Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

204 Auch der Neusohler Kupferhandel wurde, als es mit dem Appaltator Hieronymus Joanelli nicht mehr ging, 1681 nach Mittermayers Ideen reformiert und er und Zollikofer zu Kupferadministratoren mit dem Sitze in Wien bestellt. — Nach 22 Jahren verdienstvoller Tätigkeit starb Hans Ludwig Mittermayer, erst 55 Jahre alt, zu Wien am 19. Mai 1692 Q. Am 26. Juli 1678 hatte er für sich und seine Brüder Leopold, Matthias und Maximilian eine Wappenbesserung und das Prädikat „v. Waffenberg“ erhalten; 1685, 20. Dezember, wurde ihm allein die Ablegung des Stammnamens und die Bewilligung, sich nur „v. Waffenberg“ zu nennen, erteilt. Hans Ludwig Mittermayer hatte als kais. Armaturverleger während der Belagerung Wiens große Lieferungen an Munition und Zeugsorten ausgeführt. Er war Mitdirektor der Seidenkompagnie, führte — wie vorgeschildert — die nach seinen Ideen gestaltete Quecksilber- und Kupferadministration der ärarischen Berg­ baue, wurde 1675 infolge von Mißständen mit den Handelsleuten Appaltoinhaber für die gesamte Kärntner Bleiproduktion (Patent v. 1. August 1675) und 1681 Ad­ ministrator des Zinzendorfschen Sensenappalts. Beehrtet man dazu seine Tätigkeit als Hauptverschleißer der Innerberger Stahl- und Eisenwaren und als Beorganisator der unglücklichen Finanzwirtschaft der Hauptgewerkschaft, so muß man die un­ geheure Arbeitskraft dieses Mannes bewundern. Seine Arbeit war von Erfolg gekrönt, er erwarb 1689 aus dem in Krida gekommenen Verlasse des Freiherrn Christof v. Khevenhüller die seit 1559 vereinigten Herrschaften Liechtenstein und Mödling und hinterließ auch sonst ein großes Vermögen * 2). Seine Söhne Ferdinand, Hans Ludwig und Karl Josef wurden am 14. Juli 1702 Freiherren v. Mödling und Liechtenstein, am 15. Dezember 1718 erlangten die Waffen­ berg mit dem vorgenannten Hans Ludwig und mit Franz, dem Sohne Ferdinands, den Grafenstand. Hans Ludwig erwarb in diesem Jahre von Otto Grafen v. Volkra die Herrschaft Brunn, Thurnhof genannt (heute Perchtoldsdorferstraße Nr. 42), die bis 1770 im Familienbesitze blieb, worauf sie Franz Bernhard v. Keeß erwarb. Liechtenstein und Mödling gingen sieben Jahre später an den n.-ö. Begierungsrat Josef Freih. v. Penkler über. Mit dem Bittmeister Franz Grafen v. Waffenberg, t Kremsier 28. September 1857, und seiner Schwester Paula Antonia, f Olmütz 21. Februar 1869, erloschen Hans Ludwig Mittermayers Nachkommen. Von seinem jüngeren Bruder Matthias, Hauptmünzmeister in Wien, der 1686 nach dem Aus­ scheiden seines Bruders die Kupferadministration übernahm, stammte eine Linie, die mit seinem Sohne Franz Josef, f Wien 13. April 1740, gleichfalls Münzmeister zu *) Bald nach Mittermayer starb auch Zollikofer noch i. J. 1692, worauf die Wiener Nieder­ lagsverwandten Joh. Bapt. Pestaluzzi, Mittermayers Schwager, und Jakob Beyder die Administration des Quecksilberhandels übernahmen. (S. v. Srbik: „Der staatl. Exporthandel Österreichs“, 8. 77, 89, 157, 179 ff.) 2) Wie begreiflich, blieben auch ihm die Neider nicht aus, sie versuchten, seine Führung des Quecksilberhandels, des Blei- und Sensenappalts zu verdächtigen — die großen Finanzskandale waren ja damals an der Tagesordnung —, doch vermochte sich Mittermayer zu rechtfertigen und durch einen Vorschuß von 100.000 fl. die Anklagen zum Schweigen zu bringen. Seine Hauptgegner waren der i. ö. Hofbuchhalter Antonio Canduzzi und der Quecksilberbuchhalter Pupfhuber. 8. v. Srbik : „Der staatl. Exporthandel Österreichs“, 8. 180 ff.

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