Österreichs Eisen in Vergangenheit und Zukunft

die Fugger abgaben, hielten sie das Eisen als Kammergut fest in der Hand. Der Landesfürstliche Erzberg (Bild 31), die „Haupteisenwurtzen", wurde nach zwei Seiten abgebaut, u. zw. der über den Prebichlpaß gele- gene Teil nach Süden, also nach Vordernberg (Bild 32), der unter dem Prebichl liegende Erzberg nach Innerberg, dem heutigen Eisenerz. In Vordernberg und Innerberg standen die Schmelzhütten, und in Innerberg auch die Hämmer. Vordernberg lieferte nach dem Niederlagsort Leoben (Bild 33) Rauheisen, das von hier über Judenburg auch auf der alten Straße im Murtal zu verschiedenen Hammerwerken, die es dann weiter- verarbeiteten, gebracht wurde. Von Innerberg ging schon verschmiedetes Rohmaterial nach den Niederlagsorten Steyr (Bild 34) und Waidhofen an der Ybbs (Bild 35), welches von hier als fertiges Erzeugnis an die Donau gebracht und in Krems nach Polen und Rußland, in Freistadt nach Böhmen und Sachsen und in Passau nach Lübeck umgeschlagen wurde, wo 1392 bereits Innerberger Eisen genannt wird. Um 1500 han.:. delt die HANSA mit ihm und in dieser Zeit ging von Lübeck Inner- berger Eisen - das in den Städten um Steyr und Eisenerz verarbeitet wurde - nach England, Spanien und in die Neue Welt. Das Eisen des Hütt<!nberger Erzberges nahm seinen Weg über den Salzburgisch- Bischöflichen Niederlagsort Althofen (Bild 36) und über St. Veit an der Glan nach Italien, von wo es zum Teil nach dem Süden und Osten weiter ging. Die Stadt Waidhofen an der Ybbs, die bis ins 13. Jahrhundert mit Steyr gleichberechtigt war, verlor um diese Zeit ihre Vormachtstellung und Steyr übernahm für Jahrhunderte auf Grund einer Landesfürst- liehen Verordnung die Führung. Mit zunehmendem Eisenbedarf stieg die Produktion in Vordernberg und Innerberg stark an und mit ihr der Holzbedarf. Dies wirkte sich besonders für Innerberg aus, · weil hier Schmelzhütten und Hammerwerke vereint waren, während in Vordern- berg nur die Schmelzhütten standen. Aus der Holznot kam es zur ersten Verlagerung d e.r Produktionsstätten, indem im 13. und 14. Jahrhundert die Hammerwerke von Eisenerz in holzreichere Gegenden des unteren Ennstales abwanderten. Aus dieser örtlichen Trennung heraus ent- wickelte sich auch eine besitzrechtliche Trennung, so daß um 1500 die R_adwerke in Eisenerz und die Hammerwerke im Ennstal selbständig wurden. Allwöchentlich holten sich die Hammermeister ihr Rauheisen in Eisenerz und die Eisenhändler von Steyr ihren Stahl bei den Hammer- werken. Mit der steigenden Eisenproduktion nahm auch die Arbeiter- zahl im Innerberger Gebiet zu und lag im 16. Jahrhundert zwischen 25.00 und 3000 Mann an Berg-, Hütten- und Fuhrleuten; Damit stieg der: Lebensmittelbedarf in dieser schönen, aber armen Berggegend. Die hieraus -resultierenden Schwierigkeiten führten zum Erlaß der Widmung, d. h., eine große Zahl von Orten der lebensmittelreicheren Gegend in den sogenannten Proviantbezirken Scheibbs, Waidhofen a. d. Ybbs und St<!yr, wurden ·nach Hans Pirchegger verpflichtet, ·ins Innerberger Gebiet und -ins Ennstal Lebensmittel zu liefern. ·Als' Gegenfracht ·wurde Eisen rüc,kgeführt, das sodann im Vorland, den sogenannten „Eisenwurtzen'\ yerarbeitet wurde. ·

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