Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

349 Taurer v. Gallenstein. Jahrhunderte hindurch erhielten unsere deutschen Älpenländer einen ständigen Zuwachs aus dem „Beiche“, insbesondere aus Bayern und Franken. Handels­ verbindungen mit den Beichsstädten, Verbrüderungen der Zünfte, nicht zum gering­ sten auch die zahlreichen Besitzungen deutscher Bistümer in unseren Landen för­ derten den Zustrom fleißiger Handwerker, die sich als ehrbare Bürger bei uns niederließen oder von Angehörigen süddeutscher Adelsgeschlechter, die als Beamte kamen und bei uns eine neue Heimat fanden. Nicht zum Wohle unseres Staates hat diese Stärkung deutschen Volkstumes seit Beginn des vorigen Jahrhundertes nahezu gänzlich aufgehört, der Zuzug in unsere Berge kommt nun aus anderen Gegenden, aus den Ländern der Wenzelskrone * willkommen, so lange er wie die süddeutschen Wanderer Menschen brachte, die nur ihren Erwerb suchten, bedenk­ lich und gefährlich, seitdem Organisationen sich der Wanderung bemächtigten und eine planmäßige Siedlung mit ausgesprochen nationalen Zielen anstreben. Wie die Scheuchenstuel kamen auch die Taurer gegen Ende des 16. Jahr­ hundertes aus Bayern, u. zw. aus der Herrschaft Wolfratshausen in Kriegs- und anderen Diensten in die ungarischen Bergstädte, von wo Wolfgang Taurer um die Wende des Jahrhundertes nach Oberösterreich in die Gegend von Steyr zog und sich mit seinen 5 Söhnen Wolfgang, Abraham, Georg, Thomas und Tobias in ver­ schiedenen Diensten, zumeist beim Eisenwesen betätigte. Am 2, Juni 1628 erwarben die fünf vorgenannten Brüder von dem Hotpfalz­ grafen und Bitter des goldenen Spornes Florian Drost v. Drostowitz, der in dieser Gegend eine rege Tätigkeit in der Ausübung seiner Befugnisse zur Stärkung seiner Finanzen entfaltete, einen Wappenbrief1). Von den Nachkommen der fünf Brüder, die sich im steirisch-österreichischen Grenzgebiete zumeist in der Gegend von Steyr, zu deren Bürgerschaft sie jedoch nicht gehörten, aufhielten, war Franz Anton in der ersten Hälfte des 18. Jahr- hundertes in St. Gallen a. d. Enns bedienstet. Sein daselbst am 9. Jänner 1733 getaufter Sohn Anton Thaddäus war Amtsschreiber beim Hofrichteramte in Admont und heiratete ungefähr 1776 Christine Stanzinger v. Gullingstein, eine Tochter des Vordernberger Badmeisters Josef Stanzinger. Seine Schwester Maria Franziska hatte den Johann ßupert Marchei, Pfleger zu Gallenstein (f 1764), geehelicht. 1778 kaufte Anton Thaddäus Taurer von den Erben Job. Josef Egger um 9000 fl. das Hammerwerk Sachendorf im oberen Murboden, veräußerte es jedoch nach wenig Jahren, erwarb dafür die Gewerkschaft Sulzerau bei Obdach und das Gut Bayerhofen im Lavanttale. Er starb um 1810 mit Hinterlassung mehrerer Söhne, deren Nachkommenschaft heute noch in Kärnten und Krain blüht. Christine Taurer starb als Hammergewerkenswitwe zu Graz am 30. September 1814 im Alter von 65 Jahren. — Am 29. April 1796 erlangte Anton Thaddäus Taurer den erb- ländiseh-österreiehischen Bitterstand mit dem Prädikate „Edler von Gallenstein“, *) Von demselben Hofpfalzgrafen erhielten die Brüder Walcher, Hammergewerken in Höllen­ stein, 1629 ein Wappen und — den Adel! Diplom im Museum zu Steyr.

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