Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

146 Außer in Steyr finden wir auch anderwärts Kernstocks, die zweifellos dem gleichen Geschlechte angehörten: so vor allem jenen Wolfgang Kernstock, Bürger in Spitz a. d. Donau, f 1513, dessen schöner, ihm und seiner Witwe Martha, f 1531, gewidmeter Grabstein ein „verbessertes Wappen" der Kernstock zeigt. Während nämlich das Siegel der alten Steyrer Kernstock, so des Stadtrichters und späteren Bürgermeisters Michael v. J. 1504 im Schilde einen schrägrechtsgestellten abgekapten Stamm mit rechts einem und links zwei ebensolchen Ästen zeigt, springt im Wappen des Spitzer Kernstock ein Einhorn gegen den abgeästeten Stamm; am Stechhelm steht als Zier das Einhorn wachsend. Das gleiche Wappen führt 1616 der Waidhofner Bürger Hans Kernstock. Zu des Letzteren Sippe dürften auch Lien- hard Kernstock 1611 und Georg 1735—1756 am Kl. Panlehen-Hammer bei Ybbsitz sowie der dortige Löfleischmied Paul (1650) gehören. Auch der Oillier Stadtrichter Klemens Kernstock 1474—1475 dürfte dem Stadt Steyrer Geschlechte nahestehen. Die uralten Handelsverbindungen der Stadt Steyr über Freistadt mit Böhmen machen es leicht erklärlich, daß ein Zweig der Kernstocke aus der alten Eisenstadt Siegel des Stadtrichters Michael Kernstock zu Steyr 1504. an der Enns in den Böhmerwald kam und im ehrwürdigen Prachatitz seine zweite Heimat fand. Johann Paul Kernstock, Ratsbürger und 1719 Primator von Prachatitz, siegelt 1699 einen Kaufbrief mit dem gleichen Wappen wie der Steyrer Stadt­ richter anno 1504. Von diesem Zweige der Kernstock stammt der Vorauer Pfarr- herr auf der Festenburg, Ottokar Kernstock, der den Namen seines Geschlechtes zu neuem Glanze erhob, nicht nur durch seine sinnigen, herzerquickenden Lieder „Unter der Linde“ und „Aus dem Zwingergärtlein“, sondern auch als Sänger des deutschen Volkes im harten Kampfe gegen eine Welt von Feinden. „Wir sind die Schmiede der ehernen Mark, So rauh wie das Eisen, wie Eisen so stark. Jetzt stehn wir im Feuer und schmieden. Wir schmieden mit dröhnendem Hammerstreich Ein starkes, geeinigtes Österreich — —“ (Ein Fürstentraum im steir. Waffensegen.) Quellen: Archiv der Benediktinerabtei Admont, Herrschaft Gallenstein. — Archiv der Stadt Steyr, Testamente und Ratsprotokolle. — Archiv der Stadt Waidhofen a. d. Ybbs. Urkunden im Museum. — Prevenhueher: Annales Styrenses. — Bergmann: Österreich. Medaillen: Nikolaus Kölnpöck (S. 211). — Gubo: Geschichte der Stadt Cilli. — 8. Siebmachers Wappenbuch, Bd. V, Taf. 57, „Österreich“. — Steierm. Zeitschrift, 1913: Zur Genealogie und zum Wappen der Familie Kernstock, von Franz Wastian.

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