Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

202 Mittermayer v. Waffenberg. Wenn die Mittermayer auch nicht zu den Gewerkengeschlechtern gehörten, so haben sie doch durch Jahrzehnte im Innerberger Eisenwesen eine so einflußreiche und überragende Stellung eingenommen, daß sie in diesem Gedenkbuche des Eisen­ adels volle Berücksichtigung finden müssen. An Hans Ludwig Mittermayer, dem hervorragendsten Vertreter des Geschlechtes, ist außerdem die rühmliche Erinnerung geknüpft, den Fiskus wenigstens bei seinen eigenen Bergbauen auf Quecksilber in Idria und auf Kupfer in den ungarischen Bergstädten (Neusohl) von dem Appalt, jenem unglücklichen Bequisit der Finanzwirtschaft des 16. und 17. Jahrhundertes befreit zu haben. Seinem Wesen nach ist der Appalt die Pachtung staatlicher Ein­ nahmsquellen, sei es aus Begalien, Monopolen oder indirekten Abgaben u. dgl., ver­ bunden mit dem ausschließlichen Vorkaufsrechte, mitunter auch mit dem ausschließ­ lichen Bechte auf Erzeugung gewisser Produkte. Die bequeme Art, auf dem Wege der Verpachtung dem Staate Geld zu verschaffen, begünstigt durch mangelhafte Ein­ richtung der Verwaltung und Unfähigkeit derselben, selbst die Geschäfte zu führen, hatten dem Appalt eine Ausdehnung gegeben, die sich vom Verschleiß der Kameral- produkte aus Bergwerken und Domänen, auf Mauten und Zölle, auf Speik und Borget, Ochsen und Sensen, kurz, auf nahezu alles erstreckte. Die Folgen waren eine monopolistische Preisbildung des Pächters, empfindliche Schädigung von Industrie und Gewerbe und Ausbeutung des Konsumenten. Sonderbarerweise ist dieses System der ausschließlichen Handelsprivilegierung in einer seinem wesentlichen Inhalte und Erfolge nach nur wenig vom Appalt unterschiedenen Form in den Jahren des großen Weltkrieges wieder aufgelebt. Auch hier war es wieder die mangelnde Eignung des Verwaltungsapparates und vielleicht auch ein wenig Bequemlichkeit mit der so beliebten Abschiebung der Verantwortung, die dann unter dem Einflüsse weltfremder staatssozialistischer Ideen zur Schaffung der vielen „Zentralen“ führte. Nach Aus­ schaltung der freien Konkurrenz kam auch hier das Streben nach Gewinn, das große Leitmotiv des Handels, zur unbehinderten Entfaltung und zeitigte im großen und ganzen jene üblen Erscheinungen, die der Appaltierung anhafteten. Es hat sich wieder gezeigt, daß das Wort von der Geschichte der „Lehrmeisterin des Lebens“ eitel Schulweisheit ist und daß die Menschen immer wieder in die gleichen Fehler ver­ fallen, da gerade die berufensten unter ihnen weder die Lehren der politischen, geschweige denn der Wirtschaftsgeschichte kennen. Der erste Mittermayer, dem wir beim Eisenwesen begegnen, ist Georg. Tirolischer Abstammung, wie so mancher der nach der Gegenreformation in Oberösterreich emporgekommenen Männer, wurde er 1635 (5. September) gegen Erlegung einer Taxe von 16 Talern zum Bürger der Stadt Steyr angenommen. Er gründete eine Eisengroßhandlung zu Steyr sowie eine Niederlage in Wien und war mit Maximilian Luckner, dessen Schwester Susanne er 1636 zur Frau nahm, bald einer der größten Abnehmer der Innerberger Hauptgewerkschaft. Am 27. Jänner 1651 erhielt er mit seinen Brüdern Dietrich und Isaak, über die weitere Nachrichten fehlen, den ritter­ mäßigen Adel nebst Besserung des seinem Vorfahren Gabriel Mittermayer am

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