Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Juden in der Kreuztragung in Eibiswald mit dem Teufel in der Versuchung Christi in Altenmai'kt {Abb. 226, 227). iSchließlich haben sich in der Filialkirche von Einorsdorf in Kärnten, ca. 30 km westwärts von Altenmarkt, im Chorschluß ebenfalls Fresken unseres Künstlers erhalten, die bereits 1913 freigelegt wurden^. Es sind dies folgende Darstellungen; An der »Südwand der Zug und die Anbetung der Heiligen Drei Könige, an der Nordwand Begebenheiten aus der Katharinen legende (Abb. 228), eine nachträglich eingefügte Thomasszene und eine thronende Madonna, flankiert von den Heiligen Petrus und Katharina, zu deren Füßen Stifter knien. Die Malereien weisen, nahezu bis ins letzte Detail, die charak teristische Malweise und den Stil der Fresken von Altenmarkt auf, so daß sich das Anführen einzelner Merkmale (wie starke Konturen und Lichter) sowie formaler Parallelen (wie Bal dachinformen, Ornamentbänder, Architekturgestaltung, Augen, Bärte usf.) nahezu erübrigt. Stellen wir abschließend die Frage nach der zeitlichen und lokalen Einoi'dnung dieses Malers. Als zeitliche Bezugspunkte können die Werke Johannes Aquilas in Turnisce 1383 und Martijanci 1392 dienen. In den Figuren finden sich bereits ausge|)rägte Züge des Weichen Stils, freilich haftet an ihnen auch noch vieles vom höfischen Gewandbild der Langen Linie. Die Gewandformen des Altenmarkter Malers haben ebenfalls gewisse Elemente des Weichen Stils. An den Einersdorfer Darstellungen hingegen meinen wir noch Merkmale der Langen Linie (in Parallelfalten ausgeführt) zu erkennen. Das Gewandbild des Altenmarkter Meisters ist in seiner stilistischen Haltung noch nicht eindeutig ausgeprägt und erweckt meist den Eindruck verschliffener Formen. Die Raumauffassung, die Perspektive und die zahlreichen Architekturen Aquilas in ihrer verschachtelten, altertümlichen Gestaltung unterscheiden sich weitgehend von Altenmarkt. Für J. Aquilas Werk ist die Gotik des Nordens bestimmend, und zwar nicht nur für die Gesamtauffassung, sondern auch für das D(dail, wie etwa für den Aufbau der Architekturen und vor allem für die Ornamentik, die nur Drei])ässo, Maßwcrkbänrler und Zahnschnittmuster kennt. ® Mitth. d. k. k. Zcntralkomm., 8. 368 mit Abb. - Siehe Katalog, 8. 126 f. In Altenmarkt hingegen finden wir einen Künstler, der in engem Kontakt mit dem Kunstschaffen Italiens gestanden haben muß. Dies verrät sich sowohl in der räumlichen Ein bindung der Figuren in die durchwegs gewölbten Architek turen als auch in der Gesamtauffassung einzelner Szenen, wie jener der Geburt Mariens (Abb. 217), in der noch byzantinische Traditionen wirksam sind. Diese Beziehung zu Italien wird nicht zuletzt durch die Ornamentformen untermauert, die in Altenmarkt nahezu durchwegs rein geometrische Motive, wie Quadrate, Kreise, Rhomben und dergleichen, aufweisen. Diese Motive, die aus dem Ornamentenschatz der Cosmaten geschöpft sind, gehen auf ganz andere Quellen als die im Werk des Johannes Aquila verwendeten, nämlich letztlich antike, zurück. Vergleichen wir Altenmarkt mit dem Werk des Meisters der Achatiusmarter in der Brucker Minoritenkirche^", den mit Abstand bedeutendsten Maler vor 1400 im Lande, so stehen wir zwei gegensätzlichen Welten gegenüber. In Bruck war ein Hofkünstler am Werk, der unter Böhmens Einfluß stand und der sich gotischer Ornamentmotive, wie Vierpaßformen in Kreisen und Blattranken, die in Krabben enden, bediente, dort ein Maier zweiten Ranges, dessen Stärke außer in der Farbgebung in der Bewältigung der Raumgestaltung nach einem einheitlich erstellten Programm lag. Wir wissen, daß seit der Mitte des 14. Jahrhunderts der Ein fluß italienischer Wandmaler in den Alpenländern stark an stieg und um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt er reichte. Zum Teil waren es oberitalienische Wanderkünstler, die nach Norden zogen und in vielen Orten Österreichs Werke schufen, die sich klar vom heimischen Schaffen absetzen (Bruck/Minoritenkirche, Stein an der Donau, Dürnstein, Wien/St. Stephan, Ulmerfeld^^). Eine andere, bei weitem größere Werkgruppe in Steiermark (Murau/Stadtpfarrkirche, Judenburg/Magdalenenkirche, Goß/ W. Frodl, Italienisches und Böhmisches in der steirischen Trecentomalerei, in: Österr. Zeitschr. f. Denkmalpflege, V. Jg., 1951, S. 99ff. O. Demus, Ein italienischer Wanderkünstler an der Donau, in: Österr. Zeitschr. f. Denkmalpflege, 1951, S. 46ff. ■ 4ll '4 ^ } 227. Eibiswald, Pfarrkirche, Wandmalereien; Reste einer Versuchung und Kreuztragung Christi 25 Denkmalpflege

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