Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

393 lieferungen in der Familie mit Treue und Anhänglichkeit. Diesen gesunden konser­ vativen Sinn bewies auch Franz Leopold, als er 1734 den dreiundzwanzigjäbrigen Georg Joachim aus Brixen nach Stibichhofen berief und ihn 1736 an Kindesstatt annahm. Kaiser Karl VI. bestätigte diese Adoption, übertrug auf ihn das 1674 ver­ liehene Wappen und den Namen „von Ziernfeldt auf Stibbichofen und Friedhofen“. Zwei Jahre darnach verschaffte Franz Leopold seinem Adoptivsöhne die Aufnahme unter die Landleute der Steiermark und hinterließ ihm bei seinem Ableben 1745 die Herrschaften Friedhofen und Stibichhofen. Ein Jahr darnach verehelichte sich Georg Joachim mit Elisabeth Barbolani, der Tochter jenes Joh. Anton Barbolan, der mit seinem Adoptivvater an der Badmerer Kupfer- und Messing-Kompagnie beteiligt war. Georg Joachim starb jung im Alter von 46 Jahren am 7. Jännar 1757 und hinterließ sieben Kinder, drei Söhne und vier Töchter. Von den letzteren lebten Elisabeth und Maria noch zu Beginn des vorigen Jahrhundertes in Leoben, Anna Barbara war mit dem Gewerken Josef Gasteiger v. Lorberau zu Thörl und und Anna Josefa mit Wolf Baindl v. Baindüngen in Leoben vermählt. Die Söhne, Stammväter von drei Zweigen, teilten sich im väterlichen Besitze. Leopold Maria, der älteste, geb. 1746, übernahm Friedhofen und vor 1787 auch Stibichhofen, das ihm Joachim, geb. 1754, der zweite Sohn, abtrat, ‘worauf dieser 1805 das Schloß Kroisbach bei Graz kaufte und dort seinen Wohnsitz nahm. Der jüngste Sohn Franz Xaver, geb. 1756, hatte Mell bei der Erbteilung erhalten. Von den in dieser Weise im Lande seßhaft gewordenen drei Zweigen der Ziernfelde ist für das Eisenwesen der älteste von Bedeutung. Durch die Ehe Leopold Marias, der sich 1764 mit Maria Anna Thinn, einer Tochter des Gewerken zu Kallwang Josef Thinn und der Maria Anna, geb. Damm, vermählte, gediehen die Thinnsehen Hammerwerke in Liesingau bei Kallwang an die Ziernfeld, welche sie von 1780—1828 besaßen. Maria Anna Thinn, geb. Damm, die in zweiter Ehe mit Bernhard Nußmeyer vermählt war, hatte mit Tatkraft und Erfolg die Gewerk­ schaft nach dem Tode ihres ersten Mannes geführt, und als sie 1780 aus diesem Leben schied, war es ihre größte Sorge, den .schönen Besitz ihren Enkeln möglichst zu sichern. Die Gewerkschaft, aus dem Herrenhause in Liesingau, auch Freihof genannt, den Au- und Walch-Hämmern samt mehreren Huben und Alpen be­ stehend, wurde mit dem Hause in Mautern auf 46.000 fl. geschätzt, wozu noch 32.000 fl. Barvermögen kamen. Es war somit ein für jene Zeit ganz beträchtliches Erbe, das den Ziernfelds von Thinnscher Seite zufiel. Dazu kam noch ein nicht unbedeutendes Vermögen, das Nußmayer 1790 seinen Stiefenkeln Ziernfeld hinter­ ließ. Leopold v. Ziernfeld übernahm die Leitung der Gewerkschaft und zog sich wohlbewußt, daß der Schwerpunkt des Familienbesitzes nun in den Hammerwerken lag, in das einsame Herrenhaus in Liesingau, einen einstockhohen geräumigen Bau, der wie fast alle Ansitze steirischer Hammerherrn mit einem Türmchen, der Feder auf dem Hute vergleichbar, geschmückt ist. So sehr sich Ziernfeld der Ver­ waltung seiner Gewerkschaft widmete, so konnte er es doch nicht überwinden, daß seinem Vater bei der Adoption der Freiherrnstand nicht übertragen worden war. Er setzte alle Hebel in Bewegung, scheute auch die recht beträchtliche Summe von 60.000 fl. nicht, die er dem öffentlichen Wohle widmete, und erlangte auf

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