Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges
250 Bald darnach treten Brandstetter in Vordemberg auf, die mit Josef Anton i. J. 1755 in den Besitz des Badwerkes Nr. 11 gelangen und in der Folge sich zu einer der weitverbreitetsten Familien des steirischen Eisenwesens entwickelten. Mit einer Reihe von Männern begabt, die sich um unsere Eisenindustrie verdient gemacht haben, bilden sie durch ihre Versippung ein Bindeglied für zahlreiche Ge werkenfamilien. Josef Anton Brandstetter erwarb, wie bereits erwähnt, 1755 das Badwerk Nr. 11, das er bis 1789 innehatte. Die aus seiner Ehe mit Regina Bengg stammen den Söhne Johann Nep., Anton Ferdinand und Faul wurden Stifter dreier Linien, deren älteste i. J. 1881 mit Johann Nep. Enkelin Karoline, verehelichten Mitscb, erlosch, während von der jüngsten, von Faul abstammenden Linie weitere Nach richten fehlen. Johann Nep., der Zweitälteste Sohn des Radmeisters Josef Anton, von 1789 bis 1798 am Radwerke Nr. 11, gründete 1791 die Kohlenunion der Vordemberger Radgewerken, den gemeinsamen Einkauf der Holzkohle für alle Vordernberger Radwerke1). Sein gleichnamiger Sohn, der mit Theresia Kraßberger vermählt war, besaß das Radwerk von 1798—1848 und war wie sein Vater Vorsteher der Rad meister-Kommunität. Nach seinem Tode ging das Radwerk auf seine jüngste Tochter Karoline und nach deren Ableben 1881 samt dem Ansitze Mell ob Trofaiach an deren 1903 verstorbenen Gatten Heinrich Mitsch über. Anton Quirin, der jüngste Bruder des vorgenannten Radmeisters Johann Nep. Brandstetter, besaß 1821 bis 1822 das Radwerk Nr. 2, das er im letztgenannten Jahre an Erzherzog Johann ver äußerte, worauf er sich mit seiner Gattin Antonie Hirzenberger nach Linz zog. Über diesen Zweig der Familie fehlen weitere Nachrichten. Seine Schwester Therese, die mit dem Radmeister Johann Schragl vermählt war, wurde die Mutter jener Katharina Schragl, die das Radwerk Nr. 9 an die Familie Haendl v. Rebenburg brachte. Die zweite, in zahlreichen Zweigen blühende Linie der Brandstetter gründete Anton Ferdinand. Dieser, mit Maria Stegmaier, einer Bürgerstochter aus Frohn- leiten vermählt, erbaute auf der von Siegmund Vogl in Köflach um 400 fl. gekauften Kolmanhube ein Eisen-Hammerwerk in Graden. Er erwarb noch zwei Huben dazu und veräußerte i. J. 1804 die Gewerkschaft an Vincenz Herzog, Besitzer der Eisenhandlung „zur Stadt Belgrad“ in Graz, um 40.000 fl., worauf er sich in der Nähe von Flankenwart bei Graz ankaufte und 1811 verstarb. Von seinen Söhnen war Josef über vierzig Jahre Verweser seines Schwagers Herzog in Möderbrugg bei Unter-Zeiring, damals das größte Stahlhammerwerk des Landes. Die Hütte *) Ein im Besitze des Herrn k. k. Bergrates Ignaz Brandstetter in Leoben befindliches Bild erinnert an diese für die Kohlenversorgung Vordernbergs bedeutsame Einrichtung, die der gegen seitigen Überbietung der Kohlenpreise ein Ende machte. Dies Bild zeigt die Kanzlei der Badmeister- Kommunität, woselbst an einem sehr großen Tische der Sekretär sitzt und den herumstehenden „Kohlenbauern11 ihr im großen Kontobuche ersichtliches Guthaben in blanken Talern auszahlt. An der Kanzleiwand hängen zwei Bilder, deren eines den Schmelzofen Nr. 2, das andere das Herren haus des BadWerkes Nr. 14, den Freisitz Löwenhof, darstellt. Das Chronogramm, welches den Kommunitätsvorsteher Johann Brandstetter als Gründer dieser Kohlen-Union bezeichnet, weist das Jahr 1791.
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