Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

— 10 Adler. Georg Adler war seit 1597 landesfürstlicher Amtmann in Eisenerz und wurde nach dem Abgänge des Christoph Strutz auf Haiding 1607 zum Eisenobmann in Steyr ernannt. Er bekleidete' diese Stelle bis 1620. Wie sein Vorgänger Strutz, der 30 Jahre Eisenobmann in Steyr war, bezog auch er einen Gehalt von 600 fl., ein Kanzleipauschale von 400 fl., aus dem er jedoch 2 Schreiber, die Beheizung und dgl. zu bestreiten hatte, sowie ein monatliches Liefergeld (Beisepauschale) von 200 fl. Die dem Eisenobmann weiter noch zufließenden Gebühren der Stadt Stey- risehen Eisenhandlungsgesellschaft, der Schnalle (Maut) ob Weyer, dann die Konter­ bande und Strafgelder machten mehr als seine Besoldung aus. Es war sohin ein für jene Zeit ganz beträchtliches Einkommen, das Georg Adler bezog, fl'rotzdem scheint er mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt zu haben, denn schon vor 1617 wurde ihm sein Gehalt gesperrt, da er über die Gebühren der Eisenobmannschaft keine Verrechnung gelegt hatte, und 1620 wurde das ihm seit 1607 gehörige Badwerk an der Schollnitz in Eisenerz (früher Baumgartner) Schulden halber an den Christoph Janschitz verkauft. Adler hatte auch Hammerwerke besessen1)- Wappen nach Siegeln des Amtmannes: Schild mit einköpflgem Adler (rotes Wachssiegel). Quelle: Innerberger Eisenakten im Hofkammerarchiv. Vgl. Dr. Julius Mayer: Beiträge zur Geschichte des Scheibbser Eisen- und Proviant,handeis im Jahrbuche des Vereines für Landeskunde von Nied.-Oesterreich, 1911. — „Alpenländ. Verpflegs- wesen“ von demselben, Wiener Zeitung vom 6. Februar 1916. ‘) Mit der niederösterr. Kammer und Regierung stand unser Eisenobmann gar nicht gut. Es läßt sich nicht bestimmen, wieviel auf sein Konto dabei zu setzen ist; gewiß fehlte es auch an Verständnis bei der Kammer, was Adler in seinen Berichten mitunter ohne Umschweife zum Aus­ druck bringt. So hatte ihm 1617 die Regierung einen Verweis erteilt, weil er einen „Streik“ der Provianthändler nicht beizulegen vermocht hatte. Adler antwortete, er besitze weder über die Provianthändler, geschweige denn über die Grundobrigkeiten eine Macht; diese wüßten gar wohl, daß er kein Exekutionsmittel habe und nur mit papierenen Drohungen komme, vor denen sie sieh aber so wenig scheuten wie die Kinder vor dem „Gogklmann“. Er kenne die Verhältnisse in Eisenerz und bei der Eisenobmannschaft nun schon im 20. Jahre, habe selbst Eisenbergbau und Hämmer, während andere, die darüber aburteilen, nicht viel mehr wissen als den Unterschied zwischen „Rauheisen und Parmesankäse“. Die drastische Schreibweise Adlers trug ihm zwar einen neuen Verweis ein, allein man entschloß sich doch zu schärferen Schritten gegen die Grund­ herrschaften, die die Provianthändler in ihrem Widerstände unterstützten, so daß der im Frühjahre begonnene Ausstand im Herbste 1617 beigelegt wurde. Dieser Vorfall diene zur Beleuchtung der Zustände, die damals beim Innerberger Eisenwesen herrschten, Zustände, an welchen zum Gutteile die habsburgische Länderteilung v. J. 1561 bis 1618 Schuld trug, die das einheitlich zu verwaltende Innerberger Gebiet in zwei Teile unter verschiedenen Fürsten und vielfach gegen einander arbeitenden Regierungen zerrissen hatte. Adler starb 1629 wahrscheinlich in Seitenstetten. Sein Sohn über­ siedelte nach St. Gallen, nahm einen Teil der Aktenbestände der Eisenobmannschaft mit sich und verbrannte sie am freien Felde beim Markte, so daß, wie der Bericht seines Amtsnachfolgers besagt, der Pfarrhof und das Haus des Christoph v. Pantz in großer Gefahr waren.

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