Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

147 Kerzenmandl von Prandtenberg und Wendenstein von Prandtenberg. „Ferrum chalypsque nutrimenta urbis.“ Diese Inschrift am Ybbsturme in Waidhofen kennzeichnet trefflich die einstige Stellung der Stadt als eines der Hauptorte der Eisenindustrie. Eine zahlreiche und vermögende Bürgerschaft lieferte Getreide zum Erzberge und bezog dafür als Rückfracht das sogenannte Proviant­ eisen, Nebenprodukte beim damaligen Schmelzverfahren, die sich insbesondere für die Messer- und Sensenerzeugung eigneten. Ihr verdankte Waidhofen seine Blüte, wenn es auch dem auf alte Privilegien pochenden Steyr als Yerlagsstadt weichen mußte. Unternehmende Waidhofner Bürger gründeten Hammerwerke im Ybbstale längs der Straße über die Handling, die Waidhofen mit dem steirischen Erzberge verband, und manches Hammerherrngeschlecht nahm von dort seinen Ausgang. Auch die Kerzenmandl scheinen in Waidhofen ihre Heimat zu haben. Der erste uns bekannte war der Waidhofner Bürger Paul Kerzenmandl, der 1544 auf der alten Hammerstätte in der Handling einen neuen welschen Hammer erbaute, für den er nach mancherlei Schwierigkeiten sich den Rauheisenbezug vom Erz­ berge sicherte. Kerzenmandl scheint den Hammer nicht lange betrieben zu haben, denn 1551 erhielt Leonhard Hütter die Erlaubnis, den verödeten Hammer des Kerzenmandl neu zu erbauen. Dieser dürfte sich in das für die Zu- und Abfuhr des Eisens viel günstiger an der Enns gelegene Groß-Reifling begeben und dort den „Grundlhammer am Übergang“, an der Vereinigung des Mühl- und Tamisch- baches, nahe der Straße nach St. Gallen über das Erb erbaut haben, der noch 1625, als Hammer in der Krippau bezeichnet, im Besitze seines Urenkels war Jj- Paul Kerzenmandls Söhne sind Mitte des 16. Jahrhunderts wohlbestallte Hammer­ herren in der oberen Reifling. Sein Enkel, Leonhard der Jüngere, erhielt von Kaiser Rudolf II. für seine Verdienste um die Beförderung des Kammergutes als Hammermeister und Urbaramtmann in der Reifling und Landl ddo. 17. Oktober 1597 den rittermäßigen Reichs- und erbländischen Adel, Rotwachsfreiheit, die Fähigkeit zum Lehenbesitze, Wappenbesserung und das Prädikat „v. Prändtenberg“. Leonhard II. Vetter, Paul Kerzenmandl, war mit dem kaiserlichen Orator Friedrich v. Krekowiz bei der Gesandtschaft in Konstantinopel gewesen und wurde für die daselbst erlittenen Unbilden mit einer Stelle bei der kaiserl. Registratur in Prag entschädigt3). 4) Die heutige gleichnamige Gemeinde am rechten Ennsufer zwischen Groß-Beifling und St. Gallen hat damit keine Beziehung. — Noch Ende des 16. Jahrhunderts finden wir einen „Herrn Kerzenmandl“ im Stiftshause zu Waidhofen a. d. Ybbs, und 1578 einen Bupert Kerzen­ mandl als Kooperator daselbst, der sich sodann als eifriger Protestant betätigte und dem Kloster Seitenstetten, dem er angehörte, viel Verdruß bereitete. *) Friedrich v. Krekowitz, Geheimer Bat und Orator zu Konstantinopel, wurde von den Türken, als sie plötzlich den Frieden brachen, in Konstantinopel festgenommen, nach Griechisch- Weißenburg (Belgrad) geschleppt, daselbst gefoltert und grausam hingerichtet. (Über ihn siehe Lucas Geizkoflers Selbstbiographie 1550—1620, herausgegeben von Adam Wolf, Wien, Brau­ müller, 1873.) 10'

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