Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges
177 Andrae Lenzendorfer, dessen Vermählung mit Pandasilla v. Hertenfels, aus krainisehem Uradel, auf seine untersteirische Heimat weist, erwarb 1567 das Bür gerrecht in Leoben bei gleichzeitigem Ankäufe des Schallautzerhofes von Hans Gabelkover, Gegenschreiber des Waldmeisteramtes in Steiermark, der diesen Besitz 1554 von seinem Vater Leonhard geerbt hatte. 1572 trat Leuzendorf den Hof in folge Streitigkeiten an den Bürgermeister Erasmus Beitsperger ab. Gleichzeitig mit seiner Einbürgerung in Leoben erwarb Andrae nach Wolf Wiener das Radwerk Nr. 13 in Vordernberg, das er bis 1576 innehatte, sowie Hämmer bei Leoben. 1359 findet zu Steyr ein Schiedsspruch statt wegen eines Streites, den Otto der Wasner mit seinem Schwager Heinrich v. Laitzedorf und dessen Frau Kunigunde über einen Hof in der Au, Lehen von Seitenstetten, hat, der von Ottos Vater, Abram dem Wasner, auf sie gekommen war. 1367 wird neuerlich zu Steyr ein Schiedsspruch wegen eines Hofes zu St. Peter in der Au in einem Streite Hainrichs v. Lewtzendorf gegen den Abt von Seitenstetten gefällt. (Fontes R. A. II, 33, 8. 238 und 250.) 1375 finden wir einen Chunrat den Leuczendorfer als Pfleger zu Lichten- tann in Oberösterreich, und 1381 verkauft Friedrich der Lewtzendorfer ein Gut auf der Strazz in Zwettinger Pfarr (Kurzenzwettl) an Rüdiger v. Starhemberg zu Wildberg. Die beiden letztgenannten Leutzendorfer siegeln: im Dreieckschilde zwei gegeneinander gekehrte, aus den Seitenrändern her vorbrechende damaszierte Kreisbogen. Nach Vermutung des Herrn Hofrates v. Siegenfeld dürfte dies das aufgeerbte Wappen der n. ö. Wasner sein, die einen ähnlichen Schild führten. (Haus-, Hof- und Staats-Archiv und Starhembergisches Archiv in Eferding.) Merkwürdigerweise führte die hessische Familie von Pommersheim einen ähnlichen Schild, u. zw. in Weiß zwei aus den Seiten rändern hervorbrechende sich berührende rote Bogen, mit je drei gelben Kugeln belegt und von einem goldenen Stern überhöht. (8. Siebmachers Wappenbuch, I. Band, Taf. 137. Ausgabe vom J. 1605.) Ein ganz anderes Wappen — einen gebogenen Schwertarm im Schilde — zeigt jedoch das Siegel Liudolt Leuzendorffers, der 1393 von seinem Bruder Michel v. Lewczendorf und Anna seiner Haus frau einen Grund in Grimsing kauft. (Grimsing, Dorf in der Gemeinde Goßanj, Bezirk Spitz, nördlich von Melk.) (Haus-, Hof- und Staats-Archiv, Rep. IV.) Diese Leuzendorfer finden sich noch 1396 und 1430 in den Lehenbüchern Albrecht IV. und Albrecht V. mit Lehen zu Neuhofen bei Melk und Schöngrabern, Bezirk Oberhollabrunn, begabt. In einer Handschrift von ungefähr 1540 des steir. Land.-Archivs, abgedruckt in den steir. Geschichtsblättern, IV, S. 1 u. f., werden nun unter „Ritter und Knecht die tott sindt“ (in Niederösterreich) angeführt: „Leyzenstorffer“, Diese Angabe beweist durchaus nicht das Erlöschen des Geschlechtes, sondern nur, daß es im Lande nicht mehr bekannt war. Es könnte daher immerhin ein Zweig nach Steiermark ausgewandert sein. Das hauptsächlichste Bedenken gegen den Zusammenhang unserer steirischen Leuzendorf mit den beiden vorangeführten Geschlechtern gründet sich auf die völlige Verschiedenheit der Wappen. Der Mitte des 16. Jahrhundertes zu Pettau auftretende zweifellos adelige Leuzendorf und seine Söhne führen bis zur Adelserneuerung und Wappenbesserung v. J. 1582 gleichzeitig ent weder einen gekrönten leopardierten Löwen im Schilde oder einen gespaltenen Schild mit einge schobener gespaltener Spitze, in jeder Schildeshälfte einen einwärts gewendeten gekrönten Löwen über je einem auf den Seitenrändern der Spitze aufsitzenden Dreiberg; in jeder Spitzenhälfte eine beblätterte Rübe. Als Zier auf dem gekrönten Turnierhelm zum einfachen Schilde den gekrönten Löwen wachsend; zum gespaltenen Schilde ebendenselben, jedoch inmitten eines offenen Fluges. Dieses letztere Wappen steht noch 1587 und 1593 im Gebrauche. — Nun gibt es auch ein Leutzen dorf (Leutzenhof) bei Graz; es würde daher naheliegen, den Ursprung der steirischen Leuzen dorfer hier zu suchen, doch kennen wir keine Familie, die sich darnach benennen würde, denn der 1417 erwähnte „Hermann zu Leutzendorf“ und seine Frau Agnes werden lediglich als Besitzer einer Hofstatt daselbst so genannt. (Steierm. Land.-Archiv.) Die Vorgeschichte unserer Leuzendorf ist, wie man sieht, noch in Dunkel gehüllt. Ob in dem Pettauer Stadtarchive eine Aufklärung gefunden werden könnte, muß dahingestellt bleiben. I. Die obersteirischen Leuzendorf. 12
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2