Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

111 genannte Peter Pagge, also des adoptierten Hans Urgroßvater, hatte ddo. Preßburg 2. Feber 1550 von König Ferdinand I. einen Wappenbrief erhalten1). Hinsichtlich der Nobilitierung dieses Geschlechtes ist kaum anzunehmen, daß von der Paggeischen Familie, die damals bereits mehrere im öffentlichen Leben hervortretende Mitglieder aufzuweisen hatte, wie z. B. den Daniel Pagge, 1599 freisingischen Kanzler zu Waidhofen a. d, Ybbs, später Bat und Vize-Kanzler der i.-ö. Begierung (1609) nur eines herausgehoben und geadelt worden wäre. Es würde sich dies nicht mit der Anschauung jener Zeit vereinen, in der die Erinnerung an den alten Familien­ verband noch so lebendig war, daß nahezu immer alle männlichen Mitglieder einer Familie, alle Brüder, in der Begel auch die häufig gar nicht namentlich bezeichneten Vettern in den Stand und Grad des Adels erhoben wurden. Die Nobilitierung war eben damals weniger eine Belohnung für Verdienste, als eine Anerkennung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellung, in der sich eine Familie befand. Die Adelsverleihung als Auszeichnung für erworbene persönliche Verdienste tritt erst gegen Ende des 17. Jahrhundertes mehr hervor und damit wird folgerichtig die Beschränkung der Begnadung auf einzelne Personen an Stelle der ganzen Sippe zur Begel* 2). Den oberwähnten Franz Pagge finden wir 1583 als Verwalter des Admonter- hofes in Graz, später als Schaffer zu Admont und 1594 als Stadtanwalt in Leoben, sein Schwager war der Innerberger Eisenamtmann Philipp Sittich v. Silian zu Liesingau, der vorher Pfleger zu Ernau war. Die Pagge waren damals eine jener Familien, die, vielfach mit dem Bergwesen in Verbindung, zum Teile als Beamte in Dienste verschiedener Herren traten und dadurch bald da, bald dort in unseren Ländern auftauchen. Name und Wappen lassen vermuten, daß wir es nicht mit einem ursprünglich in unseren Alpen heimischen Geschlechte zu tun haben. Der Name ist unserer alpenländischen Namensbildung fremd und fremd ist auch das Wappen mit der Schafschere. Die rote Schafschere im weißen Felde deutet vielmehr auf Oberfranken, wo die Herren von Giech das gleiche Wappenbild führen. Diese territorialen Beziehungen alter Wappenbilder, ihren Zusammenhang ohne Stammesgemeinschaft oder Blutsverwandtschaft mit der *) Original im steierm. Landesarchiv. 2) Nachträglich fand sich eine aus dem Jahre 1612 stammende beglaubigte Abschrift der von Kaiser Rudolf II. ddo. Prag 8. April 1609 den Brüdern Daniel und Martin Pagge erteilten Bestätigung des ihnen von Erzherzog Ferdinand von Steiermork verliehenen adeligen Standes und Wappens unter gleichzeitiger Ausdehnung desselben auf ihre zwei Brüder Adam und Wilhelm, sowie auf ihre Vettern Wilhelm, den älteren, Tobias, Veit, Zacharias, Peter, Joachim, Hans und Christoph die Pagge, welche hiedurch alle den erbländischen rittermäßigen Adel erhielten. Wir können also außer der WappenVerleihung an Peter Pagge v. J, 1550 und der nicht weiter nachweisbaren Wappenvermehrung durch Erzherzog Karl vom 4. November 1576 für die Pagges noch folgende Verleihungen feststellen: Adel von Erzherzog Ferdinand für Franz Pagge ddo. 19. Juni 1601 (Steir. Siegelbuch). Adel von demselben für Dr. Daniel und Martin Pagge (nicht näher bezeichnete Berufung in der Adelsbestätigung K. Rudolf II.). Adelsbestätigung und Ausdehnung auf Brüder und Vettern des Daniel und Martin Pagge von K. Rudolf II. 8. April 1609, ferner soll nach Angabe des Gesuches um die Verleihung des Freiherrnstandes für Hans Hainricher- Pagge v. J. 1663 Dr. Daniel Pagge, Vize-Kanzler der i.-ö. Regierung i. J. 1609 noch eine Wappen­ besserung und das Prädikat „von Rudolfsberg“ erhalten haben.

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