Österreichs Eisen in Vergangenheit und Zukunft
DAS EISEN UND SEIN ERZ Unser Zeitalter trägt den Namen "Eisenzeit". Seit vermutlich 5000 Jahren gewinnt der Mensch das Eisen aus den Erzen, und bald wurde es im Frieden wie im Kriege zu seinem wichtigsten Gebrauchs- metall. Soweit wir die Entwicklung heute übersehen können, befinden wir uns zwar noch nicht am Ende dieser weltgeschichtlichen Epoche, wir stehen aber vor der Aufgabe, den Raubbau an den reichen Vorkommen einzustellen und in erhöhtem Ausmaße die noch in größeren Mengen vor- handenen armen oder ungünstig zusammengesetzten Eisenvorräte nutz- bar zu machen. Nach den Berechnungen betragen die nach dem heutigen Stand der Metallurgie verhüttbaren Erzvorräte der Welt zirka 250 Mil- Jiarden Tonnen mit einem Eisengehalt von zirka 100 Milliarden Tonnen. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Erzverbrauch der letzten Jahre von etwa 250 Millionen Tonnen entsprechend einer Roheisenkapazität von etwas über 100 Millionen Tonnen würden diese daher noch für 1000 Jahre reichen. Bei dieser Berechnung wurde allerdings nicht berück- sichtigt, daß die Eisenverbrauchszunahme in den letzten 67 Jahren pro Jahr 3.1 Prozent betragen hat und daß, falls diese Verbrauchssteigerung in gleichem Maße anhält, nach der Summenformel der geometrischen Progression die heute bekannten Erzvorräte bereits, wie Günther be- rechnete, in 111 Jahren erschöpft wären. Da aber nicht feststeht, ob auch künftig die Tendenz der Verbrauchszunahme gleichbleibt und zu hoffen ist, daß noch neue Erzlagerstätten gefunden werden, so darf angenommen werden, daß die Entwicklung günstiger liegen wird als sie Günther gesehen hat. Wenn der uns noch zur Verfügung stehende Zeitraum gewiß auch nicht so kurz ist, so darf nicht übersehen werden, daß wir bisher innerhalb j e n e r Eisenerze, die grundsätzlich nach dem heutigen technischen Stand verhüttbar sind, sehr stark d i e Sorten bevorzugt haben, bei denen dies besonders leicht und billig möglich ist, daß wir also zu sehr den Weg des kleinsten Widerstandes gegangen sind. Es ist kein Anlaß, heute schon von einem bevorstehenden Ende des Eisenzeitalters zu sprechen, jedoch darf die Mahnung nicht überhört werden, die armen Erze verstärkt heranzuziehen und auf sie sowohl bereits bekannte als auch neu zu findende wirtschaftliche Methoden der Verhüttung anzuwenden. Das Eisen ist im reinen Zustande weißglänzend, weich, läßt sich warm verformen, kalt bearbeiten, ist magnetisch und schmilzt bei 1530 Grad. Mit Kohlenstoff legiert, spricht man es zwischen etwa 0.3 bis 1.7 Prozent Kohlenstoff als Kohlenstoffstahl im engeren Sinne an; durch Gehalte an weiteren Elementen verschieben sich diese Grenzen. Neben dem Kohlenstoff kann es nämlich auch mit anderen Elementen, wie Mangan, Silizium, Nickel, Chrom, Vanadium, Wolfram, Titan und Kobalt legiert werden; man spricht in diesem Falle von legiertem Stahl. Der Unterschied zwischen "Eisen", heute "Weichstahl" genannt, und "Stahl" im engeren Sinn ist der, daß "Eisen" über die sogenannten Umwandlungstemperaturen - die je nach der Zusammensetzung zwischen etwa 720 Grad und etwa 900 Grad liegen erhitzt und in 3
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