Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

- 199 — Studien pflegten, sondern daheim den Betrieb erlernten und in alter Weise recht und schlecht fortführten, sandte Mayr seine Söhne nach dem Besuche der Wiener Technik und der Schemnitzer Bergakademie auf Studienreisen nach England, wo sie sich mit den neuesten Errungenschaften der Hüttentechnik vertraut machten. Die so erworbenen Kenntnisse, Tatkraft, gewiß auch ein seltenes Glück, sowie nicht zum geringsten das Verständnis, sich im richtigen Zeitpunkte vom Eisenwesen wieder zurückzuziehen und den Übergang von der Hohlzkohlen- zur Koksfeuerung beim Schmelzofen zum Ankaufe der freigewordenen und damals billigen Wälder der Bad­ meister-Kommunität zu benützen, brachten der Familie jenen Beiehtum und Lati­ fundienbesitz, durch den sie heute hervorragt. Franz Mayr, der, wie vorerwähnt, 1830 den ehemaligen Kupferhammer in der Waasenvorstadt von Leoben erworben hatte, erhielt i. J. 1836 die Konzession, da­ selbst zu dem bisher bestandenen einen Feuer und Schlag, ein zweites Feuer sowie einen Streckhammer zu errichten. Ein Jahr danach begann er mit dem Baue eines größeren Hüttenwerkes zu Donawitz, in welchem er seit 1838 in Puddlingsöfen aus Boheisen Stahl erzeugte. Auch zu Kapfenberg hatte er ein Hammerwerk erworben. Im Jahre 1842 übergab Franz Mayr den Besitz seinen Söhnen und starb zu Graz am 6. April 1847 mit Hinterlassung eines bereits recht ansehnlichen Vermögens. Seine drei Söhne Franz, Karl und Budolf wurden die Stifter dreier Linien, deren mittlere nun im Mannesstamme erloschen ist. Franz Mayr gründete mit seinem Bruder Karl das 1846 in Betrieb gesetzte Walzwerk in Donawitz, erbaute auf dem alten Erlachhammer bei Kapfenberg das erste Gußstahlwerk in Österreich, führte Siemens- und Martinsöfen ein und ersetzte zuerst in den steirischen Eisenwerken die Wasserkraft durch den Dampf unter allgemeiner Anwendung der Steinkohlenfeuerung. Zu diesem Behufe erweiterte er den schon von seinem Vater erworbenen Besitz an Kohlenbauen im Dollinggraben bei Leoben durch Ankauf der Gruben am Veitsberge und im Seegraben. Im Jahre 1855 wurde der Gößhammer, 1857 das Blechwalzwerk des Mathias Jandl in Gmaingrube samt dessen Kohlenbauen, dann der Hammer zu St. Peter, der Töllerlhammer bei Leoben, der Höllhammer bei Bruck und andere Objekte mit dem Mayrschen Werksbesitze vereinigt. Alle diese Werke wurden sodann i. J. 1872 an die Innerberger Aktien­ gesellschaft veräußert, deren Nachfolgerin, die Österreichische Alpine Montan-Gesell- schaft, Donawitz durch Ausgestaltung mit den modernsten technischen Errungen­ schalten zur gegenwärtigen großartigen Leistungsfähigkeit brachte. — Karl Mayr hatte mit seinem Bruder Franz zunächst Donawitz übernommen, verkaufte jedoch 1849 seinen Anteil und erwarb die Judenburger Eisenwerke (Puddlings- und Blech­ walzwerk) sowie Bergbau und Hochofen in Olsa bei Friesach, die er zu großem Auf­ schwünge brachte. Sein Sohn Otto veräußerte diese Werke an die Judenburger Eisen-Union. Auch die Kohlenbaue bei Fohnsdorf, Voitsberg, Pichling und Lan- kowitz wurden allmählich abgestoßen. Franz Mayr erhielt für seine großen Verdienste um die österreichische Eisen­ industrie mit Allerhöchster Entschließung vom 4. Dezember 1859 den österreichischen Adel mit dem Prädikate „von Meinhof“ und ein Wappen sowie am 6. Dezember 1872 den Freiherrnstand mit Vermehrung seines Wappens. Der ihm 1859 verliehene

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