Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

298 Mitglied des Gemeinderates, 1848 Oberkommandant der Nationalgarde, Mit­ begründer der 1857 errichteten städtischen Sparkasse und erster Direktor derselben, Verwaltungsrat der Waffenfabriks-Gesellschaft in Steyr und der Bank für Ober­ österreich und Salzburg in Linz. Im Jahre 1853 kaufte Schönthan mit seinem Schwager und Gesellschafter des Handelshauses Schönthan, Franz Wikhoff, von Karl Oaravaggio die Gewerkschaft Wendbach-Steg, die aus einem Zerren-, Zain- und Streckhammer in Wendbach und einem Zementstahlofen beim Schlosse Steg- bestand. 1862 wurde dieser Besitz, dessen industrielle Bedeutung bereits sehr gesunken war, an den Fürsten Lamberg verkauft, der 1870 den Betrieb der Eisen­ werke einstellte. Der Eisenhandel des v. Schönthanschen Hauses umfaßte in erster Linie Sensen, Sicheln und Scherrmesser, Erzeugnisse der alten Sensenschmiedmeister des Enns- und Steyrtales, wie der Zeitlinger, Pieslinger, Weinmeister und Schröckenfux. Diese Waren gingen hauptsächlich nach Bußland an die Firma Janke in Riga und nach Nordamerika an Schu- lery in New-York. Ein ganz bedeutender Handel wurde auch mit den von der Innerberger Hauptgewerkschaft aus ihrer Hauptniederlage in Steyr bezogenen Halbfabrikaten an ge­ schlagenem Stahl und Eisen ins In- und Ausland betrieben. Von den damals noch zahlreichen Kleinschmieden der indu­ striereichen Umgebung Steyrs wurden Nägel, Messer und Maul­ trommeln angeliefert und gingen in Fässern und Kisten ver­ packt nach England und in den Orient1)- Die Leipziger Messe, Triest, Pest und London waren wichtige Plätze für den Ab- Stammwappen der Schön- satz dieser Waren. than V. Pernwaldt. Die vorstehende kurze Schilderung der Handelsbe­ ziehungen des Schönthanschen Hauses gibt ein Bild von der einst blühenden Industrie des steirisch-österreichisshen Grenzgebietes, der großen Bedeutung Steyrs im Eisenhandel vor noch kaum einem halben Jahrhundert und dem verdienstvollen Wirken seiner Kaufherren, die die Aufgabe hatten, die in zahlreichen Kleinbetrieben erzeugten Waren zu erfassen und dem großen Weltverkehre zu ver­ mitteln. Stammwappen v. J. 1566: In einem goldenen Schilde ein hockender, natür­ lich gefärbter Bär mit offenem Maul und roter Zunge, in den Vorderpranken einen Tannenbaum haltend. Stechhelm mit schwarz-goldenen Decken und ebensolchem Wulst, auf dem die Schildfigur erscheint. Wappen v. J. 1650: Gevierter Schild, 1 und 4 in Gold das Stamm­ wappen, 2 in Bot ein weißer Adlerflügel mit einem mit einer weißen Bose belegten roten Balken, 3 in Schwarz ein gelber mit schwarzem Balken und darin mit einer ‘) Die Maultrommel ging in großen Mengen in die Türkei und die ihr benachbarten Länder. Ihre Verwendung fand sie weniger als Musikinstrument als als Material zur Erzeugung der Damaszenerklingen, wozu die aus dem feinsten Stahl gearbeitete Spielzunge der Maultrommel benützt wurde. — Die vorstehenden Mitteilungen der Handelsbeziehungen des v. Schönthanschen Hauses verdanke ich dem Herrn Forstrate Adolf Schönthan v. Fernwald in Seeschloß Ort bei Gmunden.

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