Astronomische Forschung im 18. Jahrhundert 99 von Passemant im Louvre, nach mittlerer Sonnenzeit gehend, und eine andere Pendeluhr, von dem oben genannten Mechaniker angefertigt, die die Sternzeit angab. Selbstverständlich bemühte sich Fixlmillner auch eine gute Bibliothek anzulegen. Die Werke Delalandes10 waren die ersten, die er anschaffte und eifrigst studierte. Auch Heils Ephemeriden und Bodes Astronomische Jahrbücher bezog er von Anfang an. Er schrieb französisch und lateinisch so gewandt wie deutsch. Der im folgenden veröffentlichte Briefwechsel mit Maximilian Hell inWien ist in lateinischer Sprache abgefaßt. Dem Text des Briefes ist vom Herausgeber eine kurze Inhaltsangabe in deutsch vorausgesetzt. Von besonderem Interesse sind die vorzüglichen Vorausberechnungen der Uranusbahn, die Fixlmillners Namen weithin bekannt machten. Darüber muß einiges genauer gesagt werden. Am 13. März 1781 entdeckte Friedrich Wilhelm Herschel1 1 den Planeten Uranus. Rückberechnungen der Bahn dieses Planeten, die er und andere Astronomen unternahmen, zeigten, daß dieses Himmelsobjekt bereits 1690 von Flamsteed12 beobachtet, aber für einen Fixstern gehalten worden war. Hersehe! teilte seine Entdeckung dem königlichen Astronomen Maskelyne13 und durch diesen den übrigen Astronomen Europas mit. Auch Fixlmillner begann sogleich die Beobachtung und Bahnberechnung des neuen Planeten. In seiner ersten Berechnung traute er der bis dahin (etwa 1782) bestimmten Umlaufszeit und der daraus errechneten Entfernung des Planeten nicht die nötige Sicherheit zu, da der bis dahin zurückgelegte Weg und die dazu benötigte Zeit zu gering waren. Wie störend konnten Jupiter und Saturn auf den neuen Planeten in seiner weiteren Bahn einwirken und dadurch die Vorausberechnungen verfälschen? Er zweifelte auch (bereits etwa zu Anfang des Jahres 1783) in einem Brief an Hell an der in vielen Berechnungen anderer Astronomen angenommenen kreisförmigen Bahn des Planeten.14 Bald wurde Fixlmillner mit den Positionsberechnungen von Laplace15 bekannt, und auf die Beobachtung eines vermeintlichen Fixsternes durch Tobias Mayer1 6 am 25. September 1756, hingewiesen. 10 Jeröme Le Fran,;aise Delalande (Bourg-en-Bresse 1732 - Paris 1807), Prof. Astron. und Akad. Paris (königl. Astronom). (Anm. d. Herausg.: In dieser Form unterschreibt er einen an Fixlmillner gerichteten Brief. Archiv d. Sternw.) 11 Friedrich Wilhelm Hersehe! (Hannover 1738 - Slough 1822), erst Musiklehrer dann Privatastronom König Georgs III. von England. LV. Nr. 14 12 John Flamsteed (Derby 1646 - Greenwich 1719) Pfarrer zu Burstow in Surrey, dann erster Astronomer royal. LV. Nr. 14, Bd. !, Nr. 10 tJ Nevil Maskelyne (London 1732 - Greenwich 1811), wurde 1765 zum königl. Astronomen und Direktor der Sternwarte Greenwich bestellt. LV. Nr. 14. " Vgl. Brief Nr. IV. Fixlmillners an Hell. 15 Pierre Simon Laplace (Beaurnont-en-Auge 1749 - Paris 1827) Prof. Mathem. und Akad. Paris, auch unter Bonaparte kurze Zeit Minister des Innern. L.V. Nr. 14. 1., S. 36 Anm. 16 Tobias Mayer (Marbach/Württbg. 1723 - Göttingen 1762) praktischer Astronom, 1751 Prof. Mathem. Göttingen. LV. Nr. 14.
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