Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

353 gemeinen wohlhabend, aber ihre Mittel waren in einem ausgedehnten land- und forstwirtschaftlichen Besitz festgelegt und dort, wo das „schwere Geld“ zu finden war, bei den Yordernberger Badmeistern, dort fehlte auch jegliches Verständnis für den Anbruch der neuen Zeit. Das „Flossensieden“ war einfach und brachte mühelos reichen Gewinn; wozu sich in neue, gewagte Unternehmungen einlassen, wo doch daheim im engen Graben alles von selbst ging! Daß die Woge, die zuerst auf die Hammergewerken, die als Erzeuger der marktgängigen Ware dem Weltmärkte und der Konkurrenz am nächsten standen, hereinbrach, auch sie verschlingen würde, daran dachte damals wohl keiner. Eine jener Gewerkenfamilien, die sich unter ungünstigen Verhältnissen wacker am Besitze gehalten hatte, die auch die neue Zeit nicht verträumt hatte, sondern ihr Bechnung trug, schließlich aber doch den bedeutenden finanziellen Anforderungen unterlag, sind die Thinn v. Thinnfeld. Das hammerreiche Liesingtal. die Gegend von Kallwang, ist ihre Heimat. Mitte des 17. Jahrhundertes erscheinen daselbst Johann und Martin Thinn als Hammerherren. Thoman Thinn war um 1672 Verweser der dem Stifte Seckau gehörigen Hämmer zu Sachendorf und am Hammerberg. Josef Thinn aus Kallwang war 1694 Chorherr zu Seckau. Ein Johann Adam Thinn, wohl der Sohn des Matthias aus der Kapfenberger Linie und Gründer der Feistritzer Gewerkschaft, war 1705 zusammen mit. den Leobner Springenfels Gewerke bei Kammern. Die Kallwanger Pfarrkirche wurde die Buhestätte einer Eeihe von Mitgliedern des Geschlechtes, so des Thomas Thinn, Hammerherrn zu Kallwang, Liesingau und Wälchen, f 1. Februar 1717, seiner Frau Maria Barbara Christine, j" 10. Oktober 1719, einer Tochter des admontischen Pflegers Franz Poldt, der 1691—1697 auf Strechau saß und dann nach Gallenstein übersiedelte ')• Auch der Sohn dieses Paares, gleichfalls Thomas genannt, t 4. April 1741, liegt mit seiner Frau Maria Theresia, f 3. Mai 1739, daselbst begraben. An ihn erinnert die Aufschrift auf dem Tore des alten Thinnschen Stammhauses am unteren Ende des Marktes Kall­ wang; T. T. H. H. Z. K. L. V. W. 1727. (Thomas Thinn, Hammerherr zu Kall­ wang, Liesingau und Walch.) Liesingau liegt zwischen Kallwang und Mautern; die Walch stromabwärts von Mautern, in der Nähe des heutigen Bahnhofes. Das Thinnsche Haus und die Kallwanger Hämmer des Geschlechtes gingen an einen Zweig der Scheuchenstuel über, der erst vor kurzem daselbst erlosch. Josef Thinn, f 1768, und seine tatkräftige Frau Anna Maria, geb. Damm, wiederverehelichte Nußmayer, f 10. Februar 1780, waren die letzten Thinn, die Liesingau und Walch besaßen. Die Gewerkschaft ging durch die am 10. Juni 1764 stattgehabte Ver­ mählung der Erbtochter Maria Anna Thinn mit Leopold Maria v. Ziernfeld 1780 auf dieses Geschlecht über. Doch schon Leopolds Sohn, Joachim Freiherr v. Ziern­ feld, mußte den schönen Besitz i. J. 1828 verkaufen. Den Kallwanger Thinns gehören auch die Admonter Konventualen P. Emeran, 1704—1754 Priester, zuletzt Pfarrer zu St. Lorenzen, Theol. Dr. Thomas Thinn 1741—1782 zu Admont und *) Dessen Sohn Franz Josef Poldt, gleichfalls Pfleger auf Gallenstein, vermählt mit Cäcilie v. Azula, erhielt am 29. November 1728 den Adel. 23

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