Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

129 — der 1700—1701 das Radwerk Nr. 2 in Vordernberg besaß und 1712 als Gewerk­ schaftssekretär in Eisenerz genannt wird. Des „abgeschafften“ Hans Hillebrands Nachkommen zogen nach Alt-Driebitz in Preußisch-Schlesien und sitzen heute auf den Rittergütern Kokorczin und Slivno in der Provinz Posen. Wappen: In einem goldenen Schilde auf schwarzem Dreiberge ein aus­ schreitender Mann mit unbedecktem Haupte, grauem Bart, schwarzen engen Hosen und ebensolchem Wappenrock mit sechs goldenen Knöpfen, goldfarbenem Umschlage am Kragen und an den Ärmeln. Um den Kopf trägt der Mann eine schwarze Binde mit abflatternden Enden. Die linke Hand ist in die Hüften gestemmt, in der rechten hält er vor sich einen gestümmelten, brennenden Ast („Brand“). Stech­ helm mit schwarz-goldenen Decken und ebensolchem Pansch mit abfliegenden Bän­ dern. Zier: zwischen zwei Hörnern, deren rechtes schwarz und deren linkes golden ist, wächst die Schildfigur. Quellen: Adelsarchiv. — Steierm. Landesarchiv, Vordernberger Archiv, Inventars. — Statthaltereiarchiv Graz, Urkunden aus dem Kastenarchiv zu Groß-Beifling. — Pfarrarchiv Eisenerz „Gedenkbuch“. — Mitteilungen des Herrn Rittmeisters Hildebrand auf Kokorczyn bei Kosten in Posen. — Leobener Matriken. Vgl. Pensch-Pantz, Regesten zum Innerberger Eisenwesen, Jahrbuch der k. k. herald. Ge­ sellschaft „Adler“, 1908.— v. Horcher: „Die alten Handelsbeziehungen des Murbodens“, Zeitschrift des hist. Ver. für Steiermark, 1907. II. Die Sensengewerken Hillebrand. Während die Radwerke und die im Innerberg-Vordernberger Gebiete ge­ legenen Hammerwerke, die Stahl und geschlagenes Eisen — also Halbfabrikate — erzeugten, schon Ende des 15. Jahrhundertes sieh zu Großbetrieben mit der den alten Gewerkschaften eigentümlichen Verbindung der Industrie mit der Land- und Forstwirtschaft ausgestaltet hatten, blieb die Sensenerzeugung bis in das vorige Jahrhundert hinein ein handwerksmäßiges Gewerbe. Erst in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts vollzog sich bei vielen Sensenschmieden die Umwandlung zum Großbetriebe und damit der Aufstieg ihrer Besitzer in eine höhere gesellschaft­ liche Stellung. Die Blütezeit war kurz, der industrielle Umschwung, der die Rad- und Hammergewerken hinweggefegt hatte, machte auch ihrem beschaulichen Dasein bald ein Ende. Heute sind es nur mehr wenige kleine Betriebe, die notdürftig ihr Leben fristen. Die Heimat der Sensenindustrie, das Grenzgebiet von Ober- und Niederöster­ reich gegen Steiermark, war um die Mitte des 17. Jahrhundertes mit Werkgaden voll besetzt, die geeigneten Wasserkräfte waren vergeben, an Holzkohle und Eisen herrschte empfindlicher Mangel. Diese Verhältnisse führten zur Auswanderung vieler jüngerer Söhne der österreichischen Sensenschmiedmeister; sie ließen sieh im steiri­ schen Oberlande nieder und gründeten die zahlreichen Sensenwerke, die bis vor wenigen Jahrzehnten unsere Alpentäler belebten. Zu den wichtigsten Familien dieser Sensenschmiedmeister gehören die aus Micheldorf in Oberösterreich stammenden Hillebrand, die vor 1580 schon im Berufe 9

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