Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges
112 alten Heeresverfassung und den Aufgebotsgruppen, — Dinge, die leider noch fast gar nicht erforscht wurden — hat Herr von Siegenfeld in seinem großangelegten Werke über das Landeswappen der Steiermark in überzeugender Weise nachgewiesen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundertes waren die Pagge im salzburgiseh- steirischen Grenzgebiete seßhaft und haben sich dort im Lungau und in der Murauer Gegend, wie das durch bergmännische Embleme vermehrte Wappen zeigt, im Berg wesen betätigt. Wir finden 1534 Wilhelm Pagge als Bürger und Gewerken zu Tamsweg, 1567 einen gleichnamigen Pagge als Marktrichter und denselben 1570 als Gerhab der Fraid’schen Kinder; 1591 ist ein Pagge, ebenfalls Wilhelm, Amt mann der Kuenburgischen Güter zu Tamsweg; 1619 bekehrt sich die Familie zur katholischen Kirche und noch 1635 erscheint ein Wilhelm Pagge in Tamsweg als Ratsbürger und Handelsmann. Dieser dürfte kurz vor 1652 gestorben sein, denn in diesem Jahre wird von den an Hans Pagge-Hainricher und seine Schwester Barbara verehelichten Philippitsch „außer Land“ gebrachten 4000 fl. das Abfahrts geld eingehoben. Zum Tamsweger Stamme gehörte wohl auch Maria Pagge, f 1583, erste Frau des Hammerherrn Wolfgang Rauscher in Murau, sowie Martin Pagge, ein Bruder des Daniel, der 1602 mit einem Hof in Schöder ob Murau belehnt wird und einen Hammer zu Murau besaß1). Das große Handelsunternehmen, das Balthasar Hainricher begründet, sein Sohn Hermann und dessen Neffe Hans Pagge (t 1676) im großen Stile fortgeführt hatten, wurde von der nächsten Generation aufgelassen. Die Heirat, welche Anton Leopold v. Hainrichsperg, f 1655, zu Triest 1635 mit Diana Katharina Corti, einer Tochter des Triester Patriziers und Handelsherrn Hannibal Corti und seiner zweiten Frau Elena Nobile Garzaroli schloß, dürfte wohl die letzte zur Pflege geschäftlicher Beziehungen eingegangene Familienverbindung gewesen sein. Die Hainrichsperg ver ließen Industrie und Handel, sie wurden Beamte und Gutsbesitzer, Freiherren undGrafen, aber den Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen Bedeutung — eine politische haben sie im Lande nie gehabt — hatten sie schon überschritten, als Hans v. Hainrichsperg- Pagge ff 1676) am 2. Oktober 1663 den Reichs- und erbländischen Freiherrnstand und ein Jahr darauf die steh. Landstandschaft erlangte. Sein Sohn Johann Wilhelm, Truchseß und i.-ö. Hofkammerrat, setzte am 21. März 1696 nach die Grafenkrone auf den bereits verblassenden Schild. An vornehmen Heiraten fehlte es in jener Zeit allerdings nicht, noch war ja Besitz und Geld vorhanden, aber es ging bei ihnen wie bei vielen anderen: sie zehrten von dem Schatze, den frühere Generationen mit Fleiß und Geschick gesammelt hatten, und als die Truhen leer wurden, starben sie gerade noch zur rechten Zeit aus* 2). *) Um diese Zeit bestanden bei Murau sechs Hammerwerke, ihre Besitzer waren: Martin Pagge, David Rauscher, Georg Pächter, Hans Grö.ssing, Karl v. Teuffenbach und Lienhard Reutter. 1633 wurde dem Georg Diewald die Errichtung eines neuen Hammers bewilligt. (Verzeichnis der Hammermeister v. J. 1625 von dem Leobner Eisenbeschreiber Wiguleus Freisinger im Archive des Freiherrn v. Fraydenegg zu Nechelheim). 2) 1752 wurde über das Vermögen des Grafen Anton Josef v. Hainrichsperg der Konkurs eröffnet; er starb 1758 als Kostgänger im Stifte Seekau. Derselbe hatte mit seinen Brüdern Karl, Ignaz und Josef Weyer, Spielberg, Rottenbach und Neudorf besessen.
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