Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

355 die Gewerkschaft und verehelichte sich zu Graz am 19. Juli 1792 mit der 19jähri- gen Tochter Johanna des Land- und Gerichtsrates Johann Freiherrn Matz v. Spiegel­ feld und der Karoline, geb. Freiin Binder v. Kriegeistein. Doch schon nach einem Jahre starb Ferdinand Alois 1793 mit Hinterlassung des einzigen, am 24. April 1793 zu Graz geborenen Sohnes Ferdinand, des hervorragendsten Sprossen seines Geschlechtes. Nach Beendigung seiner Studien an der Grazer Hochschule unternahm dieser Beisen nach England und Frankreich zum Besuche dortiger Berg- und Hütten­ werke. In seine Heimat zurückgekehrt, wurde Thinnfeld 1818 zum ständischen Aus- schußmitgliede, 1823 zum ständischen Verordneten gewählt und versah seit 1827 auch das Amt eines Kanzleidirektors. Vom Erzherzog Johann wurde Ferdinand v. Thinn­ feld nach Johann v. Kalchbergs Tode 1827 zum Kurator des Joanneums er­ nannt. In dieser Eigenschaft erwarb er sich das Vertrauen des Erzherzogs in so hohem Maße, daß in den 20 Jahren, welche er an diesem Institute wirkte* wohl keine eingreifende Verfügung getroffen wurde, auf die er nicht wesentlichen Ein­ fluß genommen hätte. Wie tätig er in verschiedene gemeinnützige Unternehmungen im Lande eingriff, dafür spricht sein lebhafter Anteil an der zeitgenössischen Ent­ wicklung des Sauerbrunnens Bohitsch als Kurort, an der Gründung einer mon­ tanistischen Lehranstalt für Eisenhüttenwesen in Vordernberg, als dem Mittelpunkte der heimischen Eisenindustrie, an der Entwicklung des Grazer Lesevereines, des Industriemuseums, der „Steiermärkischen Zeitschrift“, deren Bedakteur er war u. s. w. Im denkwürdigen Jahre 1848 war Thinnfeld der Wortführer der freisinnigen Partei und wurde im selben Jahre von seinem Bezirke Feistritz zum Abgeordneten für den österreichischen Beiehstag gewählt. „Fortschritt, aber nicht Umsturz“ war sein Grundsatz. Im November nach Olmütz berufen, wurde er 1848 zum Minister für Landeskultur und Bergwesen ernannt. In dieser Stellung war Thinnfeld von der Größe seiner Aufgabe erfüllt und hinterließ dauernde Schöpfungen. Aber nur 5 Jahre sollte er als Minister wirken, denn sein Bessert, welches mit einem Male zu kostspielig schien, wurde am 17. Jänner 1853 aufgelöst und die Agenden desselben fielen anderen Ministerien zu. Thinnfeld hatte neues Leben in die Landwirtschafts-Gesellschaften gebracht, die Geologische Beichsansta.lt ge­ gründet, zwei Bergakademien, jene zu Leoben und zu Przibram, ins Leben gerufen, unter seinem Schutze war auch die „Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“ gegründet worden, das erste Fachblatt dieser Art in der Monarchie. Bei seinem Abgänge erhielt Thinnfeld die Geheime Eatswürde und sodann ddo. Wien 3. Oktober 1853 den österr. Freiherrnstand. Am 27. Mai 1820 hatte er sich mit des berühmten Geologen Haidingers Schwester Marie Klara Sidonie vermählt. Er starb zu Graz im Alter von 75 Jahren am 8. April 1868. Kummer und Sorgen hatten seine letzten Jahre verdüstert, die schwere Eisenkrise seine finanziellen Kräfte erschöpft und ihn an den Band des Abgrundes gebracht. Aus seiner Ehe mit Sidonie Haidinger, die zu Graz am 16. März 1843 im Alter von 46 Jahren verstorben war, gingen neben 7 Töchtern drei Söhne hervor. Karl v. Thinnfeld starb in jüngeren Jahren, Friedrich als Hauptmann, erst 39 Jahre alt, 1875. Hubert, der mittlere der drei Söhne, starb als letzter männlicher Sprosse am 20. November 1891; aus seiner Ehe mit Emma v. Pfusterschmid-Hartenstein (f 1868) 23*

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