Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

261 Im 16. Jahrhunderte waren die Eauscher, Schmelzer, Trapp und Unger reiche Handelsherren, Gewerken und Grundbesitzer zu Murau; sie verschwinden in den letzten Jahrzehnten des 16. oder in den ersten des 17. Jahrhundertes, die Hiewalt, Größing und Monsperg treten an ihre Stelle. Um die Mitte des 16. Jahrhundertes ist Martin Eauscher ein reicher Handels­ herr in Murau, er besitzt mit seiner Frau Anna M. (nur der Anfangsbuchstabe des Schreibnamens und das Wappen sind von ihr bekannt) ein Haus in der Anna Neumann­ straße bergseits nahe dem oberen Platze *). Sein Sohn Wolfgang, Eatsbürger zu Murau, t 4. Juni 1594, erhielt vom Erzherzoge Karl von Steiermark ddo. Graz 26. Jänner 1577 ein Wappen, mit dem er 1588 als Stadtrichter siegelt. Er war zweimal verehelicht, 1. mit Maria Pagge, f 24. November 1583, und 2. mit Margarethe Egartner, f 4. Juni 1594. (Grabdenkmal mit dem Wappen Eauschers an der Murauer Kirche2). Sein Sohn David, der am 21. Dezember 1628 zu Murau als Protestant starb, hatte von dem Grafen Ferdinand v. Salamanca-Ortenburg ddo. Greifenburg 21. Dezember 1614 den Adel erhalten unter gleichzeitiger Besserung seines Wappens durch Öffnung des Helmes. David vermählte sich zu Murau am 25. No­ vember 1612 mit Salome, geb. Egartner (f als Protestantin zu Murau 6. April 1619), Witwe nach dem Malborgeter Gewerken Wilhelm Paul zu Nagerschiggs). Ein Bruder Davids oder Sohn aus einer früheren Ehe, Thomas Eauscher, f 23. Mai 1644, und seine Frau Ursula sind die letzten, die uns aus diesem Geschlechte in Murau begegnen. — Ende des 18. Jahrhundertes kommen Sprossen des mit den alten Murauer Eauscher nicht stammverwandten Hüttenberger Gewerkengeschlechtes nach Murau. Es sind dies der Stadtpfarrer Franz X. Eauscher v. Eauschenfels, *) An diesem Hause, heute im Besitze des Bürgermeisters und Apothekers Gasteiger, befinden sieh beiderseits des Tores 2 Kacheln, deren eine im Schilde eine Hausmarke (auf einem Dreiberge das bekannte Handelszeichen „4“ unten in einer Spitze mit 2 Widerhaken endigend) und die Umschrift „Mert Rauscher 1557“ zeigt. Die andere Kachel mit der Umschrift „Anna M. . .“ zeigt auf einem Dreiberge einen Mann mit bis zu den Knien reichendem Wams und einem Barett auf dem Kopfe, beide Hände in die Seite gestemmt. — Das Haus stammt aus viel früherer Zeit. Im ersten Stockwerke befindet sich ein Zimmer mit hohem Spitzbogengewölbe und gotischem Fenster. 2) Zu den in der Murauer Gegend seßhaften Gewerken jener Zeit gehören auch die Egart­ ner, die seit Mitte des 16. Jahrhundertes in verwandtschaftlichen Beziehungen zu den dortigen Familien stehen. 1570 geadelt, erlangten sie 1625 die Wappenvereinigung mit dem Wappen der Weidner. Hans und Ottokar Egartner erwarben 1615 die Herrschaft Kanten bei Murau, die vorher erzbischöfl. Salzburger Besitz war. 1631 besaß Kanten Job. Adam Egartner, Salzburg. Hauptmann in Baierdorf, von dem sein Amtsnachfolger Job. Georg aus dem Kadstädter Geschlechte der Graf v. Scherenberg das Gut an sich brachte. 1666 ging Kanten an den salzb. Hauptmann in Baierdorf Johann Freih. v. Rehlingen um 21.000 fl. und 200 Dukaten Leihkauf über. — (Mitteilung des H. Pfarrers Anton Roßmann aus der Pfarrchronik in Kanten. — Wappen Egartner s. Siebmachers Wappenbuch, V. Bd. Taf. 64). Die in der Kantner Kirche noch 1878 vorhandenen Grabdenkmäler der Egartner sind nun verschwunden. Die Hammerwerke in Kanten standen nahe dem Orte am Kantenbache. „Beim Hammerschmied“ heißt heute noch das große zweistockhohe Wirtshaus an der Straße nach Seebach. 3) Die Frau des David Kauscher, Witwe nach Wilhelm Paul v. Nagerschigg, könnte einem anderen Geschlechte, nämlich jenem der Egartner v. Rosenau, angehören, die um jene Zeit auf Straßfried bei Thörl als Burghauptleute saßen, also den Pauls sehr nahe wohnten.

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