VORWORT Im Jahrgang 1958 dieser Zeitschrift erschien ein Verzeichnis der seit dem Krieg freigelegten und restau rierten mittelalterlichen Wandmalereien. In den seither verflossenen Jahren scheinen in den Monats- und Jahresberichten der Landeskonservatoren laufend Nachrichten über Freslcenfunde und deren konservatorische Behandlung auf. Die immer mehr zunehmende praktische Beanspruchung des Denkmalpflegers läßt ihn aber leider nur ausnahmsweise die Ruhe zur wissenschaftlichen Publikation dieser Entdeckungen finden. Umso angebrachter scheint es daher der Redaktion, die Vollendung einer Dekade seit dem letzten Überblick in der. Österreichischen Zeitschrift für Kunst und Denkmal2)f,lege zum Anlaß zu nehmen, für diese Zeit spanne wiederum einen Rechenschaftsbericht über die aufgefundenen mittelalterlichen Wandmalereien vorzulegen. Das Ergebnis der ersten Übersicht über das Material war für Redaktion und Bearbeiter eine große Über raschung: Die Funde waren wesentlich zahlreicher als zunächst erwartet und vor allem auch viel umfang reicher als die bis 1958 registrierten. Dies ist indirekt eine Folge des gestiegenen Wohlstandes und der dadurch viel häuß.ger als früher in Angriff genommenen Gesamtrestaurierungen von Kirchen. Diese wiederum sind es, die zum Anlaß für - oft gar nicht vorhergesehene - Freskenfunde werden. Die Fülle des Materials gebot es, der Bekanntmachung nicht nur ein ganzes, sondern sogar ein über Gebühr vergrößertes Doppelheft der Zeitschrift zu widmen, sie machte aber darüber hinaus noch eine Auswahl notwendig: Einerseits sind unbedeutende und ganz schlecht erhaltene Fragmente, andrerseits dekorative Gesamtausstattungen ohne figürliche Darstellungen (z.B. Gewölbedekorationen und Architektur-Polychromierungen) vernachlässigt. Die sehr ungleichmäßige Dichte der Funde in den einzelnen Bundesländern ist nicht das Ergebnis einer ungleichmäßigen Berücksichtigung der Denkmäler - sie spiegelt auch nur in zweiter Linie die unterschiedlich lebhafte Restaurierungstätigkeit -, vielmehr gibt die Streuung der Funde ein ungefähr proportionales Bild der Bedeutung, die der mittelalterlichen Wandmalerei in den Kunstlandschaften Österreichs zukommt. Der Entschluß, dem Rechenschaftsbericht ein Sonderheft zu widmen, entsprang nicht zuletzt der Überzeugung, daß mit einer bloßen Aufzählung der Funde (die andernfalls nur hätte geboten werden können) weder dem allgemein interessierten Leser noch der Forschung ein großer Dienst erwiesen würde. Statt dessen wurden die Angaben über die einzelnen Wandmalereien - bei aller gebotenen Kürze - so gefaßt, daß sie als erste Bausteine für die geplante und hoffentlich in nicht zu ferner Zukunft auch zu verwirklichende CorpusPublikation der österreichischen Wandmalerei des Mittelalters dienen können. Es wird Sache dieses Corpus sein, die im Rahmen eines Periodikums nicht mögliche vollständige Dokumentation der Denkmäler in Abbildungen nachzuholen. Das in wesentlich größerer Vollständigkeit vorhandene Material an fotografischen Aufnahmen steht hingegen im Fotoarchiv des Bundesdenkm.alamtes der Forschung schon jetzt zur Ver fügung. Im Hinblick auf das spätere Corpus und auch deshalb, weil sich in einer Reihe von Kirchen Wand malereien aus verschiedenen Epochen gefunden haben, wurde statt einer - wissenschaftlich gewiß eher ver tretbaren — chronologischen eine topographisch-alphabetische Ordnung des Bestandes gewählt. Bewußt wurde darauf verzichtet, die Texte der einzelnen Bearbeiter schematisch zu vereinheitlichen. Zwei Neuentdeckungen — einem Freskenzyklus in der Steiermark und einer profanen Ausstattung in Tirol — sind eigene Aufsätze gewidmet. Dies ist nicht nur in dem Interesse begründet, das diese Funde beanspruchen dürfen, sondern auch darin, daß ihre Publikation schon zu einem Zeitpunkt vorgesehen war, als der Plan eines Gesamtberichtes in Katalogform noch nicht bestand. (Sie sind daher umfangreicher als die übrigen Katalogbeiträge und wurden im Katalog der entsprechenden Bundesländer jeweils ans Ende gesetzt.) Der Forschung neues Material zugänglich zu machen, ist der Zweck dieser Übersicht; sie konfrontiert aber auch den Denkmalpfleg er mit einer Fülle individueller konservatorischer Probleme; und so mag sie Gelegen heit geben, Methoden und Praktiken der Freskenrestaurierung erneut zu überprüfen. Die Bearbeitung eines so umfangreichen Materials und seine Vorbereitung zur Publikation innerhalb weniger Monate wäre vor allem ohne die tätige Mithilfe der Damen und Herren Landeskonservatoren nicht möglich gewesen; in erster Linie jener, die die große Mühe auf sich genommen haben, den Katalog für ihr Bundesland selbst zu verfassen, aber auch der anderen, die durch Revision der Denkmälerlisten, Unter14 Denkmalpflege
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2