Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

'V«3b' 1 iäg: 223, 224. St. Veit in Altenmarkt, Wandmalereien in den Gewölbezwickeln; Darstellung eines Kirchenvaters und des Evangelisten Johaimes Gerüst verstrebten Ornamentbändern deutlich erkennen, daß der Künstler die architektonischen Gegebenheiten des Raumes weitgehend berücksichtigte und sie darüber hinaus noch zu steigern versuchte. Die figuralen Malereien sind in ihrer Eigenart zwar sehr charakteristisch, aber im Grunde eher derb. Unter derb ver stehen wir hier eine spezifische Malweise, die darin besteht, daß alle Figuren und Binnenformen mit breiten Linien konturiert werden, so daß die Einzelheiten meist nicht bis zur letzten Feinheit, sondern oft nahezu schematisch durchgeführt sind. Außerdem fällt auf, daß die Figuren, Landschaften oder Gebäu de farbig meist zu größeren Flächen zusammengefaßt werden, auf denen dann — und zwar ebenso derb, wie die Konturen ge zogen sind — mit Licht und Schatten modelliert wird. Der durch die geschilderten Eigenheiten bestimmte subjektive Stilein druck verleitet zunächst dazu, die Ausmalung des Raumes der Zeit nach dem Verklingen der Spätgotik zuzuweisen. Dagegen sprechen aber deutlich — abgesehen vom Ikonographischen — zwei Argumente: 1. ein technisches: im 16. Jahrhundert nämlich herrschte im Lande meist die Seccomalerei vor, und hier haben wir es mit einem typischen Fresco buono zu tun; 2. orientiert sich die Ornamentik an der sogenannten Cosmatenarbeit, einer Dekorationsform, deren Nachwirken in der Wandmalerei nicht über das Ende des 14. Jahrhunderts hinaus zu verfolgen ist. In der gotischen Wandmalerei des heutigen steirischen Raumes gibt es, mit Ausnahme von Göß, Bischofskapelle, 1283, und Niederhofen, Chorschluß, 1508, kaum Parallelen für eine derart einheitlich konzipierte und geschlossene Raumdekoration. Bei der iSuche nach stilistisch vergleichbaren gemalten Raum ausstattungen lag es daher nicht allein aus geographischen, ethnologischen und kirchenhistorischen Gründen zunächst nahe, nach Süden, vor allem nach Slowenien und Oberkrain, zu blicken. Hier finden sich ja noch das ganze 15. Jahrhundert hindurch zahlreiche vorzügliche geschlossene Wanddekora tionen. Das Ergebnis des Suchens nach Verwandtem war jedoch für diesen Raum negativ'''. Als geographisch und zeitlich naheliegend bot sich die westwärts im sogenannten Übermurgebiet erhaltene Werksgruppe des Johannes de Aquila aus Radkersburg zur Untersuchung an. Zu berücksichtigen waren hier die Bestände in Martijanci, 1392, Turnisce, 1398', und jene der Radkersburger Pistorkaserne®. Johannes de Aquila ver- ® In diesem Zusammenhang sei mir erlaubt, Herrn Univ.-Prof. France Stele, Laibach, Herrn Prof. Dr. Nikolö Rasmo, Trient, sowie Herrn Dipl.-Restaurator John Anders und Herrn Sebastian Enzinger für ihre wertvollen wissenschaftlichen Aus künfte und Hinweise sowie füi' die Überlassung des Restaurierongsberichtes herzlich zu danken. ' F. Stele, Monumenta Artis Slovenicae, Ljubljana 1935, Abb. 41 ff. ® W. Frodl in: ÖsteiT. Zeitschr. f. Kirnst und Denkmali^flege, VIT. Jg., 1953, S. 44.

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