Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges
283 einem im 16. Jahrhunderte bedeutenden Radgewerkengeschlechte, dessen Ausläufer sich in der Folge in der Steyrer Bürgerschaft finden. Im zweiten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts tritt uns Wolf Scheichei als an gesehener Radgewerke zu Eisenerz entgegen; 1528 Baumeister des neuen Spitales, Ratsbürger und noch 1539 Marktrichter, stirbt er am 4. Juli 1547. Bald darauf finden wir die Yerlaßabhandlung eines Peter Scheichei „an der Stiegen“, f 1554, der zu Eisenerz größeren Besitz hatte und wohl ein Bruder Wolf Scheicheis ge wesen sein dürfte. Als Söhne Wolfs sind uns bekannt: die beiden Radmeister Wolf, der Jüngere, 1564 genannt, 1570 nicht mehr am Leben, und der bereits vor 1567 verstorbene Michael, dessen Witwe Martha das Radwerk an der Schollnitz, also im heutigen Markte Eisenerz, bis zu ihrem Tode, im April 1594, führte, worauf es an ihre Erben Anna, geb. Pleschnitzer, Gattin des Hans Christoph Fernberger von Egenberg, Christen Erbkämmerer und Truchsäß in Österreich ob der Enns, und an Daniel Poegel, das letzte uns bekannte Glied aus einer Seitenlinie des berühmten Gewerkengeschlechtes der Poegel, überging. Letzterer starb zu Eisenerz Ende des Jahres 1597. Fernberger verkaufte seinen Anteil 1601 an Simon Schnegg, der schon vorher den halben Anteil des Poegel erworben hatte. 1625 ist das Radwerk im Besitze des Hans v. Wondenstein. — Gleichzeitig mit den beiden vorgenannten Söhnen des Radmeisters Wolf Scheichei des Älteren finden wir einen Georg und einen Balthasar Scheichei als Radmeister zu Eisenerz, einen Hans 1563 und 1570 als Hammergewerken zu Weyer und einen Lazarus als Bürger zu Steyr. Georg war 1553 Marktrichter in Innerberg und siegelt mit dem sprin genden Löwen im Schilde, der, wachsend inmitten eines offenen Fluges, am Helme wiederkehrt1)- Balthasar, 1564 unter den Radmeistern angeführt, starb am 8. Juni 1575; seine Frau Susanne, geb. Prevenhueber, f 5. Dezember 1588, ehelichte so dann den Augustin Seitlinger, der im Bad Gastein am 30. Juni 1585 starb und in Schladming begraben wurde; auch der dritte Gatte Karl Maier überlebte seine Frau nicht lange, er starb zu Eisenerz am 15. März 1589. Diese genauen Nachrichten verdanken wir dem Sohne Balthasars, Georg, Radmeister und Ratsbürger in Innerberg, der am 6. Juni 1594 seinen Eltern, Stief vätern, sich und seinen Frauen ein schönes, mit dem Wappen der Scheiehel ge schmücktes Marmordenkmal errichtete, dessen langatmige lateinische Inschrift im Stile römischer Denkmäler gehalten ist1 2). Georg war zweimal verehelicht, beide 1) Die Gewerken siegelten vielfach selbst, wenn sie Wappen oder Adel besaßen, mit der Marke ihrer Gewerkschaft; so ist eine Urkunde Georg Scheicheis vom 23. April 1653 mit der Eadwerks- (Haus-) Marke gesiegelt, während die am folgenden Tage ausgestellte Urkunde das ob beschriebene Scheicheische Wappen zeigt. 2) Das Denkmal besteht aus drei Teilen. In der Mitte befindet sich zwischen zwei Säulen eine große Tafel mit dem Wappen Scheicheis, darüber steht ein Kreuz, zu dessen Seiten der Stifter mit zwei Söhnen und seine beiden Frauen knieen. Unter dem Wappen ist eine Tafel mit der In schrift. Ein stark ausladendes Gesims, von den Säulen gestützt, trägt die Bekrönung. Zu beiden Seiten derselben sind Schilde mit Wappen angebracht; das eine, links vom Beschauer, ist geviert, 1 und 4 ein Schrägbalken, 2 und 3 ein geflügelter Drache. Das zweite Wappen zeigt einen Engel mit gesenktem Hüfthorn, der den linken Zeigefinger an den Mund hält. Die vorbeschriebenen Wappen sind nicht die Wappen der beiden Frauen Georgs (Strußnigg und Weidinger), auch nicht seiner Mutter und Großmutter, es dürften also die Wappen den beiden Stiefvätern zuzuweisen sein.
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