Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Die Anbetung der Könige (17—19). Die thronende, von zwei Engeln gekrönte Maria mit dem Kind im rechten Zwickel feld der Ostwand (hinter ihr der sitzende Joseph) hält eine Birne, während sich das Kind von ihr weg dem Königszug zuwendet, der sich über die ganze Fensternische der Südwand entwickelt und rechts — so wie links — um den Wandvorsprung herumführt; er beginnt hier mit einer Gruppe von Pferden und einem Kamel (darunter unleserliche Namensinschrift), während der zugehörige Reitknecht sich schon auf dem geraden Wandstück befindet. Eine in betonter Perspektive dargestellte Architekturbekrönung des (nachträglich ver größerten) Fensters, die zugleich einen Teil der Szenerie bildet, trennt diese Gruppe von jener der drei Könige in traditioneller Anordnung (der vordere König kniend mit Kelch, der mittlere auf den Stern weisend; vgl. die seitenverkehrte Komposition in der Johanneskirche in Brixen). Um den Fensterausbruch vor allem links Fehlstelle. Darbringung im Tempel (20) (Abb. 231). Die Szene ist unter eine zinnenbekrönte Arkade gestellt. Die Ikonographie ist traditionell (je ein Begleiter der Hauptfiguren), ebenso die Farbgebung (Farbverschränkung Rot-Grün zwischen Maria und dem Hohenpriester). Eine genremäßige Bereicherung bedeutet die Geste des Kindes, das dem Hohenpriester an die Kapuze greift. Der untere Teil des Bildes sitzt schon ursprünglich auf einer großen Putzplombe. Im Gewand der Madonna sind die modellierenden Lasuren am besten erhalten. Im Gewand des Hohenpriesters größere Retuschen. Marientod (21). Ikonographie traditionell. Christus, inmitten der Apostel, hält die Seele Mariens. Das von zwei — farbig miteinander kontrastierten - Aposteln (Rot-Grün) flankierte, perspektivisch dargestellte Totenbett nimmt den Vorder grund ein. Die rechte Begrenzimg des Bildfeldes ist verloren; Putzplombe wie in (20). Das Gastmahl im Hause dos Pharisäers (22) (Abb. 125). Das Bildfeld wird durch einen Doppelstroif (Dunkelrot-Ocker) begrenzt, er führt an der Oberkante der breiten Wandnische entlang, während die kniende Maria Magdalena (von der nur der nimbierte Kopf in Umrissen erhalten ist) rechts davon tiefer hinabreicht. Die individuell charakterisierten Pharisäer und die exzentrisch — rechts — angeordneten Figuren von Christus und Johannes sind nebeneinander hinter der reich mit Gefäßen besteilten bildparallolen Tafel aufgereiht. In Höhe der Hände eine ursprüngliche Putznaht. iSoweit sich Modellierung erhalten hat (in den Tischgefäßen), ist sie durch sicher hingewischte graue Schatten gegeben. Sie hat jedoch hier zweifellos eine geringere Rolle gespielt als in den übrigen Darstellungen. Sehr flüssige Vorzeichnung, vor allem in Dunkelrot. Vom Meister der Wandmalereien im Untergeschoß. Hl. Christophorus (23). Das einfach begrenzte Bildfeld ist in seinem unteren Teil und rechts zerstört. Vom Heiligen ist nur die Halbfigur, und auch diese nur im Umriß, erhalten. Er trägt das Kind, das er mit der Hand stützt, auf der rechten Schulter. Von dem Baum, den er zweifellos in der Linken hielt, ist nur der Wipfel erhalten. Die reiche Kleidung des Heiligen (Mantel und lange Tunika) ist nur noch im Rauten muster der Tunika zu ahnen. Freigelegt und restauriert in den Jahren 1953 bis 1967 von Prof. Dr. F. Walliser, Literatur: 0. Trapp, Restaurierung der Burgkapelle Aufenstein, in: ÖZKD, VII/1953, S. 118f., Abb. 141. - O. Trapp, Die Restaurierung von fünf Nordtiroler Burgkapellen, in: Beiträge zur Kunstgesch. Tirols (Festschi*, zum 70. Geburtstag Josef Weingartners), Schlern-Schriften Nr. 139, 1955, S. 167 bis 173, T. LVIII-LXI. - L. Weingartner, Neu entdeckte gotische Wandgemälde in Tirol, in: Tirol — Natur, Kunst, Volk, Leben, 1964, Nr. 26, S. 15. G8CHNITZ (BH Innsbruck), Wallfahrtskirche hl. Magdalena Das romanische, lu'sprünglich flach gedeckte Schiff vor 1460 eingewölbt^. Spätgotische Apsis. Drei Bestände von Wandmalereien im Schiff: 1. Einheitliche Freskenausstattung, 12. Jh., 2. Magdalenenlegende an der Nordwand, datiert 1460, 3. Rankenmalerei im Gewölbe, 16. Jh. 1. ZYKLUS DES 12. JHS. Die Dekoration umzog alle drei Wände in Form eines ein heitlich behandelten Bildstreifens (H. ca. 170 cm), über dem die flache Decke unmittelbar angesetzt zu haben scheint. Das später eingezogene Gewölbe überschneidet die Fresken. Der Bildstreif ist dreifach waagrecht geteilt (Rot — Ocker — Grau) und unten durch eine Ranke (Hellgrau auf dunklerem Grau), oben durch einen Mäander (Weiß auf dreierlei Rot) begrenzt. Die Dekoration der Nordwand liegt bis auf zwei Stellen in der Umgebung der Eingangstür noch unter der spätgotischen Schicht verborgen. Jene der beiden anderen Wände ist einerseits durch Beschädigungen der Mauer selbst (Südwand), andrerseits durch Abwetzung der Oberfläche dezimiert. Einheitliche Farbigkeit, die fast ganz auf Rot-Töne gestellt ist. Daneben kommen nur Ocker, Weiß und Grau vor; Blau und Grün fehlen vollständig. Bei grundsätzlich einheitlicher Maltechnik unterschiedliche Sorgfalt der Ausführung. Die am gründlichsten durch gearbeiteten Partien (Gesichter der Maria und des Christ kindes aus der Flucht nach Ägypten [Abb. 232] und der Maria Magdalena [Abb. 2331) sind nach einem strengen Kanon aufgebaut: vier Farbschichten; einheitlicher roter bzw. rosa Gesamtton, dunkelrote Konturen bzw. Schattenlinien, ocker bzw. hellrote Modellierung, weiße Lichter. Die Pupillen sind aus den weißen Augäpfeln ausgespart (bei Magdalena unter lassen). Der volkstümliche Charakter der Malerei (Ornamentalisierung der Gewandmotive) ei'schwert ihre Datierung. Der stilistische Habitus, die Gewandung der Magdalena, der Ornament charakter (Mäander) und der strenge Schichten-Aufbau machen aber ihre Entstehung im 12. Jh. wahrscheinlich. Südwand: Durchlaufender Bildstreif (170 x 300 cm). Das kleine romanische Fenster bildet die Zäsur zwischen dem Sündenfall und der Flucht nach Ägypten. Sündenfall. Größere Fehlstellen im unteren Teil durch Tür ausbruch in der Figur Adams und rechts davon sowie im ^ Die Angabe im Dohio-Handbuch ,,Tirol", 4. Aufl., S. 45, ,,spätgot. Bau, erb. nach Brand E. des 15. Jhs." hat durch die Freilegung der Wandmalereien eine zweifache Korrektur erfahren. Erstens ist das romanische Schiff nicht durch einen Neubau ersetzt worden; zweitens muß die Einwölbung bereits vor 1460 erfolgt sein, da die mit diesem Jahr bezeichneten Wandgemälde sie berücksichtigen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2