Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

134 Die nachfolgende Stammtafel der Hillebrand v. Prandegg bietet Einblick in die Entwicklung dieses kurzlebigen Geschlechtes, das in kaum hundert Jahren nach seinem ersten Auftreten in der Steiermark wieder im Lande verschwunden war. Wir finden in ihr auch den i. ö. Hofkammerrat Leopold Gottlieb v. Neidhart ver­ zeichnet, der von 1665 bis 1672 als Kammergraf in Eisenerz die Innerberger Hauptgewerkschaft leitete und vorher kais. Amtmann in Vordernberg war. Man warf ihm zwar Läßigkeit im Dienste vor und zog ihn zur Hofkammer nach Graz ein, ob mit Hecht oder Unrecht, bleibe dahingestellt, immerhin schadete es ihm nicht. Neidhart erhielt bereits ein Jahr darnach, am 25. September 1673, mit seinen drei „Vettern“ (richtig Neffen), den Gebrüdern Sigmund, Johann und Gott­ fried Neidhart zu Spättenbrunn, den Söhnen des 1653 auf Spättenbrunn verstor­ benen Wigulaeus, den Freiherrenstand. Hofkammerrat Neidhart hatte in seinem ältesten Bruder, dem Kardinal Johann Eberhard (f 1680), Legaten der verwitweten Königin von Spanien in Horn, einen mächtigen Förderer, der den Sünden Leopold Gottliebs bei der Hauptgewerkschaft eine schnelle Absolution zu verschaffen in der Lage war1). Stammwappen: Im blauen Schilde eine rote Spitze, in dieser eine weiße, an den Füßen gestümmelte Taube auffliegend. Beiderseits der Spitze, zu ihr ge­ wendet, je ein goldener ebenso gekrönter Greif. Geschlossener, gekrönter Helm mit rechts schwarz-gelben, links rot-weißen Decken. Zier: ein offener Flug, rechts Gelb über Schwarz, links Weiß über Hot geteilt, dazwischen sitzt auf der Krone ein nach vorwärts gerichteter goldener Löwe. Wappen v. J. 1636: Gevierter Schild mit Herzschild, 1 und 4 in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt, 2 und 3 in Weiß ein roter, golden gekrönter Löwe. Im blauen Herzschilde am Grunde desselben Flammen, aus welchen ein ge­ krönter Phönix aufsteigt. Offener, gekrönter Helm mit Decken wie im Stamm­ wappen. Zier: der rote, golden gekrönte Löwe wachsend. (Bei der Verleihung des Freiherrnstandes geschah hinsichtlich des Wappens keine Erwähnung.) Quellen: Adelsarehiv. — v. Schivitzhoffen: Der Adel in den Matliken der Stadt Graz.— Karl Graf Kuefstein: Studien zur Familiengeschichte in Verbindung mit der Landes- und Kultur­ geschichte, III. Teil. Wien 1917. — Mitteilungen des Herrn Dr. Joh. Bapt. Witing, Advokaten in Wien. — Bangerl: Totenhücher von St. Lambrecht. ’) Die Neidhart sind ein Dimer Geschlecht, das sich mit Geschütz- und Glockengießerei daheim und in Augsburg betätigte. Ulrich Neidhart hatte am 1. November 1547 den Beichsadel erhalten. Ein Zweig kam Mitte des 16. Jahrhunderts nach Oberösterreich und saß auf Gneisenau. Hans Neidhart, salzburgischer Pfleger auf Falkenstein, erbaute 1628 den Sitz Spättenbrunn im Hausruckviertel. Von ihm stammte Leopold Gottlieb, der mit seinen drei oben genannten Vettern am 13. August 1653 eine Wappenbesserung und die Benennung v. Neidhart zu Spättenbrunn er­ hielt. Leopold Gottlieb Neidhart war zuerst Hofmeister beim Gesandten Grafen Lamberg in Mün­ ster und Osnabrück, stand hernach in Diensten der Kaiserin Leopoldine, Gemahlin Kaiser Ferdi­ nand III., und nach deren Ableben beim röm. König Ferdinand IV. Während seiner Anwesenheit in Eisenerz erbaute er das Schlößchen Leopoldstein vom grünen Basen auf. Es ging nach seinem Ableben auf seinen Neffen Johann Bapt. über, Vize-Präsidenten der schlesischen Kammer. Von diesem stammte in direkter Linie der 1814 zum Grafen von Gneisenau erhobene General August Wilhelm v. Neidbart, (Adelsarchiv.)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2