Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

311 Gottlieb Schroff! wurde 1643, drei Jahre nach seinem mütterlichen Oheim Cosman Mann, Obervorgeher der Innerberger Hauptgewerkschaft, aus dem Verlags­ gliede Steyr; er gelangte sohin im Alter von 33 Jahren zu dieser leitenden und einflußreichen Stellung, die er bis 1660 bekleidete. Die Wirksamkeit Schröffls fällt in die Zeit des tiefsten Niederganges der Hauptgewerkschaft. Wenn auch die kläg­ lichen Zustände durch eine Reihe von Umständen herbeigeführt wurden, die außer­ halb der Verwaltung lagen und in den allgemeinen mißlichen Verhältnissen be­ gründet sind, so muß doch Gottlieb Schroff!, als,Obervorgeher aus dem über­ mächtigen Verlagsgliede und einflußreichstem Mitgliede der Verwaltung, ein Gutteil der Schuld an dem Verfalle zugesprochen werden. Unvernünftige Betriebsführung, Produktion ohne Rücksicht auf die MarktVerhältnisse, eine um fünf Jahre verspätete Bilanzierung, ein fünfzehnjähriger Rückstand in der Ertragszahlung und ein sinnloses Schuldenmachen kennzeichnen die Lage der Gewerkschaft. Vor allem aber muß Schroff! zur Last gelegt werden, daß er, als Leiter der Verlagsstelle, den Stahl­ verschleiß ins Reich in die Hände seiner Verwandtschaft spielte und dadurch der Gewerkschaft die gewinnbringendste Einnahme entzog. Die Großhändler Luckner und Mittermayer, Darlehensgeber wie der Steyrer Ratsbürger und Handelsmann Matthäus Riß v. Risenfels machten glänzende Geschäfte und wurden in wenigen Jähren reich, sie alle „verließen ein großes Gut“, die Gewerken verarmten und waren, wie z. B. einzelne Glieder der Familie v. Kriechbaum, gezwungen, ihre Ein­ lagen um ein Drittel des Nominales zu verkaufen. Die Käufer waren jene Handels­ leute, die der Gewerkschaft Darlehen gaben, dieselben jedoch gegen 6 % nur zu zwei Drittel in barem Gelde erfolgten und den Rest in den erkauften Einlagen er­ statteten, die sie sich jedoch zum vollen Nennwerte anrechneten. So waren die Ge­ schäfte beschaffen, die man mit der Gewerkschaft damals machte und von deren Folgen sie sich nie mehr ganz erholte. Gleichzeitig mit der Stelle eines Obervorgehers war Gottlieb Schröffl 1651 —1659 auch Bürgermeister von Steyr. In diesem Amte folgte ihm sein Schwager Maximilian v. Luckner und in der Obervorgeherstelle der Bruder seiner zweiten Frau, Zacharias Brenner — man sieht, die einflußreichen Posten blieben in der „Familie“. Schröffl selbst wurde 1660 zum Eisenobmanne in Steyr für Österreich ob und unter der Enns ernannt, wodurch ihm die Eisenindustrie dieser Länder — „soweit das Kammergut zu bürgerlichen Gewerben gedieh“ — unterstellt war.- Dieses Amt versah er bis zu seinem am 14. September 1680 erfolgten Tode, worauf ihm sein Schwiegersohn Franz Gottfried Vorig v. Hochhaus folgte, der, wie Schröffl, 20 Jahre diese Stelle bekleidete Ö. Einem so einflußreichen Manne, wie Gottlieb Schröffl es war, konnten die Ehren nicht ausbleiben: ddo. Linz, 13. Juli 1646, erhielt er den rittermäßigen erb­ ländischen Adel; ddo. Preßburg, 27. April 1655, das Prädikat v. Mannsperg und >) Schröffls Vorgänger in der 1584 errichteten Stelle eines Eisenobmannes zu Steyr war Johann Glaser v. Erdheimb, der als n.-ö. Buchhalterei-Raitrat 1662 starb. Schröffl bezog als Eisen­ obmann 600 fl. Gehalt, zum Unterhalte des Kanzleipersonales 200 fl., für Kanzleierfordernisse 25 fl., für Wohnung 80 fl. Er hatte sich aus den Gefällen selbst die Beträge anzuweisen. (Hofkammer- archiv, Innerberger Eisenakten.)

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