Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

149 fach schon längere Zeit mit Erfolg geschah. Dieser zweifellos gesunde Gedanke, der zur Bildung wohl der größten Gewerkschaft jener Zeit führte, erlitt leider durch die Einbeziehung der Stadt Steyr als Teilhaberin an der neuen Gewerkschaft eine schwere Schädigung, einen Konstruktionsfehler, an dem die Gewerkschaft nahezu die ganze Zeit ihres Bestandes krankte. Die Stadt Steyr besaß das Stapelrecht und auch das Vorkaufsrecht an allem Innerberger Eisen und hatte außerdem große Forderungen an die Gewerken. Beides berechtigte nicht, die Stadt zur Miteigen­ tümerin an der neuen Gewerkschaft zu machen. Ihr Privilegium war abzulösen und die Tilgung ihrer Darlehen nach einem bestimmten Plane durchzuführen. Es waren besondere Rücksichten für die Stadt, die zu ihrer Aufnahme in die Gewerkschaft als „Verlagsglied“ neben dem Bad- und Hammermeistergliede führten. Diese beiden waren die Leidtragenden, als am 4. Oktober 1625 die „Kapitulation“ — die Grün­ dungsurkunde der Innerberger Hauptgewerkschaft — durch kaiserliche Entschließung genehmigt worden war. Hans Kerzenmandl war der eigentliche Schöpfer der neuen Gewerkschaft und wohl auch der einzige unter den kaiserlichen Kommissären, der in die Verhältnisse vollen Einblick hatte und die Lage beherrschte. 1619 hatte er mit dem Gewerken Wolf Loydl die Geschäfte der Herrschaft Gallenstein geführt, bald darauf vertrat er mit Christoph von Pantz den mit seinen Vorgesetzten in stetem Kampfe liegen­ den Eisenobmann Adler in Steyr und wurde 1621 selbst zum Eisenobmann er­ nannt. In dieser Stellung kam er in heftigen Konflikt mit dem kurbayerischen Statt­ halter in Linz, der ihm den Auftrag zukommen ließ, ihm allein in allem zu „pa­ rieren“. Als er dies verweigerte, ließ ihm der Statthalter Graf Herberstorff durch den Bat von Steyr in seiner Abwesenheit sein Hab und Gut beschlagnahmen und seine Wohnung „auf der Ennsleiten“ versiegeln. Kerzenmandel rächte sich, indem er mehrere in Geschäften in Eisenerz anwesende Steyrer Batsbürger samt dem Stadt­ schreiber Drummer dort in Arrest setzen ließ. Die Unstimmigkeiten zwischen dem Statthalter und Eisenobmann hielten noch lange an und selbst Kerzenmandels Nach­ folger mußte, um sich vor „ Anmaßungen “ des Statthalters zu sichern, in Waid­ hofen wohnen und dort sein Amt führen 3). Ende 1624 kam Hans Kerzenmandl, seit 1623 von Wendenstein genannt, als oberster Kammergraf in die ungarischen Bergstädte und erschien bereits in dieser Würde im April 1625 als kaiserlicher Kommissär in Eisenerz. Wendenstein war in sehr guten Vermögensverhältnissen. Er besaß bei Grün­ dung der Hauptgewerkschaft fünf Hämmer bei St. Gallen und in der oberen Laußa, die mit 29.000 fl. bewertet wurden und schuldenfrei waren. Seine Frau Anna, ge­ borene v. Baumgartner, hatte zu Beginn des Jahres 1625 von den Verlegern des verstorbenen Simon Sehnegg dessen Badwerk an der Sekollnitz gekauft, das bei der Vereinigung in die Gewerkschaft mit 15.000 fl. bewertet wurde und gleichfalls schuldenfrei war. Auch diese „Einlage“ fiel nach dem im gleichen Jahre erfolgten Ableben Annas an ihren Gatten. ’) Bericht der i. ö. Hofkammer v. J. 1627 (Hofkammerehiv). Ratsprotokolle zu Steyr vom 19. Juli, 26. August, 9. September, 11. September, 23. September und 3. Oktober 1624. (Archiv der Stadt Steyr.)

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