Der Hauptteil der im Wieser Pfarrarchiv lagernden Schrift stücke bezieht sich jedoch nicht mehr auf die dein hl. Veit geweihte Kirche in Altenmarkt, sondern auf die Entstehung der heutigen Pfarrkirche „Zum gegeißelten Heiland" in Wies. Die Ursprungslegende erzählt, daß von der Klosterkirche Steingaden in Oberbayern eine Kopie des Gnadenbildes des gegeißelten Heilands gekauft wurde, die man 1753 am NikolausAltar in Altenmarkt aufstellte. Vom 21. Juni 1756 bis 15. Okto ber 1757 erbaute man auf der nahe gelegenen grünen Wiese vorerst lediglich den Chor der zukünftigen Kirche als Kapelle und übertrug hierher die Gnadenstatue. 1774 erst wurde das großzügige kuppelgewölbte Hauptschiff nach dem Riß des bekannten Marburger Maurermeisters Johann Fuchs errichtet, der die Kirche 1782 bis auf den Turm vollendete. Nicht allein der starke Zulauf der Wallfahrer und die groß zügigen Stiftungen, die der neuen Kirche durch den Schloß herrn zuteil wurden, rückten sie in den Vordergrund, sondern vor allem die Siedlung um die Kirche im Zusammenhang mit dem aufstrebenden Kohlenbergbau sowie die Reformen Josephs II. Durch diese wurde der Pfarrsitz nach Wies ver legt und ein Diözesanwechsel von Lavant nach Seckau vor genommen. Die Reduzierung der Gottesdienste auf zwei im Jahr (St. Veits tag und Betmontag), setzte die Altenmarkter Kirche außer Funktion. Da brach man auf höheren Befehl (angeblich 1783), gegen den Widerstand der Bevölkerung das Kirchenschiff ab und verwendete dessen Material später für den Neubau des Turms der Wieser Pfarrkirche. Bestand vor der Restaurierung Das St. Veiter Presbyterium ist geostet und besteht aus einem Joch und einem ^/g-Schluß (Abb. 213-216). Dessen drei Fenster weisen noch die spätgotischen Gewände auf; das zu gemauerte mittlere besitzt noch Maßwerkreste. Die Seiten fenster erweiterte man, wahrscheinlich beim Aufbau des barocken Altaraufsatzes, um 1680. Auch an den Wänden des Westjoches waren Veränderungen des ursprünglichen Zustandes vorgenommen worden, die auf Grund der gleichartigen Gestaltung der neuen westlichen Schlußwand sicher anläßlich der Demolierung des Kirchenschiffs erfolgten. Restaurierung des Altaraufsatzes Die Sanierungsarbeiten setzten auf Empfehlung des Landes konservators am barocken Altaraufsatz ein. An dessen Predella sind vier Datierungen und Handwerkerzeichen angebracht, die uns die Folge der Fassungen dokumentieren. Die erste Fassung des Altars, der vermutlich in der nahe gelegenen Werkstätte des Bartholomä, Bluemberger in Eibiswald geschaffen wurde, ist 1686 datiert. Die Jahreszahlen 1755, 1862 und 1602 be zeugen die Neupolychromierungen. Die Probefreilegungen ergaben, daß die barocken Fassungs schichten (von 1755) unter Öl- und Temperaanstrich noch vor handen waren. Unter dieser verwaschenen Kot-Gold-Schicht fand sich die ursprüngliche Polychromierung, die, wie dies an Altären der Zeit um 1680 üblich ist, auf der Schwarz-GoldBasis aufgebaut war. Die letzte Bemalung von 1902 besaß Ausdrucksstärke. Sie war in ihrer unbekümmerten bäuerlichen Vielfarbigkeit eigent lich ,,schauerlich schön", aber so dick aufgestrichen, daß man in diesem Fall auf den historisch gewachsenen Bestand, den Alterswert und dergleichen zugunsten der Prägnanz und des Wiedergewinns des ursprünglichen Chai'akters verzichten mußte. Es sei aber zugegeben, daß trotz sorgfältigster Freilegung der ursprünglichen Fassung, auf die gesamte Oberfläche bezogen, praktisch eine Neufassung nach dem Original zustande kam, welcher der Alterswert fehlt; diesem Ergebnis liegen nicht nur historische, sondern auch ästhetische und pi'aktische Er wägungen zugrunde. Um einen weiteren »Substanzverlust zu vermeiden, waren vielerlei Bildhauerarbeiten erforderlich, die vor allem ein Ver fugen und Sichern des desolaten Altaraufsatzes sowie das Ergänzen fehlender Riffelleisten, Ornamente und Skulpturen teile umfaßten^. Auch das Altarblatt mit dem Titelheiligen Vitus war mehrfach beschädigt und mußte doubliert, gereinigt und retouchiert werden^. ^ Restauratoren J. Anders, H. Meier, S. Enzinger. ® Akad. Restaurator M. Baldass-Nemec. erhaltenes Fresko Originaipiatz 213, 214. Altenmarkt, ehem. Pfari'kirche St. Veit (bei Wies, BH Deutschlandsberg); Grund riß und schemat. Wandabwicklung des Chores; die eingetragenen Zahlen beziehen sich auf das ikonographische Programm der Wandmalereien S. 189 f.
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