Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

192 Mann v. Mannsperg. Die protestantische Bewegung hatte in Oberösterreich zu Ende des 16. Jahr­ hunderts die gleiche Ausdehnung gewonnen wie in Steiermark und Kärnten. Als Kaiser Maximilian II. 1576 starb, waren Landstände, Bürger und Bauern über­ wiegend der neuen Lehre zugetan. Die freie Beligionsübung war zwar wie in Steiermark nur den protestantischen Mitgliedern des Herren- und Bitterstandes für ihre Schlösser, Städte, Märkte und Patronatskirchen gestattet worden, allein die Bürger landesfürstlicher Städte und die Bauern taten dasselbe ohne Erlaubnis. Schwache Gegenmaßregeln Budolf II. wurden durch den ersten Bauernkrieg, dessen letzter Teil 1597 sich im Traunviertel, in der Umgebung Steyrs abspielte, ver­ eitelt und Kaiser Matthias hatte allen Grund den Ständen, die ihm zur Herrschaft im Lande verhelfen hatten, nicht entgegenzutreten. Er unterzeichnete am 19. März 1609, sohin zu einer Zeit, wo in Steiermark die Gegenreformation bereits im großen und ganzen beendet war, die Kapitulations-Besolution, die den protestantischen Ständen Beligionsfreiheit gewährte. Erst mit dem Begierungsantritte Ferdinand II., dem die Stände Oberösterreichs die Huldigung verweigert hatten, wendete sich das Blatt. Das Land wurde 1620 an Bayern verpfändet, in dessen Verwaltung es acht Jahre verblieb, und Graf Herberstorf, der Statthalter des Herzogs Maximilian, führte nun die Gegenreformation mit Beharrlichkeit durch. Als am 9. Oktober 1624 die Beformationskommissäre nach Steyr kamen fanden sie nur mehr 18 katholische Bürger. Der Bat der Stadt war vollkommen in Händen der Protestanten. Da unter der bayrischen Herrschaft längere Zeit keine Wahlen stattgefunden hatten, waren Joachim Händl und Wolfgang Matlseder bereits seit 1619 im Amte, ersterer als Bürgermeister, letzterer, der dann im Bauernkriege eine Bolle spielte und am 26. März 1627 zu Linz enthauptet wurde, als Stadtrichter1)- Durch Verfügung des Statthalters wurde der Bat, der noch wenige Tage vorher in allerbescheidenster Weise gegen den angeordneten Besuch der katholischen Predigt Vorstellung erhoben hatte, am 27. Jänner 1626 seines Amtes entsetzt. Stadtsiegel, Bichtschwert und Szepter wurden dem neuen Bürger­ meister Johann Mayer übergeben (31. Jänner) und am 5. Februar trat der neue Bat, dem aber doch aus Mangel an tauglichen Personen mehrere Protestanten noch vorübergehend angehörten, in Wirksamkeit. Niklas Frizler wurde Stadtrichter und Johann Jakob Sonnenwald als Stadtschreiber bestellt.* 2) Wer nicht katholisch werden wollte, mußte seine Sachen in Ordnung bringen und auswandern. Die Folge war, daß die führenden Familien der Stadt völlig wechselten. Wir finden von den alten Batsgeschlechtern außer Wursehenhofer kein einziges mehr, alle anderen zogen aufs Land oder wanderten aus. Joachim Händl, Lorenz Guetprot, Christoph Mürzer 9 Wolf Matlseder war mit Regina, einer Tochter des reichen Hammergewerken zu Weyer Peter Ochs, vermählt. Matlseders Bruder Hans Adam, lebte in Oresten in Nied.-Österreich. 2) Derselbe erhielt 500 fl. Jahresgehalt. Seine Stellung entspricht der eines heutigen Magistrats-Direktors.

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