Österreichs Eisen in Vergangenheit und Zukunft

bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts auf der Basis Holzkohle gear- beitet. Der erste Kokshochofen in den Alpenländern wurde erst 1870 in Prävali errichtet. Daneben wurden bis Ende des 18. Jahrhunderts Weich- eisen und Stahl nach dem alten Verfahren im Stuck- und Rennofen her- gestellt. Die Mengen, welche an Eisen und Stahl erzeugt werden konn- ten, waren im 18. Jahrhundert viel zu klein, um den immer stärker werdenden Bedarf zu decken; denn dieser stieg durch die allgemeine; Industrialisierung und die gespannte Kriegslage stark an. Wenn auei½. die Auswirkung in vollem Ausmaße erst später festzustellen war, fällt in diese Zeit eine der großen weltgeschichtlichen Erfindungen, nämlich die der .D a m p f m a s c h i n e durch den Engländer J a m e s W a t t im Jahre 1769. Man kann ruhig sagen, diese Erfindung hat damals der Welt auf lange Zeit ein anderes Gesicht gegeben. Seit Menschengedenken hat- ten Hanf und Flachs die Meere beherrscht und ohne sie wären die Ent- deckungen der Kontinente undenkbar gewesen. Aber auch der Land- verkehr entwickelte sich vom Pferd zur Eisenbahn. Jedenfalls wurde der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bereits bemerkenswerte Ruf . nach Eisen durch diese Erfindung noch lauter, da man sich ihrer großen Auswirkung bewußt war. Die Metallurgen haben in jener Zeit erfolgreia.~ gearbeitet. Der Engländer B e n j a m i n H u n t s m a n scqmolz seit 1740 Weicheisen und Gußeisen im Tiegel und erzeugte Uhr- federn und anderen Kohlenstoffstahl. Damit war die Grundlage für den Ti e g e 1pro z e ß gegeben, der über 150 Jahre der Prozeß des Qua - 1i t ä t s s t a h 1e s geblieben ist. England war um diese Zeit schon fast ganz · auf den Koksroheisetiprozeß übergegangen. Das hiebei anfallende Roheisen war aber im Schwefel hoch, so daß man für den Tiegelprozeß gutes Holzkohlenroheisen in Schw eden und Rußland kaufen mußte. Der im Tiegel erzeugte Stahl war nur fi.ir ein beschränktes Gebiet erforder- lich;; 4er große Mangel an gewöhn liche m Material bestand aber nach wie vor. Außerdem war auch der Tiegelstahl zu teuer. Wieder war es eiri Engländer, Henry Co r t, der 1784 den Pud de 1pro z e ß erfand. Cort ging von der Tatsache aus, daß dem Lande wohl genügend Roh- eisen, aber zu wenig schmiedbares Eisen und Stahl zur Verfügung stan- den. .Sein Streben ging dahin, dem Roheisen den Kohlenstoff rascher zu entziehen, als dies in den Frischfeuern möglich war, um große Men:- gen an Eisen und Stahl herstellen zu können und zugleich die t eure Holzkohle durch mineralische Kohle zu ersetzen. Auf dieses Ziel los- steuernd, schmolz er Roheisen in einem Flammofen derart, daß es mit der Kohle nicht direkt in Berührung kam. Das flüssige, aber immer zä.her werdende Metallbad wurde mit Stangen mühsam von den soge- nannten Puddlern umgerührt und dadurch kräftig mit der Luft in Berührung gebracht, bis der Sauerstoff der Luft auf dem Umweg über die Bildung von Eisenoxyd, und unterstützt durch allenfalls zugegebenes Erz, dem Roheisen den Kohlenstoff entzogen hatte. Neben der Schlacke, die •aus dem Puddelofen abgestochen wurde, blieb ein weiches Eisen zurück, das an Güte dem bisher im Renn- und Stuckofen oder Frisch: feue'r erzeugten Schweißeisen annähernd gleichwertig war. Auf jederi Fall war es gelungen, die erforderlichen Mengen herzustellen, wodurch CJ

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