Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

148 Leonhard IV., Mitgewerke und Kästner zu Weyer, erwarb 1656 mit seiner Frau Anna Maria von den Gerhaben der Kinder des Gerhard Höher v. Hößersberg den Blechhammer „Unter dem Hörhag“ bei Gaflenz, auf dem hauptsächlich Har­ nischblech erzeugt wurde. Mit ihm, der in der Pfarrkirche zu Landl für sich und seine Familie ein Erbbegräbnis stiftete, verschwindet Ende des 17. Jahrhundertes das Geschlecht im Ennstale. Außer der in der Kirche zu Landl von Leonhard Kerzenmandl erbauten und seinem Namenspatrone geweihten Seitenkapelle errichtete er 1664 in der Kapelle zu Groß-Beifling den Barbara-Altar, und seine Schwester Sarah, verehelichte Wedl, ein Jahr darauf den Katharinen-Altar. Diese auf einem Hügel am linken Ufer des Tamischbaches stehende Nikolaus- kapelle wurde i. J. 1507 von dem Gewerken Christian Praunshofer, genannt Schmied, erbaut. In diesem dem Schutzheiligen der Schiffer geweihten Kirchlein stand der nunmehr im Landesmuseum in Graz befindliche schöne gotische Altar, welchen nach den auf dem Altarbilde ersichtlichen Hausmarken der Vorgenannte und wohl auch seine Frau i. J. 1518 stifteten 1). Weitaus die bedeutendste Persönlichkeit aus dem Geschlechte, dessen Name nur mehr in dem Kerzenmandl, einem Berge nördlich der Mündung der Salza in die Enns, fortlebt, war Hans, der jüngste Sohn Leonhards II. Seit 1613 als Ge­ werke genannt, tritt er in den damaligen Beligionswirren nicht hervor. Die Kerzen­ mandl scheinen entweder überhaupt der neuen Lehre nicht zugetan gewesen zu sein oder sich ohne Widerstreben der Gegenreformation gefügt zu haben. In der Liste der i. J. 1600 des Landes verwiesenen Gewerken erscheinen sie nicht. War das schon eine gute Empfehlung beim Landesfürsten, so mögen die bedeutenden Fähigkeiten Hans Kerzenmandls diesem sehr bald die besondere Gunst Kaiser Fer­ dinands II. erworben haben. Hans Kerzenmandl war ein weitblickender Mann, be­ herrschte mehrere Sprachen und hatte sich jedenfalls auch außerhalb seiner engeren Heimat umgesehen. Als er nun nach seiner Verehelichung mit Anna, der einzigen Tochter des vermögenden Eisenerzer Badmeisters Christoph v. Baumgartner (10. Fe­ bruar 1612) in die Beihen der steirischen Hammergewerken trat, erkannte er sehr bald die großen Mißstände beim Innerberger Eisenwesen. Es reifte in ihm der Gedanke, die jede freie Entwicklung und jeden Aufschwung hemmende Organi­ sation der Innerberger Gewerken durch eine Vereinigung aller Bad- und Hammer­ werke des Gebietes zu einer großen gemeinsam geführten Gewerkschaft zu ersetzen, wie dies — wenn auch in geringerem Umfange — beim Edelmetallbergbau viel- *) Christian Praunshofer starb 1526 ; er wird bereits 1487 als Gewerke in der Pfarre Landl genannt. Seine Söhne Hans und Wolfgang kauften 1527 den Mitterhammer in Reifling. Letzterer starb 1549 als sehr vermögender Hammerherr. — Die am Altarbilde befindliche Haus­ marke des Christian Praunshofer ist auch am Torbogen des mit der Nikolauskapelle verbundenen alten Gewerkenhauses eingemeißelt. Dieselbe Marke, der Hammer mit einem kleinen Kreuz am Stiele, erscheint im „Zeichenbüchel“ v. J. 1625 als Halbmaßzeichen des Johann v. Wendenstein (Kerzenmandl) und schon vor 1597 im Wappen der Kerzenmandl. Die zweite am Altarbilde ange­ brachte Marke findet sich mit einem „Beizeichen“ im vorerwähnten Zeichenbüchel als Zeugszeichen des Martin Gail, Besitzer des Teichhammers in Weyer. Vorbesitzer dieses Hammers und wohl auch dieses Zeichens waren die Familien Wey rer und Lampl, denen somit der zweite Stifter angehört haben dürfte.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2