Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Der italianisierende Stil, der im südalpenländischen Gebiet bis in den Beginn des 15. Jahrhunderts fortlebte, scheint sich im Norden nur ausnahmsweise durchgesetzt zu haben. Hier steht die Entwick lung im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts im Zeichen der von Böhmen ausgehenden Gegenbewegung, die aber auch südlich bis in die Steiermark, bis Kärnten und Tirol reichte und wesentlich zur Aus bildung des Weichen Stils beigetragen hat. Die Hand des böhmisch beeinflußten Meisters der Brucker Achatiusmarter ist nun auch in St. Dionysen (Abb. 206) festgestellt worden; seine nicht zu verachtende Kunst muß bei der Etablierung des neuen Stils in den Ostalpen eine bedeutende Rolle gespielt haben. Auch in Kärnten läßt sich die Wichtigkeit der ,,böhmischen" Komponente auf Grund der neuen Eunde besser abschätzen. Die 1406 datierten Gemälde in Weitensfeld (Pfarrkirche, Johanneskapelle, Heim suchung!; Abb. 184) zeigen, daß hier ganz wesentliche Voraussetzungen für die Ausbildung der Stile der indigenen Werkstätten liegen, unter anderem auch der Villacher. Vielleicht müssen wir für die adelige Stiftung von Weitensfeld die Berufung eines auswärtigen Künstlers annehmen. Im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts ist mit auswärtigen Einflüssen auf die österreichische Wand malerei nur noch in geringem Ausmaß zu rechnen: Was an fremden Einflüssen einströmt, findet seine Wirkungssphäre in erster Linie im Gebiet der Tafelmalerei und erst mittelbar durch den Einfluß der Tafelmalerei oder durch die Personalunion von Tafel- und Wandmaler in der Monumentalmalerei selbst. So wird Italienisches durch Konrad Laib, Thomas von Villach, Lienhard von Brixen und die beiden Bacher wirksam, Niederländisches ebenfalls durch Thomas und durch den Schottenmeister. Auch hier haben die neuen Funde Klärung im einzelnen und größere Breite in den Gesamtaspekten gebracht. Im 16. Jahrhundert ändert sich das Bild abermals durch das Auftreten zweier mächtiger Faktoren: enstens der Graphik (Zeichnung und Druckgraphik), die besonders im Norden (Herzogenburg, Abb. 189), aber auch in der Steiermark und in Kärnten der Wandmalerei neue Impulse brachte; und zweitens der Mo numentalmalerei der oberitalienischen Renaissance, die für Kärnten (im Gegensatz zu der viel stärker nordischen maximilianischen Renaissance Tirols) eine weit größere Bedeutung gehabt zu haben scheint, als bisher angenommen wurde. Vor allem die Wandgemälde der Villacher Werkstatt, besonders die Ui'ban Görtschacher zugeschriebenen Fresken (zu denen nun das Jüngste Gericht an der südlichen Außenwand der Kirche von St. Daniel im Gailtal gekommen ist) müssen in engste Beziehung mit den Werken des jungen Pordenone (Valeriano!) gebracht werden. Aber nicht nur, was die Herleitung angeht, haben die neuen Eunde eine Fülle neuer Erkenntnisse ge bracht; auch die ausstrahlende Kraft der tirolischen, steirischen und kärntnerischen Wandmalerei wird durch diese Funde illustriert. Besonders die Entwicklung der krainischen Wandmalerei wird durch die Verbindung mit steirischen und kärntnerischen Werken ganz wesentlich geklärt. Schon ein flüchtiges Durchblättern des neuen Werkes von E. Stele^ zeigt eine Fülle engster Beziehungen, von denen zum Abschluß nur eine hervorgehoben sei: Der Meister der Fresken von Krizna Gora nad Staro Loko (1502 datiert), in dem Stele einen bayrischen Meister vermutet, scheint identisch mit dem Maler von Pöckau (bei Arnoldstein), dessen Zugehörigkeit zur Kärntner Malerei nicht bezweifelt werden kann. Die Auswertung der neuen Eunde ist mit den obigen Zeilen noch nicht einmal begonnen. Mögen diese knappen Bemerkungen und vor allem der folgende Katalog dazu beitragen, daß die Erforschung der österreichischen Wandmalerei des Mittelalters bald als wichtige und dringliche Aufgabe der öster reichischen Kunstgeschichte erkannt und in Angriff genommen wird. F. Stele, Slikarstvo u Sloveniji od 12 do 16 stoletja, Ljubljana 1969.

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