Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

389 Wappen: Geviert mit schwarzem Herzschild, darinnen ein goldener Hing. 1 und 4 in Rot drei Stolleneinfahrten. 2 und 3 in Schwarz ein goldener Löwe mit einem goldenen Hinge in den Vorderpranken. Geschlossener Helm mit rechts schwarz­ gelben, links rot-weißen Decken und ebensolchem Wulst. Zier: der goldene Löwe wie im Schilde wachsend inmitten eines in den Schildfarben geteilten offenen Fluges. Quellen : Hofkammerarchiv „Innerberg“. — Hutter: Schladming. v. Ziernfeld. (Anreiten) Der gewöhnliche Entwicklungsgang der Familien des steirischen Eisenadels war der, daß sie aus Gewerken Beamte wurden. Die Ziernfeld gingen den umge­ kehrten Weg; sie kamen als Beamte ins Land und endeten als Gewerken. Georg und Paul Anreiter saßen um die Mitte des 16. Jahrhundertes als Bürger zu Brixen, in jenem üppigen Talkessel, wo zuerst der sonnige Süden in unsere Berge leuchtet und rebenumgürtete Hügel den Schnee der Alpen grüßen. Die beiden Anreiter erhielten von Kaiser Ferdinand I. am 1. Jänner 1558 einen Wappenbriet mit dem an einem Felsen aufspringenden Steinbock im goldenen Schilde. Georgs Nachkommenschaft teilte sich in zwei Linien, die durch die Adoption seines Ur-Urenkels sich zum Teile wieder vereinigten. Für das steirische Eisenwesen kommen die Ziernfeld zuerst in der Person Karl Ludwigs in Betracht. Wohl durch Familienverbindungen seiner Mutter, einer Linder v. Gärnstein, die im 17. Jahrhunderte vielfach in landesfürstlichen Diensten in Steiermark vorkommen, dürfte Karl Ludwig Anreiter nach Graz gekommen sein, wo er zunächst durch 14 Jahre als Kammersekretär wirkte. Als nun der Kammer­ graf Leopold Neidhardt v. Spätenbrunn, dem man Lässigkeit in der Amtsführung vorwarf, veranlaßt wurde, auf seine Stelle zu verzichten und wieder zur Hofkammer nach Graz einzurücken, wurde Karl Ludwig Anreiter v. Ziernfeld am 21. April 1672 zum Kammergrafen in Eisenerz ernannt'). Es war keine leichte Aufgabe, die ’) Leopold Gottlieb Neidhart, der das nach ihm benannte Schlößchen Leopoldstein bei Eisenerz erbaut hatte, war streng genommen nur der Sündenbock für den unvernünftigen Fis­ kalismus der Hofkammer. Da die Gefälle von dem erzeugten Rauheisen zu entrichten waren, hatte der Kammergraf nach der Anschauung der Hofkammer hauptsächlich dafür zu sorgen, daß die Produktion ungeschmälert auf gleicher Höhe blieb, wenn auch „Unwirde“, schlechte Absatzverhält­ nisse, am Markte eingetreten waren. Hatte die Hauptgewerkschaft keine Barmittel zur Verfügung, so mußte sie zur Zahlung der Abgaben Darlehen nehmen, und als sie auch diese nicht mehr bekam, stundete ihr die Hofkammer großmütig die Zahlung bis auf weiteres. Neidharts Fehler bestand nach dieser Auffassung lediglich darin, daß er die äußerste Grenze dieser famosen Behand­ lung übersehen hatte, — die Hauptgewerkschaft lag in den letzten Zügen. Neidhart war „nach­ lässig“ gewesen, er hatte den richtigen Zeitpunkt für stärkende Mittel bei seinem Patienten nicht wahrgenommen und der arme Kranke hätte fast den Geist aufgegeben. Da eilte die Bureaukratie unseres Landes zusammen, um das Unglück zu verhüten, das den Gefällen drohte. Die Haupt­ gewerkschaft wurde wieder zum Leben gebracht und siechte noch zwei Jahrhunderte dahin, zahlte Abgaben, aber keine Erträgnisse — sie erfüllte ihren höheren Zweck.

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