Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

361 Peter, der ältere Sohn des Gewerken Josef Tunner, war i. J. 1823 gezwungen, den Betrieb infolge Erzmangels einzustellen und als Verweser von Turraeh in die Dienste des Fürsten Schwarzenberg zu treten. Sein am 10. Mai 1809 zu Deutsch- Feistritz geborener Sohn Peter wurde einer der verdientesten Hüttenmänner unseres Vaterlandes1). Er wirkte nicht nur als Lehrer durch 34 Jahre (1840—1874) mit dem größten Erfolge an der aus bescheidenen Anfängen hervorgegangenen Leobner Anstalt, die durch ihn einen Weltruf erlangte, sondern er war auch unermüdlich für die Einführung von Verbesserungen im Eisenhüttenwesen tätig. So leitete Tunner i. J. 1863 selbst zu Turraeh, der ältesten Bessemerhütte in Österreich, mit vollem Erfolge die erste Charge. Neuberg, dessen Bessemerhütte durch seine Be­ mühungen entstand, wurde ein Schulwerk, auf dem Ingenieure aus allen Ländern Europas diesen Prozeß studierten. Das Verdienst, Tunner herausgefunden und ihm die Wege geebnet zu haben, gebührt dem Erzherzoge Johann, der dem damaligen Verweser des Kätscher Stahl­ hammers die neu zu errichtende Professur für Berg- und Hüttenwesen anbot. Im Jahre 1835 wurde der erst 26jährige Tunner zum Professor ernannt und auf Studienreisen gesendet. Am 4. November 1840 wurde „die Steiermärkische Stän­ dische Montan-Lehranstalt zu Vordernberg“ von dem Studiendirektor des Joanneums in Graz, Ludwig Chrophius v. Kaisersieg, Abt von Reun, eröffnet. Als infolge der Wirren des Jahres 1848 die altberühmte Bergakademie zu Sehemnitz, an der die Blüte der montanistischen Jugend Österreichs studiert hatte, geschlossen wurde, war man bemüßigt, an die Errichtung einer neuen Anstalt in den Erbländern zu schreiten* 2). Turniers Bemühungen ist es zu danken, daß man sich seitens des Staates für die Übernahme der Vordernberger Montan-Lehranstalt entschied, die, durch eine eigene Professur für Bergwesen ausgestaltet, i. J. 1849 nach Leoben verlegt wurde. Im Jahre 1861 wurde die Montan-Lehranstalt in Leoben zur selb­ ständigen Bergakademie erhoben, 1890 auch formell als Hochschule erklärt und 1904 unter steter weiterer Ausgestaltung „Montanistische Hochschule“ umbenannt. Im Jahre 1874 trat Tunner, der durch 34 Jahre seine ganze Kraft und seine her­ vorragenden Fähigkeiten der Anstalt gewidmet hatte, in den- Ruhestand. Als Bitter des Ordens der eisernen Krone hatte er den österr. Bitterstand erhalten. Tunner blieb in Leoben, woselbst er am 8. Juni 1897 verstarb3). Aus seiner i. J. 1839 mit Maria Zahlbruckner, f 1881, geschlossenen Ehe gingen drei Söhne und drei Töchter hervor. *) Die folgenden Ausführungen sind der „Festschrift zur Enthüllungsfeier des Denkmales für Peter R. v. Tunner in Leoben am 20. November 1901“, sowie der Abhandlung „Peter R. v. Tunner und seine Schule“ (Sonderabdruck aus den Beiträgen zur Geschichte der Technik und Industrie, Jahrbuch 1914/15, 6. Bd.) vom Hofrate Dr. Josef Gängel v. Ehrenwerth, o. ö. Professor der Mont. Hochschule in Leoben, entnommen. 2) 8. Gedenkbuch der hundertjährigen Gründung der kgl. ung. Berg- und Forst-Akademie in Sehemnitz 1770—1780 (Verfasser: kg. Bergrat Professor Gustav Faller). V Im Jahre 1874 wurde eine Tunner-Medäille mit seinem Brustbilde und Wappen geprägt, 1901 ihm von seinen Schülern und Freunden in Leoben ein Denkmal gesetzt.

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