Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

244 Poegel v. Reifenstein. Gar gering ist die Anzahl der Namen, die aus der Vergangenheit unseres Landes dem Volksbewußtsein erhalten blieben. Schuld daran ist neben dem raschen Wechsel der städtischen Bevölkerung der jeder Bodenständigkeit entrückte Unter­ richt in der Schule. Man muß sich wundern, daß unter diesen Verhältnissen noch so viel Heimatssinn im Volke vorhanden ist.... Zu den wenigen, die aus der Vor­ zeit im Gedächtnisse der Steirer noch leben, gehören die Poegel. Die Waffenschmiede des letzten Bitters sind volkstümlich geworden. Ungewiß wie ihr Ursprung ist auch vielfach ihre Genealogie. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundertes finden wir sie in Bruck und dessen Umgebung seßhaft. Gotthard ist 1484 Richter zu Bruck, Peter betreibt bereits 1469 eifrig seine Gewerk­ schaft am Thörl bei Allenz und liefert Kaiser Friedrich Hackenbüchsen und Kugeln Ü Die beständigen Kriege des Kaisers waren ein guter Nährboden für Waffenfabrikanten und so wuchs Besitz und Ansehen über Nacht. 1471 konnte Pögel schon als Wohl­ täter auftreten und erbaute die Kirche St. Peter zu Allenz. Sein, wie es scheint, einziger Sohn Sebald war des Vaters würdig, schmiedete Waffen und mehrte sein Eigen. 1485 nahm Pögel die wenige Jahre vorher erbaute Burg Schachenstein vom Stifte St. Lambrecht in Bestand. Kaiser Max erteilte ihm, „seinem Büchsenschmied am Thörl“, i. J. 1508 die Erlaubnis, zum alten Hammer einen neuen mit zwei Feuern zu erbauen, doch durfte er kein Waldeisen darunter schmieden und nur Leobner Bauheisen verwenden; auch sollte einer der bestehenden drei Hämmer im Aflenztale aufgelassen werden. Diese zum Lambrechter Lehen am Tori gehörigen Hämmer hatten dem Stifte als Zins schon im 14. Jahrhunderte jährlich zwei Stücke Schar­ schachstahl abzuliefern. Der älteste dieser Hämmer war der Hammer am Wappen­ stein bei Palbersdorf. Das heute noch bestehende Eisenwerk Büchsengut im Etmißl- graben hat jedenfalls von den kaiserlichen Büchsenschmieden seinen Namen. Wie bedeutend die Waffenerzeugung unter Kaiser Maximilian, der eine große Anzahl Zeughäuser ausrüsten ließ, war, geht daraus hervor, daß er i. J. 1516 einen eigenen Zeugwart und Aufseher für die am Törl erzeugten Büchsen bestellte. Ungefähr um 1520 starb Sebald Poegel und wurde in der Propsteikirche zu Allenz beigesetzt, wo noch heute sein Grabstein mit dem Stammwappen des Geschlechtes zu sehen ist. Sebald hinterließ mehrere Kinder, von welchen sein gleichnamiger ältester Sohn sowie Gotthard hervortreten. Letzterer heiratete Elisabeth, die Schwester des Pankraz Kornmeß in Bruck, von dem der größte Teil der Besitzungen beim Zu­ sammenbruche dieses Geschlechtes von Sebald Poegel, dem Jüngeren, erworben wurde. Unter diesem stiegen die Poegel auf den Höhepunkt ihres Ansehens. Er vermählte sich am 4. Juli 1500 mit Cordula Freiin v. Herberstein, Tochter Georgs v. Herber­ stein und der Margarethe, geb. v. Bottal. Seine industrielle Tätigkeit nahm einen für jene Zeit ganz ungewöhnlichen Umfang an; er besaß drei Badwerke in Vordern- berg und fünf Hammerwerke am Törl, in der Au, in der Laming und bei Leoben. ‘) Aus dem ersten Halbjahre 1469 ist uns die Lieferung von 400 Hackenbüchsen und 14.000 Kugeln durch Zahlungsanweisungen aus dem Aufschläge des Vordernberger Eisens bekannt. Für 100 Büchsen wurden 75 Pfund Pfennige gezahlt. (Chmel : Regesten K. Friedrich III.)

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