen. Zur Aus­ bildung einer engeren Vereinigung innerhalb jeder Gruppe zu einer eigentlichen Körperschaft kam es allerdings erst ziemlich spät um die Wende des 16. Jahr­ hundertes. Diese Entwicklung war knapp vor der Gründung der Hauptgewerkschaft i. J. 1625 zum Abschlüsse gelangt und hatte dem Geiste jener Zeit entsprechend durch die Verleihung von Wappen an jede der beiden Körperschaften Ausdruck gefunden ')• Im ganzen Innerberger Gebiete hatte die Lehre Luthers Boden gewonnen. Gewerken, Bürger, Bauern und Arbeiter, alle hatten sich ihr zugewandt, so daß in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhundertes dort kaum jemand mehr zu finden war, der nicht der protestantischen Richtung angehörte. In großen Mengen hatten lutherische Bücher, zumeist aus dem Reiche eingeführt, Verbreitung gefunden. Die Inventare wohlhabender Gewerken, wie zum Beispiel des Wolfgang Abel, Gewerken in Lainbach, f 1576, oder des Thomas Praschler in Großreifling, f 1594, geben hiefür Zeugnis. Es war eine ungeheure geistige Umwälzung, die sich da in kurzer Zeit vollzogen hatte. Umso merkwürdiger ist es, daß es dem tatkräftigen und ziel­ bewußten Eingreifen eines Mannes gelang, mit einigen hundert Reisigen, der Drohung von Rad und Galgen sowie der Gütereinziehung in wenigen Monaten der katholischen Kirche, wenigstens äußerlich, wieder die Herrschaft zu sichern. Ende November 1599 war die Reformationskommission in Eisenerz erschienen2); am 1. Juli 1600 war sie in St. Gallen, dem Hauptorte des steirischen Hammergebietes. Überall zeigte sich dasselbe Bild. Die große Masse, unzuverlässig wie immer, fiel ‘) Die landösterr. Hammermeister erhielten das Wappen mit dem „Geharnischten“ von Kaiser Matthias am 21. Dezember 1612 ; die landsteirischen das Wappen mit dem „Bären“ von Kaiser Ferdinand II. am 19. Juni 1621. (Die beiden Diplome befinden sich im Werkarchive der öst. alp. Mont.-Ges. in Eisenerz). Beide Wappen fanden dann Aufnahme in dem der Hauptgewerk­ schaft 1625 verliehenen Korporationswappen. *) Uber die Durchführung der Gegenreformation in Eisenerz siehe die vorstehende Abhand­ lung über die Familie v. Weißenberg, 8. 375.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2