Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

245 Im Bewußtsein seiner Macht und seines weitgehenden Einflußes — ungefähr 1530 war Sebald Poegel Freiherr v. Reifenstein und Arberg geworden — scheint er sich nicht immer ganz strenge an die bestehenden, ziemlich einengenden Vorschriften über den einzuhaltenden Handelsweg, aber auch über Mauten und Abgaben gehalten zu haben. Schon 1524 hatte die Regierung einen Streit zwischen ihm und der Stadt Steyr zu entscheiden, da Poegel Vordernberger Eisen ins Innerberger Handels­ gebiet gebracht hatte. Es wurde ihm damals eingeschärft, daß das in seinen Hämmern erzeugte Eisenzeug über den Seeberg nur nach Zell, Hohenberg, Lilien­ feld und anderen Orten der „Waldmark“ gebracht werden dürfe. Schlimmer erging es ihm in der 1537 ausgebrochenen „Irrung“ mit der Leobner Bürgerschaft und dem landesfürstlichen Kammergefälle. Sebald Poegel zog es vor, am 1. Februar 1539 durch einen Ausgleich, der hart genug für ihn ausfiel, Ärgerem auszuweichen; er mußte sich verpflichten, 38.000 fl. an die landesfürstliche Kammer zu bezahlen und seine drei Radwerke binnen Jahresfrist zu verkaufen. Ein Jahr darauf, am 1. Juni 1540, starb er; der schwere Schlag hatte ihn an der empfindlichsten Stelle, an der Quelle des Reichtumes seines Hauses, getroffen. Elf minderjährige Kinder, sechs Söhne und fünf Töchter, blieben zurück,, für welche Georg Freiherr v. Herberstein, der Bruder der Witwe, die Vormundschaft übernahm. Bevor wir auf die Kinder Sebald Poegels übergehen, müssen wir noch kurz seine Standeserhöhung und seine Besitzankäufe erwähnen. Bis ins erste Jahrzehnt des 16. Jahrhundertes finden wir in den Siegeln der Poegel nur Hausmarken. Erst nach 1520 erscheint das aus der Krone wachsende, namenanspielende Kamel im Schilde und am Stechhelme, das Wappen, welches auch der Grabstein Sebald des älteren zu Aflenz zeigt. Die Adelung dieses Poegel und seiner Vettern Christoph, Tiburtius und anderer dürfte somit zwischen 1510 und 1520 erfolgt sein, die Er­ hebung Sebald des jüngeren zum Freiherrn bald nach 1530. Bei diesem Anlasse wurde der Schild geviert und ein zweiter Helm aufgenommen. Die Besitzerwerbungen Sebald Poegels des jüngeren sind so zahlreich, daß wir nur die wichtigsten hervorheben können, sie erstrecken sich über ganz Ober­ steiermark und greifen auch nach Niederösterreich über. Ungefähr 1513 dürfte die alte Herrschaft Reifenstein bei Pöls im oberen Murboden in seinen Besitz gelangt sein, denn bald danach nennt er sich von ihr. 1523 erkaufte er einen Hof bei Bruck vom Stifte Göß, nun Poegelhof genannt, die Kornmessischen Besitzungen und Hämmer, das Marchfutteramt zu Leoben u. a. Im Jahre 1530 ist er Herr der Herrschaft und Veste Arberg, wird im gleichen Jahre zu Handen seines Bevoll­ mächtigten Tiburtius Poegel, Bürgers zu Leoben, mit den burggräflich Nürnbergi­ schen Lehen Rothengrub, Schrottenstein und Seltz belehnt und kauft 1536 die Veste Parz. Nun zu Sebalds Kindern. Andrae, der älteste, übernahm die Poegelschen Hämmer am Thörl und bei Bruck, die Veste Arberg und kaufte 1559 Burg und Herrschaft Liechtenstein und Mödling von Bartlmä Fraisleben. Er starb im Jänner des Jahres 1567. Seine erste Frau war Barbara, des Cyriak Freiherrn v. Polheim und der Elisabeth Gräfin v. Oettingen Tochter. Vor ihrer 1547 stattgehabten Vermählung mit Andrae Poegel

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