Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

— 203 18. Juni 1563 verliehenen Wappens. Von seinen 18 Kindern, deren größerer Teil jedoch in jungen Jahren verstorben war, überragte alle Hans Ludwig, Georgs erst­ geborener Sohn. Hans Ludwig war ein Unternehmer großen Stiles, der sein Haus von verhältnis­ mäßig kleinen Anfängen zu reicher Blüte brachte. Er war ein zielbewußter Mann von bedeutenden finanziellen und kommerziellen Fähigkeiten, der hervorragendste Geschäftsmann seiner TageQ. Als er nach dem Tode seines Vaters 1666 die Führung des Geschäftes über­ nahm, hatte er in kurzer Zeit den gesamten Auslandhandel der Gewerkschaft an sich gebracht. Mittermayer streckte ihr das erforderliche Betriebskapital vor, das diese, immer geldbedürftig, nun bis zum Jahre 1679 an seine Firma fesselte. Über ausdrücklichen kais. Befehl war Mittermayer der großen Sanierungskommission der Hauptgewerkschaft i. J. 1678 zugezogen worden, deren Ergebnis dank Mittermayers Einfluß zu einer allmählichen Besserung ihrer argen finanziellen und wirtschaftlichen Lage führte* 2 3). Schon ein Jahr nach seiner Geschäftsübernahme war Hans Ludwig Mittermayer in dem Prozesse gegen den Hofkammerrat Abondio Inzaghi, Freiherrn von Kind­ berg, nebst anderen Wiener Niederlagsverwandten, wie Oktavio Pestaluzzi, Carlo Barthalotti und Michael Zollikofer, Sachverständiger im Eechnungsfaches). Er hatte da Gelegenheit, in die Verhältnisse des Idrianer Bergbaues und des Quecksilber­ handels genauen Einblick zu nehmen und trat bald danach mit dem Vorschlage hervor, den Quecksilberverschleiß nicht mehr einem Pächter zu übergeben, zu appre­ tieren, wie dies eigentlich noch bei Inzaghi der Fall war, sondern in eigener Begie zu führen. Mittermayers Pläne fanden die Billigung des Kaisers. Es wurde 1670 in Wien eine Quecksilberinspektion eingesetzt _nd den beiden Wiener Niederlegern, Hans Ludwig Mittermayer und Michael Zollikofer (geadelt mit v. Altenklingen) — einem Schweizer — übertragen. Steyr wurde durch Mittermayers Einfluß Legstätte für die Quecksilberversorgung der donauabwärts und nördlich derselben gelegenen Länder. Die Eisenhandlungsfirma Luckner und Mittermayer in Steyr wurde zur Kommissionärin für den Quecksilberverkauf für das Reich und die Erblande bestellt und ihr auch die ausschließliche Versendung desselben von Idria nach Amsterdam, dem Haupt­ handelsplatze für Quecksilber, übertragen. *) Ich folge in den vorstehenden Ausführungen der glänzenden Darstellung Professors Heinrich Ritt. v. Srbik in seinem Werke „Der staatliche Exporthandel Österreichs von Leopold I. bis Maria Theresia“, Wien, Braumüller, 1907. 2) Vgl. v. Pantz : „Die Innerberger Hauptgewerkschaft 1625 bis 1783. Forschungen zur Ver- fassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark“, Graz 1906. 3) Inzaghi war als armer Ladenjunge nach Pettau gekommen, wurde 1659 Inspektor des Quecksilberwesens in Idria, das er mit viel Geschick reformierte und ertragreicher gestaltete. Er erfreute sich großer Gunst bei Hofe, wurde 1663 Freiherr, doch war er weniger Beamter als Kauf­ mann. Zunächst auf seinen eigenen Vorteil bedacht, brachte er ein großes Vermögen zusammen. Trotz der erwiesenen Unredlichkeiten wurde er gnädig behandelt und 1672 sogar wieder zur i. ö. Kammerratsstelle zugelassen.

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