Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

164 v. Kriechbaum. Im 15. Jahrhunderte finden wir zu Steyr ein vornehmes Bürgergeschleeht des Namens Kriechbaum, das, mit den Grünthaler, Lueger und anderen Katsgeschlech­ tern versippt, Mitte des 16. Jahrhundertes verschwindet. Die letzten uns bekannten Glieder dieser alten Stadtsteirischen Kriechbaum sind Hans, Bürger zu Steyr, der 1496 kinderlos starb und mehrere fromme Stiftungen errichtete, die von Gutbrod, Kernstock und Hämmerl im Namen ihrer Frauen, also wohl Schwestern oder Nichten des Erblassers, angefochten wurden, ferner seine Vettern Paul und Wolf, von denen der letztere, mit einer Tochter des Thoman Lueger vermählt, 1515 bis 1519 Mautner in Vordernberg war, später aber wieder in Steyr lebte. Diese Steyrer Kriechbaum führten im Schilde auf grünem Grunde einen nach links geneigten Kriechbaum mit blauen Früchten, davor von links unten nach rechts oben springend ein schwarzes Wildschwein, einen geschlossenen Helm mit schwarz-goldenen Decken und ebensolchem Wulst, als Zier zwei Hörner, von Gold und Schwarz geviert1). Einen auf dieses Wappen bezüglichen Brief vom 11. Juni 1532 — mit Rück­ sicht auf die zweifellos viel ältere Wappenführung der Kriechbaum wohl eine Wappen­ bestätigung oder -Besserung — führt Prevenhueber in den Annales Styrenses an. Wenige Jahrzehnte darnach, am 27. Februar 1563, finden wir wieder eine Wappenverleihung an einen Kriechbaum, und zwar von Kaiser Ferdinand I. an einen gewissen Mathäus Kriechbaum für die Verdienste seiner beiden Söhne, des Hans, der durch etliche Jahre im k. Zergaden diente, und des Kaspar, kais. Unter- koches. Das Wappen ist, wenn es auch wie das obbeschriebene, namenanspielend einen Kriechbaum zeigt, doch von diesem ganz verschieden. Diese NeuVerleihung nach kurzer Frist mit einem völlig anderen Wappen macht es zweifellos, daß wir es hier mit ganz anderen Kriechbaums zu tun haben, die allerdings das Schicksal nach Eisenerz in die Nähe der Heimat der alten Steyrer Kriechbaum verschlug, deren Wappen damals noch in der Garstner Kirche prangte. Sie pfropften sich, rasch emporgekommen, auf diese auf und erlangten 1627 eine Vereinigung mit dem Wappen der alten steirischen Kriechbaum. Der Name Kriechbaum ist bei uns nicht so selten, hängt er doch mit dem in Obersteier und Salzburg so beliebten und verbreiteten Obstbaum zusammen. So gab es auch zu Hallein in Salzburg im 14. und 15. Jahrhunderte ein Bürger­ geschlecht dieses Namens, und 1571 stirbt zu St. Lambrecht der Säkularpriester der dortigen Pfarre Leonhard Kriechbaum. — Ob nun von den Halleiner Kriech­ baum oder von anderen, wohl nicht von jenen zu Steyr, stammte jener Mathäus Kriechbaum, der 1563 von Kaiser Ferdinand ein Wappen erhielt. Eine ziemliche Wahrscheinlichkeit spricht vielmehr dafür, daß er der Sohn eines gewissen Hans Kriechbaum war, der als röm. kais. Majestät Einkäufer zu Wien 1576 starb und 9 Baron Weiß-Stnrkenfels bezeichnet den Schild auf Grand der im Diplome v. J. 1627 ent­ haltenen Beschreibung als rot, die Decken rechts schwarz-gelb, links blau-gelb, den Helm mit einer heidnischen Krone geziert und als Kleinod den Kriechbaum. (S. Siebmacher „Oberösterreichi­ scher Adel“.)

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