Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

189 arbeiteten. Das Eisen kam am Schiffwege von den Ladestätten zu Weißenbach und am Kasten a. d. Enns, dem heutigen Kastenreit, und wurde damals den Losen- steiner Meistern unmittelbar von den Hammergewerken geliefert. 1575 traten die Eisenhändler dazwischen; die Sichel- und Nagelschmiede mußten nun von ihnen Eisen und Stahl beziehen und ihnen die Ware abliefern, sie waren in ein volles Abhängigkeitsverhältnis zu den Steyrer Verlegern gelangt, das diesen reichen Gewinn eintrug. Immerhin breitete sich die Industrie aus und die Menge ver­ arbeiteten Eisens wuchs im 17. Jahrhunderte auf das Doppelte. Noch um 1850 gab es im Gemeindegebiete von Losenstein 140 Werkstätten mit 600 Arbeitern und auch Anton Schosser, der bekannte oberösterreichische Dialektdichter, war der Sohn eines Losensteiner Nagelschmiedemeisters. Die in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhundertes einsetzende Erzeugung der Nägel mit maschinellem Be­ triebe brachte dem Handwerk der Nagelschmiede ein jähes Ende, ein Meister nach dem anderen mußte seine Werkstätte schließen, die Zainhämmer verstummten und das sangeslustige Volk der Schmiede und Gesellen mußte froh sein, in der auf­ blühenden Steyrer Waffenfabrik unterzukommen. Die bedeutende Klein-Eisenindustrie Losensteins und seiner Umgebung machte es notwendig, in Losenstein einen eigenen Beamten der Steyrer Eisen- und Stahl- Kompagnie (Eisenhandlungsgesellschaft) zu bestellen, der seiner hauptsächlichen Tätigkeit nach den Namen „Zeugsempfaher“ führte. Seit 9 Mai 1610 bekleidete diese Stelle Maximilian Luckner, der am 5. Jänner 1627 ein Opfer des Bauern­ aufstandes wurde. Zwar war die große Erhebung der oberösterreichischen Bauern Anfang Dezember 1626 blutig niedergeschlagen worden, allein die Erregung bebte noch nach und die ungeheuren Grausamkeiten, deren sich Herberstorf schuldig machte, entfachten immer von neuem bald dort bald da den Aufruhr. Anfang Jänner 1627 wurden 100 Soldaten vom Pappenheimischen Regiment nach Weyer verlegt. Am Durchzuge durch Losenstein quälten und brandschatzten sie die Be­ völkerung, die ohnehin infolge der wirtschaftlichen Bedrückung durch die Steyrer Eisenverleger schon im Sommer des Jahres 1626 dem Aufstande nahe war. Diese neuen Gewalttätigkeiten machten den Kelch des Leidens übervoll, die Bevölkerung rottete sich zusammen, überfiel Luckner, der die Soldateska nach Weyer geleitet hatte, in seinem Hause zu Losenstein, erschlug ihn und warf den Leichnam in die Enns. Daß die unglücklichen wirtschaftlichen Verhältnisse, die maßlose Be­ drückung durch die Steyrer Eisenverleger bei diesem Aufstande eine große Bolle spielte, ist kein Zweifel. Luckner, der kleine Beamte der Eisenhandlungsgesellschaft, der an diesen Zuständen keine Schuld trug, der im Gegenteil mit dem Eisen­ obmann Aggermann wiederholt auf die Gefahren eines Aufstandes hingewiesen hatte, wurde das Opfer der Volkswut. Er war eben der, dessen man zunächst habhaft wurde, der der unverständigen Menge als der Vertreter des Prinzipes ihrer Ausbeutung erschien. Über Luekners Nachkommenschaft gibt die folgende Stammtafel Auskunft.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2