Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

132 ließ, über die weitere Nachrichten fehlen. Viktor Jakob, der jüngere Sohn, über­ nahm Katsch und das Eisenwerk. Er war ein unternehmender Mann, der sich im Eisenhandel und Bergbau lebhaft betätigte. 1673 versuchte er vergeblich, Eisen nach Tirol, in das Unter-Inntal, zu liefern, er scheiterte trotz seines großen Einflusses an dem Widerstande des Freiherrn Joh. Karl Fieger, o. ö. Begierungsrates, der im Interesse seines Zillertaler Werkes jede Konkurrenz niederkämpfte. Von besonderem Mißgeschicke war Viktor Jakob v. Prandegg bei seinen Bergbauten „am Gigler“ bei Schladming verfolgt. Große Beträge wurden da völlig vergeblich geopfert. „Wo Glück und Gunst nit helfen will, Da hilft auch Kunst und Witz nit viel.“ ’) Wenn ihm auch das „Glück“ im Bergbaue nicht hold war, die „Gunst“ war ihm in reichem Maße besehieden, dank seiner Verehelichung mit einer Tochter des Obersten Hofkanzlers Joh. Paul Hocher, Freiherrn v. Hohenkraen. Diese Familien­ verbindung mit dem mächtigen Manne und Vertrauten Kaiser Leopold I. erklärt zur Genüge den raschen Aufstieg seines Schwiegersohnes, der als i, ü. Landrat ddo. Wien 21. Juni 1662 den Freiherrenstand und wenige Jahre darauf den Grafenstand erhielt* 2). Viktor Jakob war auf dem besten Wege, der Gründer eines ausgedehnten Familienbesitzes im oberen Murtale zu werden. Er erwarb zu Katsch und Saurau noch Sehrattenberg, Tsehakathurn (Schachenthurn), Felden und das Gut Nußbaum. Doch versagte ihm das Geschick männliche Erben; zwei Söhne, beide nach dem Schwiegervater Johann Paul genannt, starben in frühester Kindheit, er selbst er­ schöpfte seine Mittel, die schon durch das Versagen des erhofften Bergsegens stark gelitten hatten, in dem kostspieligen Neubau des Schlosses Sehrattenberg. Der Graf v. Prandegg hatte den „Turm zu Sehrattenberg“, den in der ersten Hälfte des *) Stammbuch des Georg Andrae Pichl v. Fischerslehen (1641—1652) im Besitze des Hof­ wappenmalers E. Krahl in Wien. 2) Die Verleihung des Grafenstandes muß vor 1675 erfolgt sein, da er in diesem Jahre in den Grazer Kirchenbüchern bereits als Graf erscheint. (Im Adelsarchive ist über die Grafenstands­ erhebung kein Akt erhalten.) Joh. Paul Hocher, geb. 1616, stammte aus Tirol. 1652 kam er zur Regierung nach Innsbruck und wurde dort bald Vizekanzler; am 9. Juli 1660 erlangte er den Adel und die Tiroler Landmannschaft, kurz darnach ist er Hofkanzler des Fürstbischofs von Brixen, 1663 Reichshofrat und Direktor des Fürstenrates am Reichstage in ßegensburg, darnach Hof-Vizekanzler und Leiter des tirolischen Kabinetts in Wien, seit 1667 Oberster Hofkanzler; am 8. März 1667 wird er Frei­ herr, dann Geheimer Rat. Er starb zu Wien 28. Februar 1683. Im Jahre 1671 verlieh ihm Kaiser Leopold die heimgefallene reichsunmittelbare Herrschaft Hoehenkraen bei Singen, die zum schwä­ bischen Ritterschafts-Kanton Hegäu gehörte. — Hocher war dreimal — nach Baron Di Pauli nur zweimal — verehelicht: 1. 1643 mit Helene Kerschbaumer zu Salurn, f 1660, 2. mit Maria Veronika v. Selbitz (diese Ehe fehlt bei Di Pauli), und 3. mit Rosina v. Enzenberg, verwitweten v. Mitterhofen zu Sehlanders. Er hinterließ fünf Töchter, deren jede 100.000 fl., 10.000 Dukaten und eine Herrschaft erhielt. Diese aus erster Ehe stammenden Töchter waren : Maria Kunigunde, vermählt mit Franz Ferdinand von (später Freiherrn von) Winkelhofen, Magdalena Katharina, ver­ mählt mit Viktor Jakob Freiherrn (später Grafen) v. Prandegg, Maria Helene, vermählt mit Joh. Paul Freiherrn (später Grafen) v. Pergen, Anna Franziska, vermählt mit Joh. Georg Grafen v. Kuef- stein, und Klara Theresia, vermählt mit Joh. Ferdinand Freiherrn (später Grafen) v. Stachelburg. (Museum Innsbruck, A. A. Di Pauli, nach Mitteilung Sr. Erlaucht des Herrn Karl Grafen Kuefstein und des Herrn Kustos Schwarz.)

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