Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

176 v. Leuzendorf. Unter den Geschlechtern des steirischen Eisenadels nehmen die Leuzendorfer einen ganz hervorragenden Platz ein. Seit ihrem ersten Auftreten zu Leoben im Jahre 1567 waren sie als Bauheisenverleger, Bad- und Hammergewerken, also auf allen Gebieten des Eisenwesens, durch fast anderthalb Jahrhunderte tätig. Wie die Schallautzer von den Gabeikoven, so wurden diese durch die Leuzendorfer abge­ löst, die nun in dem Hauptsitze des Yordernberger Eisengebietes, in der Verlags­ stadt Leoben, durch lange Zeit die führende Bolle inne hatten '). Ihre Herkunft konnte bisher nicht völlig klargestellt werden; immerhin ist ihre Abstammung von dem seit Mitte des 14. Jahrhundertes im Tale der Ipf und Ybbs auftretenden rittermäßigen Geschlechte der Leuzendorfer höchst wahrschein­ lich* 2). Der erste in Steiermark erscheinende Leuzendorfer und Stammvater der heutigen Herren von Leuzendorf sowie der erloschenen obersteirischen Zweige dieses uradeligen Geschlechtes ist Johann Leuzendorfer, der mit seiner Gattin Mar­ garethe, geb. Funk — aus dem Augsburger Geschlechte, von dem ein Zweig da­ mals in landschaftlichen Diensten in Steiermark stand — Mitte des 16. Jahrhun­ dertes „zu Pettau in der Stadt“ saß. . Andrae und Sigmund, die ersten nach Leoben gekommenen Leuzendorfer, sowie Martin, der Stifter der heute noch blühenden Marburger Linie, und Jakob, dessen Nachkommen zu Steyr verschwinden, waren Söhne dieses Paares. Zweifellos stand Johann Leuzendorfer, Bürger zu Pettau, schon mit dem" Eisenwesen in Verbindung. Waren doch Pettau wie Badkersbürg alte Handelsplätze für den Verschleiß des Leobner Eisens. Die vielfachen Beziehungen hatten fast zur selben Zeit, wie Andrae Leuzendorfer, einen anderen Pettauer, den Hentz. nach Leoben geführt. *) Die folgende Darstellung beruht mit Ausnahme der aus dem Yordernberger Marktarchive stammenden Nachrichten auf dem umfangreichen und mühevoll gesammelten Materiale des Herrn Hofrates Alfred Bitter v. Siegenfeld, welches schon seinerzeit als Grundlage für den Artikel „Leutzendorf“ in Kraus’ „Eherne Mark“, I. Bd., sowie in dem Genealogischen Jahrbuche der adeligen Häuser Österreichs 1912/13 gedient hat und seither in mancher Dichtung ergänzt, dem Verfasser in liebenswürdigster Weise zur Benützung überlassen wurde. — In der folgenden Ab­ handlung wird der Name „Leuzendorf“ in der jetzigen Schreibweise gegeben; nur die beiden Zweige auf Friedhofen und Ober-Krottendorf werden in der damals gebräuchlichen Form „L e u t z en­ do r f f“ angeführt. 2) Wir kennen in den österreichischen Ländern im Mittelalter zwei Gruppen von Personen, die sich „Leutzendorfer“ oder „von Leutzendorf“ benennen. — Die in Niederbayern, in dem kirch­ lich zu Oberaltaich gehörigen Orte Leutzendorf, auftretenden Leutzendorfer, die nur durch einen zwischen 1342 und 1375 genannten Priester Perhtoldus de Leucendorf bekannt sind, dürften hier kaum von Belang sein, wobei es außerdem zweifelhaft ist, ob es daselbst überhaupt ein gleich­ namiges Geschlecht gab und ob jener „sacerdos Perhtoldus“ nicht lediglich wegen seiner Bestallung als Priester an der Kirche zu Leutzendorf diesen Namen führte. — Für uns kommen zunächst jene Leutzendorfer in Betracht, die als rittermäßige Leute ab 1350 in dem Grenzgebiete von Öster­ reich ob und unter der Enns auftreten. Sie haben im Tale des Ypfbaches und der Ybbs Lehen, so ein Perichtold der Leutzendorfer und seine Frau Peteresse 1350 in der Neukirchner Pfarre von Jans von Kappellen einen Hof in dem Hag, der von ihnen 1367 an Philipp den Panhalm (ritter­ mäßiges Geschlecht der Stadt Steyr) übertragen wird. (o. ö, Urk.-Buch VII, S. 214 n. VIII, S. 312.)

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